Ralph Dommermuth

Der einzige deutsche Internet-Milliardär

18.08.2014
Ralph Dommermuth ist der milliardenschwere Kopf hinter United Internet. Das Erfolgsrezept des bodenständigen Westerwälders: starke Ideen zur richtigen Zeit. Und wenn sie richtig gut sind, passen sie seiner Meinung nach auf einen Bierdeckel.

Die große Show ist nicht die Sache von Ralph Dommermuth. In einem Frankfurter Hotel redet er mit leichtem Westerwälder Dialekt zum 66. Mal über einen Quartalsbericht seines Unternehmens - United Internet. Die Stimme hebt er kaum. "Wir sind gut unterwegs", sagt er - fast schon eine Untertreibung angesichts kräftiger Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Der Internet-Dienstleister aus Montabaur, von Dommermuth groß gemacht, ist eines der Schwergewichte der Branche, der Manager einer ihrer Pioniere.

Der 50-Jährige ist der einzige deutsche Internet-Milliardär, gilt als jüngster Selfmade-Milliardär des Landes - und doch kennen ihn viele nicht. In der Öffentlichkeit zeigt sich Dommermuth selten. Die Tatsache, dass er mit United Internet in seiner Heimatstadt Montabaur blieb, zeugt von Bodenständigkeit trotz des kometenhaften Aufstiegs.

Das Bleiben begründet er nicht mit Emotionen für die Heimat. "Es ist ein guter Standort - mitten in Deutschland mit Autobahn- und ICE-Anschluss", erklärt er. Auch sein Engagement im Segelsport 2007, als er für das erste deutsche Boot beim America's Cup sorgte, verkauft er nicht als großen Lebenstraum: "Wir haben darin vor allem eine Event-Plattform gesehen, die gut zu unseren Marken passte." Mit derlei Nüchternheit manövriert Dommermuth United Internet erfolgreich durch die sich rasch wandelnde Telekommunikationswelt.

Angefangen hat die KarriereKarriere des mit dem Model Judith Berger verheirateten Managers eher unspektakulär. Das Gymnasium verließ er vorzeitig, nach der Realschule und der höheren Handelsschule machte er eine Lehre bei der Deutschen Bank. Alles zu Karriere auf CIO.de

Schon bald kehrte Dommermuth diesem Job den Rücken, es zog ihn in die Computerbranche. Er verkaufte im Geschäft eines Freundes Rechner, um 1988 mit 24 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und die 1&1 Marketing GmbH zu gründen.

Die erste Geschäftsidee: Marketingkonzepte für kleine Softwarefirmen entwickeln. Später bot er zunehmend eigene Internet-Dienste an, sein Unternehmen wuchs rasant, Dommermuth wurde zu einem Gesicht des Internet-Booms. 1998 wurde die 1&1 Internet AG & Co. KG a.A. als erstes Internet-Unternehmen des Neuen Marktes an der Frankfurter Börse notiert - ein Meilenstein. 2000 ging es als United Internet AGUnited Internet AG weiter, die bis heute im Technologiewerte-Index TecDax zu Hause ist. Top-500-Firmenprofil für United Internet AG

Das Platzen der Internet-Blase 2000 machte auch Dommermuth schwer zu schaffen. Doch er stieß rechtzeitig unrentable Geschäfte ab, konzentrierte sich vor allem auf die Aktivitäten als Webhoster und Internet-Provider. "Ich hatte auch Tiefs, das will ich gar nicht verhehlen", sagt der mit Ex-Telekom-Chef René Obermann befreundete Dommermuth rückblickend. Aber stets sei er optimistisch geblieben.

Entscheidend seien Visionen. Die entstünden nicht in "scheingenauen Excel-Tabellen mit drei Nachkommastellen" und kämen nicht in endlosen Präsentationen daher. "Da bin ich kein Fan von. In meinem Büro gibt es grundsätzlich Präsentationsverbot", sagt er. "Eine gute Idee passt auf einen Bierdeckel."

Genau davon hat Dommermuths United Internet mit seinen Marken 1&1, Web.de oder GMX reichlich - das zeigt der Erfolg. 2013 machte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 2,7 Milliarden Euro und zählte etwa 6900 Beschäftigte, 2014 könnten sich die Erlöse der Marke von drei Milliarden Euro nähern.

Dommermuth, den der "Stern" einst zum deutschen Mister Internet kürte, hält 42,27 Prozent der Anteile am Unternehmen, sein Vermögen schätzt das "Forbes"-Magazin auf rund 2,9 Milliarden Euro. Doch er ist mehr als United Internet. Ende 2013 gründete er mit Freund Guido Westerwelle (FDP) die Westerwelle Foundation, die sich für Demokratie, soziale Marktwirtschaft und Rechtsstaatlichkeit weltweit einsetzt. Zur Ruhe kommen will Dommermuth noch längst nicht: "Das Feuer brennt noch, ich bin immer noch hungrig." (dpa/rs)

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