"Jedes Auto ist zu retten"

Porsche und Co. möbeln Oldtimer auf

24.07.2019
Einen zerbeulten Oldtimer wieder in den Originalzustand versetzen? Für Autobauer kein Problem. Die Besitzer der Klassiker müssen allerdings genug Zeit und Geld mitbringen.

Werksrestaurierung heißt das Konzept, das viele Autobauer im Angebot haben, um sich ein gutes Stück vom Oldtimermarkt zu sichern. Auf rund 10 Milliarden Euro hatte eine Studie der Unternehmensberatung BBE Automotive 2018 das deutsche Marktvolumen für Oldtimer ab 30 Jahren und in der Freizeit genutzten Youngtimer ab 20 Jahren beziffert. Darunter fällt der Verkauf der Liebhaberautos, aber auch etwa der Handel mit Ersatzteilen und Aufrüstungen.

Auch Porsche bietet Werksrestaurierungen an.
Auch Porsche bietet Werksrestaurierungen an.
Foto: r.classen - shutterstock.com

Werksrestaurierungen sind ein teurer Service für zahlungskräftige Kunden, denn beim Aufwand gibt es kaum eine Grenze nach oben. "Jedes Auto ist tatsächlich zu retten", sagte Ulrike Lutz, Leiterin von Porsche Classic, beim Start der Oldtimer-Messe im April in Essen.

Wer seinen Klassiker in den Originalzustand versetzen lassen will, braucht abgesehen von viel Geld aber auch reichlich Zeit. "Es kommt immer auf den Fahrzeugtyp an. Grob geschätzt dauert eine vollständige Restaurierung eineinhalb bis zweieinhalb Jahre", sagt Klaus Reichert, Leiter des Mercedes-Benz Classic Centers. Solange brauchen die insgesamt 24 Mitarbeiter in der Mercedes-Werkstatt, um einen Wagen vollständig in den Zustand seines Geburtsjahres zu versetzen. Pro Jahr werden in der Mercedes-Werkstatt durchschnittlich vier Fahrzeuge fertiggestellt, vor allem der legendäre 300 SL Flügeltürer.

1000 Arbeitsstunden allein beim Karosserie-Bauer

Über die Kosten einer Komplettsanierung hüllen sich die Autobauer weitgehend in Schweigen. Bei Porsche, wo eine Komplettsanierung auch schon mal vier Jahre dauern kann, gibt es immerhin einige Anhaltspunkte. "Bei einer Komplettrestaurierung eines Porsche 356 können allein 1000 Arbeitsstunden beim Karosserie-Bauer anfallen", berichtet Uwe Makrutzki, Leiter der Werksrestaurierung des Sportwagenbauers. So kann allein für die Arbeiten am Grundgerüst des Wagens ein sechsstelliger Betrag anfallen. Rund 100 Fahrzeuge stehen in der Porsche Werkstatt, die komplett oder teilweise restauriert oder nach Unfällen wieder in Stand gesetzt werden.

Ob sich die Investitionen der Autoenthusiasten in die Werksrestaurierungen irgendwann auch finanziell auszahlen, ist offen. Der weltweite Oldtimer-Hype der Jahre 2014 bis 2016 sei jedenfalls vorüber, sagte Leiter der Techno-Classica, Eduard Franssen. Die Preisentwicklung habe sich wieder normalisiert. Für die meisten Oldtimer-Besitzer seien historische Fahrzeuge ohnehin Liebhaberstücke und keine Investitionsobjekte.

Für die Autobauer haben die Werksrestaurierungen zudem einen finanziell nicht bezifferbaren Effekt. "Natürlich müssen wir auch Deckungsbeiträge erzielen. Vor allem sind wir aber die Hüter der Tradition und Authentizität von Porsche", sagt Werkstattchef Makrutzki. Markenpflege stehe für die Classic-Abteilung im Vordergrund. Hinzu kommt, dass in den Werkstätten die häufig eigens angefertigten Ersatzteile für die Porsche-Klassiker getestet werden können, bevor sie in den Verkauf gehen.

Aber nicht nur Sportwagen werden von den Herstellern für viel Geld quasi wieder zu Neuwagen gemacht. Volkswagen hat einen im Kundenauftrag komplett erneuerten Bus aus dem Jahr 1982 nach Essen gebracht, der seit drei Generationen im Besitz einer Familie ist. Damaliger Kaufpreis für den T3-Bulli: 26 882 D-Mark. Zu den Restaurierungskosten macht die Nutzfahrzeugsparte von VW ebenfalls keine Angaben. Nur so viel: "Wirtschaftlich ist das noch nicht", sagt Firmensprecher Christian Schlüter. Aber in diesem Fall hätten "unbezahlbare Erinnerungen" im Vordergrund gestanden. (dpa/ad)

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