Meta-Group-Studie

Linux in den Startlöchern

02.09.2002
Von Marita Vogel

Über diese Anfänge ist der Haushaltstechnikhersteller Berndes GmbH längst hinaus. Bereits 1998 entschied sich der Arnsberger Mittelständler, der mit weltweit 270 Mitarbeitern rund 50 Millionen Euro umsetzt, die IT fast komplett auf Linux umzustellen. Abgelöst wurde damals eine IBM-AS/400 mit betriebswirtschaftlicher Software und verschiedenen Anwendungen.

Mittlerweile laufen neben sämtlichen Servern auch 80 Thin Clients in der Hauptverwaltung unter Linux. Dort hatte es zunächst Akzeptanzprobleme gegeben, erinnert sich IT-Leiter Lars Kloppsteck. "Aber die Mitarbeiter hätten sich ohnehin auf ein neues System einstellen müssen." Größte Hürde seinerzeit war die Schulungssituation. Schließlich machten sich einige der Mitarbeiter bei der Arnsberger Volkshochschule mit dem neuen System vertraut.

"Wir standen vor der Frage, ob wir ein klassisches, NT- oder ein Linux-basiertes Netzwerk aufbauen", sagt Kloppsteck. Wir haben uns vor allem aus Kostengründen für Linux entschieden. Sonst wäre Linux damals schwierig durchzusetzen gewesen." Mittlerweile würden sich die dauerhaften Einsparung zwischen 30 und 40 Prozent bewegen. Der 24-Jährige, der sich selbst nicht als "Linux-Freak" sieht, schwärmt dennoch geradezu davon: "Die Stärken liegen vor allem in der Stabilität, der leichten Administration und Anpassung sowie in der Unabhängigkeit von Herstellern, Plattformen und proprietären Umgebungen."

Genau dies sind auch die Vorteile, die die Teilnehmer der Meta-Group-Studie nennen: "Die Anwender sind in puncto Kosteneinsparung, Performance und Stabilität der Anwendungen sehr zufrieden", sagt Huber-Graul. Allerdings:"Die Software-Unterstützung, der Installations-Support und der Administrationskomfort werden noch als neuralgische Punkte betrachtet", so der Marktforscher. Richtig unzufrieden seien die Anwender aber an keiner Stelle. Sogar die Integrationsfähigkeit mit anderen Plattformen erhalte relativ gute Noten.

Genau hier setzt jedoch die Kritik von Dieter Geile an, CIO von Sartorius in Göttingen. Beim Wäge-, Umwelt- und Biotechnikhersteller (Umsatz 2001: 450 Millionen Euro) laufen im kaufmännischen Bereich alle Systeme in einer Windows-Umgebung, im produktionsnahen hingegen einige auf Linux. Diese Situation "ist einfach aus der Ablösung des ehemaligen Betriebssystems VMS erwachsen", erklärt der 45-Jährige. Als 1998 die Restrukturierung der IT anstand, habe Linux auf ihn keinen professionellen Eindruck gemacht. Die rund 70 Linux-Anwender in der Produktionssteuerung hätten zu dieser Zeit jedoch schon einige Programme selbst entwickelt, die sie nicht wieder aufgeben wollten. "Warum soll man auch verändern, was gut läuft - Linux ist ja kein schlechtes Produkt", sagt Geile pragmatisch.

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