Webmonitoring zum Online-Wahlkampf

Piratenpartei liegt vor SPD und CDU

10.08.2009
Von Christa Manta
Zwei Monate vor der Bundestagswahl ist die Piratenpartei Deutschlands stärkste Partei im Internet. Das ergab ein Webmonitoring der Business Intelligence Group, die den Online-Wahlkampf aller Bundestagsparteien plattformübergreifend ausgewertet und dabei auch Social-Media-Applikationen wie soziale Netzwerke oder Twitter berücksichtigt hat.

Bei VZ, der mit fast 14 Millionen Nutzern größten Online-Community Deutschlands, hat die Piratenpartei über 38.000 Mitglieder und ist damit beliebter als SPD und Grüne zusammen. Beim Microblogging-Dienst Twitter vereinen die Piraten mit 12.399 positiven Kommentaren sogar mehr Anhänger als alle derzeitigen Bundestagsfraktionen zusammen. Diese wurden insgesamt 10.540 Mal positiv bewertet. Und laut einer Umfrage des Portals onlinewahlen.com kann die Piratenpartei im Vergleich mit anderen Kleinstparteien, den so genannten "Sonstigen", 96,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen.

Piraten reiten im Web 2.0 die höchsten Wellen

Wie lässt sich dieser große Erfolg der jungen Partei erklären? Laut Business Intelligence Group verändert das Internet die Regeln der politischen Kommunikation und belohnt jene Parteien, die sich mit den Veränderungen auseinandersetzen. So würden die Macher der Piratenpartei neben einem Forum mit rund 100.000 Postings, beliebten Twitter- und YouTube-Kanälen und Community-Profilen auch eine Online-Enzyklopädie namens Piratenwiki betreiben, um ihre Anhänger zu vernetzen. Ein Piratenspot-Wettbewerb im Internet ruft auf, selbst gedrehte Werbespots zur Piratenpartei auf eine eigens konstruierte Webseite hochzuladen. Diese werden vom Publikum bewertet und der Gewinner wird im Bundestagswahlkampf landesweit ausgestrahlt.

So viel Internet-Initiative zahlt sich aus. Innerhalb von einer Woche hat die Piratenpartei laut Business Intelligence Group alle etablierten Parteien in Deutschlands größtem Social Network überholen können. Letztere würden das Web 2.0 und seine Möglichkeiten vernachlässigen und sein Potenzial gerade bei jüngeren Leuten unterschätzen. Denn gerade diese würden sich gerne in Foren, Blogs oder Communities informieren.

Webmonitoring zu Themen und Tonalitäten

Für die Analyse des Online-Wahlkampfes nutzt die Business Intelligence Group Verfahren aus der BI, die Ergebnisse werden anhand von Scorecards oder Dashboards aufgezeigt. Neben dem Beitragsaufkommen zu bestimmten Themen, der Anzahl von Mitgliedern oder Anhängern einer Partei in Foren oder Sozialen Netzwerken, hat die Business Intelligence Group auch Tonalitäten gemessen und Stimmungsbilder gezeichnet. Hierfür wurden linguistische und semantische Methoden eingesetzt, die die B.I.G. in Zusammenarbeit mit der Tochterfirma Texttech aus Leipzig entwickelt hat. So wird etwa nach der Häufigkeit von Schlüsselbegriffen in der Nähe von Ausdrücke gesucht, die einen Rückschluss auf die Tonalität zulassen. Bei der Analyse rund um den Microblogging-Dienst Twitter werden so genannte Hashtags ausgewertet, mit denen Twitterer ihre Emotionen ausdrücken können. Um Fehler zu vermeiden und der Komplexität des Themas gerecht zu werden, werden die maschinellen Verfahren zur Bestimmung von Themen und Tonalitäten im Anschluss redaktionell aufbereitet.

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