TV-Konzern unter Druck

ProSiebenSat.1 reagiert mit Umbau auf Werbeflaute

06.12.2017
ProSiebenSat.1 will seinen Problemen im TV-Werbegeschäft mit einem Konzernumbau begegnen.

Wie bereits im August in Aussicht gestellt, soll das Unternehmen ab nächstem Jahr nur noch auf drei statt auf vier Säulen stehen. Dabei erhofft sich das Management um den scheidenden Chef Thomas Ebeling vor allem über die Zusammenlegung der TV-Sparte mit den Online-Unterhaltungsplattformen Einsparungen von mehr als 50 Millionen Euro bis 2019/2020. Anleger honorierten die Pläne mit einer steigenden Nachfrage nach ProSiebenSat.1-Papieren: Die Aktie war am Mittwoch der einzige Dax-Wert im Plus.

Zugleich will sich ProSiebenSat.1ProSiebenSat.1 in seinem Geschäft mit InternetportalenInternetportalen gänzlich von der Reisesparte trennen. Nach dem Verkauf des schwedischen Online-Flugreisebüros Etraveli im Juni prüfe man auch weiterhin die Veräußerung von weg.de und tropo, teilte der Konzern am Mittwoch in Unterföhring mit. Für die verbleibenden vier Kategorien - also die Vergleichs- und Mobilitätsportale (wie billiger-mietwagen.de), die Freizeit- und Datingportale (wie Parship), die Gesundheits- und Beautyfirmen (wie Flaconi) sowie die Mode- und Einrichtungsunternehmen (wie moebel.de) - ist ProSiebenSat.1 derzeit auf der Suche nach Partnerinvestoren. Hier will der Konzern im Laufe des zweiten Quartals 2018 zu einem Ergebnis kommen. Top-500-Firmenprofil für ProSiebenSat.1 Group Top-Firmen der Branche Medien

Schwächelnder TV-Werbemarkt

Bleibt als drittes Segment noch die Produktionssparte. Hierin platziert ProSiebenSat.1 seine Produktions- und Vertriebsfirma Red Arrow sowie die auf Youtube laufende Videoplattform Studio 71. Man habe die neue Struktur gemeinsam mit dem Aufsichtsrat entwickelt, unterstrich Ebeling, der den Konzern am 22. Februar 2018 vorzeitig verlassen wird und bislang noch keinen Nachfolger gefunden hat. Zuvor hatte der 58-Jährige mit abschätzigen Bemerkungen über die eigenen Zuschauer Kritik auf sich gezogen. Später erklärte er, es habe sich um eine "plakative Zuspitzung" gehandelt. Keinesfalls habe er die TV-Zuschauer diskreditieren wollen.

Ebelings Hauptproblem ist aber schon seit Längerem der schwächelnde TV-Werbemarkt. Im November hatte ProSiebenSat.1 unter anderem deswegen endgültig seine Prognose kassiert. Der Konzern hatte zuvor bereits mehrmals in diesem Jahr seine Erwartungen für das Fernsehwerbegeschäft gesenkt, dabei aber an seinen Prognosen festgehalten.

Erlöse sollen steigen

An den jüngsten Prognosen für das laufende Geschäftsjahr hielt ProSiebenSat.1 nun fest. So sollen die Erlöse im mittleren statt im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie der bereinigte Konzernüberschuss sollen das Vorjahresniveau nur noch leicht übertreffen. Auch die Dividendenpolitik soll bleiben wie sie ist: Mit einer Ausschüttungsquote von 80 bis 90 Prozent des bereinigten Konzernüberschusses.

Mittelfristig ist zudem ein Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich geplant. Das Plus will ProSiebenSat.1 überwiegend organisch erreichen. Bis 2022 sollen die Erlöse im Vergleich zum Jahr 2017 damit um mehr als eine Milliarde Euro zulegen. Auch das bereinigte operative Ergebnis soll weiter steigen, die bereinigte operative Marge (Ebitda) wird mittelfristig im mittleren 20-Prozentbereich erwartet.

An der Börse sorgte die Bekanntmachung für positive Stimmung - die Aktie legte am Vormittag um über 4 Prozent zu. "Viele Akteure haben nicht mit größeren strategischen Änderungen gerechnet", sagte ein Händler. Die Aussagen kämen daher entsprechend gut an. Allerdings sei die Haltung unter Investoren zu der Aktie im Vorfeld auch "sehr schlecht" gewesen, was sich im Kurseinbruch von 35 Prozent seit dem Hoch von Anfang April widerspiegele. (dpa/rs)

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