Die wöchentliche CIO-Kolumne

Strategisches Outsourcing gibt es nicht

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.
Wer IT-Kosten sparen muss, lagert Arbeiten aus, die andere besser und billiger erledigen können. Meist sind das vergleichsweise einfach einzugrenzende Tätigkeiten, deren Erfolg sich zudem in Service Level Agreements fassen und konkret beziffern lässt. Der Outsourcing-Branche reicht das jedoch nicht, weshalb sie IT-Entscheider zunehmend mit den Vorteilen des "strategischen Outsourcing" lockt. Um zu begreifen, was das im Unterschied zum herkömmlichen Outsourcing ist, müssen CIOs jedoch kurz mal die Perspektive wechseln.

Manchmal kommt bei Pressegesprächen tatsächlich etwas heraus. Garnicht so selten ist das der Fall, wenn CSC Ploenzke wie jedes JahrEnde September Journalisten versammelt, um über dieGeschäftsentwicklung im Besonderen und den Markt im Allgemeinen zusprechen. Die Location ist angenehm, die Gesprächsatmosphärevergleichsweise offen, und meist ist neben den Vorständen desOutsourcing- und Beratungshauses auch noch ein Gastreferent dabei.

Dieses Jahr war das Detlef Purschke von der Software AG. DiesesUnternehmen ist zwar nicht im Outsourcing-Geschäft tätig und plant daslaut Purschke auch nicht. Aber der für den Dienstleistungsbereichzuständige Vorstand griff das von CSC-CEO Peter Strabel zuvorformulierte Ziel auf, 2005 mit OutsourcingOutsourcing 40 Prozent des Umsatzeseinzufahren, um die konjunkturbedingt immer deutlicher werdendenSchwächen des Beratungs- und Integrationsgeschäfts auszugleichen. Umden Trend zum Outsourcing weiter zu verstärken, so Purschke, müsstendie Anbieter sich künftig weiter aus dem Fenster lehnen. Möglichstbillige Angebote für den Betrieb von Server-Sites oder Rechenzentrenreichten den Kunden nicht mehr. Diese wollten vielmehr, dass dieOutsourcer sich auch strategisch in die Verantwortung nehmen lassen. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Da stand es nun im Raum, das Wort vom strategischen Outsourcing, aberso richtig wussten die Anwesenden nicht, wie es zu greifen sei. DieErläuterungen von Purschke und den anwesenden CSC-Ploenzke-Vorständenhalfen zuerst nicht viel weiter. Outsourcing-Vorhaben müssten getrenntwerden von taktischen Costcutting-Maßnahmen, hieß es. Statt dessengehe es darum, die IT immer besser, schneller und billiger zubetreiben - respektive betreiben zu lassen -, um womöglich gar inneuen Märkten oder neuen Regionen erfolgreich aktiv werden zu können.

Billiger und besser, darum geht es auch beim ganz normalenServer-/Rechenzentrums-/Desktop-Support-Outsourcing. Strategisch istdas noch nicht. Aber im Verlauf der Diskussion kam allmählich Licht indie Angelegenheit: Beim strategischen Outsourcing hätten dieDienstleister mit ins Risiko zu gehen, müssten also erfolgsabhängigeEntlohnung akzeptieren. So ein Commitment gehe weit hinaus überService Level Agreements, etwa in Sachen Server- oderRechenzentrumsleistung. Das Ziel sei vielmehr, gesamte Prozessekostengünstiger und innovativer zu gestalten. Davon solle dannabhängen, wie hoch die Outsourcing-Rechnung ausfällt. Dadurchverbessere sich die Wettbewerbsposition des Anwenderunternehmens, unddas sei doch nun unbestreitbar ein strategischer Vorteil.

Das klang gut, aber irgendwie hatte sich die Katze an der Stelle auchin den Schwanz gebissen: IT-Entscheider entscheiden sich immer für dasOutsourcing von IT-Funktionen, um die davon abhängigen Prozessebesser, schneller und kostengünstiger ablaufen zu lassen. Strategischist diese Entscheidung für CIOs nicht.

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