IT-Manager wetten

"Auf deine Arbeit hätte ich überhaupt keine Lust"

22.08.2019
Von Benjamin Beinroth
Benjamin Beinroth wettet, dass wir bis 2024 ohne vernetzte und Cloud-basierte Technologien nicht die Voraussetzungen für agiles, mobiles und flexibles Arbeiten schaffen können. Der Arbeitsort wird egal sein.
Benjamin Beinroth ist CIO und Mitglied der Geschäftsleitung der Fressnapf-Gruppe.
Benjamin Beinroth ist CIO und Mitglied der Geschäftsleitung der Fressnapf-Gruppe.
Foto: Fressnapf

Ich bin mit Erscheinen dieses Jahrbuchs 40 Jahre jung - oder alt? Erste kniffelige Frage in diesem Kontext. Einigen wir uns - Sie können es ohnehin in gedruckter Form nicht mehr verändern - auf lebenserfahrene vier Jahrzehnte. Ich freue mich, dass ich meinen Blick auf die Gegenwart und die nahe Zukunft in diesem CIO-Jahrbuch formulieren darf und meine Thesen und Ideen mit Ihnen teilen darf. Sie können mich hier nicht wegklicken - maximal weglegen oder umblättern.

Schon ein genialer Schachzug von diesem Gutenberg seinerzeit. Die Erfindung des Buchdrucks liegt übrigens schon mehr als 500 Jahre zurück. Fünf Jahrhunderte, ein halbes Jahrtausend - ein halbes Gigabyte-Jahr. In der digitalen Welt eine schier unfassbare Zeit und der Beweis, dass analoge Technologien immer ihre Daseinsberechtigung haben und manchmal auch die überlegene Form darstellen können.

Vor diesem Hintergrund finde ich es ebenso richtig wie spannend, dass wir als gestandene IT-Manager in einem gebundenen und haptisch erlebbaren Buch über DigitalisierungDigitalisierung sprechen, unsere Wetten abgeben und Thesen aufstellen. Ist das Buch doch so etwas wie der "Antichrist" in einer digitalen Welt. Aber wer weiß: Vielleicht sind diese Seiten 500 Jahre weiter das Werk "damaliger Propheten", und unsere Meriten werden wir erst posthum in vollem Umfang verdienen, wenn wir nicht mal mehr analoge Biomasse mehr sein werden. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Kinder weisen die Zukunft

Bleiben wir aber in der Gegenwart und dem Morgen. Vom aktuellen Alter und von Berufswegen her zähle ich mich durchaus zur Generation, der Digitalisierung nicht ganz fremd ist. Wenn ich aber meiner eigenen Zukunft begegne - das meint insbesondere meine vier Kinder -, dann ist das immer wieder ein spannendes Erlebnis. Mein jüngster von vier Söhnen ist erst in diesem Jahr zur Welt gekommen. Er wird ein Arbeiten, so wie ich es erlebe, vermutlich nicht mehr kennenlernen. Damit meine ich nicht, dass man in Zukunft nicht mehr fleißig und zielorientiert sein muss, um voranzukommen. Aber wenn er seine Ausbildung anfängt, dann ist selbst dieses Buch hier nur noch eine Randnotiz der Geschichte und vielleicht schon überholte "Spinnerei" des Autors.

"Mal was von Skype gehört?"

Das klingt vielleicht überspitzt, ist aber nicht ganz abwegig, wie mir mein 13-jähriger Sohn beim Schreiben dieses Artikels drastisch vor Augen führte. Zur Erinnerung: Meinen Sohn und mich trennen gerade einmal zweieinhalb Jahrzehnte. Und doch könnten die Ausgangsvoraussetzungen zwischen Gegenwart und Zukunft kaum unterschiedlicher sein.

"Auf das, was du da machst, auf deine Arbeit, hätte ich überhaupt keine Lust" - das mag für einen 13-Jährigen eine nicht allzu ungewöhnliche Beurteilung des elterlichen Berufs sein. Aus seiner Sicht wirkt Arbeit vorgestanzt und langweilig. Aber seine Antwort auf meine Nachfrage "Warum genau?", macht mich dann doch etwas stutzig. Sollte mein eineinhalb Jahrzehnte alter Filius tatsächlich bereits erkannt haben, wie ungemein wertvoll in einer digitalen, internationalen und vor allem rastlosen Welt die Ressource Zeit ist? Offensichtlich. Denn er antwortet nahezu entgeistert: "Na, Papa - allein, dass du jeden Tag erst so weit fahren musst, bis du im Büro bist, ist doch Wahnsinn. Hast du schon mal was von Skype gehört?"

Ungeachtet dessen, dass ich mich in meiner

Intelligenz und beruflichen Erfahrung ein wenig verletzt gefühlt habe, war doch die Über­raschung und Klarheit seiner Antwort für mich das perfekte Trostpflaster. Denn was ist hier passiert? Mein Sohn begegnet mit seiner geballten Lebenserfahrung einer der zentralsten Herausforderungen unserer Arbeitswelt ebenso differenziert wie pragmatisch: der (Frei-)Zeit. Und er liefert eine so simple Lösung, dass man sich wundert, nicht selber intensiver darüber nachgedacht zu haben.

Zufallstreffer? Mitnichten. Denn als ich ihn frage, wie er sich denn sein berufliches Leben nach der Schule und möglicherweise einem Studium vorstellt, spielt die Zeit wieder eine elementare Rolle. "Ich möchte irgendwann mal was Unstressiges machen. Was Gechilltes. Etwas, das man von zu Hause oder überall machen kann. Ich will mal selbst entscheiden, wann ich arbeite. Um fünf Uhr aufstehen und um 22 Uhr nach Hause kommen - das macht keiner mehr!"

CIO-Jahrbuch 2019
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Foto: CIO.de

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