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Allgemeiner Deutscher Automobil Club

Straßenwacht setzt auf Tablet-PCs

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Gerissener Keilriemen? Von wegen. Komplexe Elektronikbausteine verursachen heute das Gros aller Pannen. Mit Tablet PCs in den Pannenfahrzeugen will der ADAC im Elektrochaos auf den Autobahnen den Überblick behalten.

Das Ende seiner Dienstfahrt im Mai des vergangenen Jahres wird der thailändische Finanzminister Suchart Jaovisidha so schnell nicht vergessen: Nachdem ein Fehler in der Autoelektronik sämtliche Funktionen des Dienstwagens lahm gelegt hatte, befreiten ihn seine Mitarbeiter mit Vorschlaghämmern aus dem 7er BMW. Ihm hatte der Erstickungstod gedroht, weil sich in der Gluthitze weder die Türen noch die Fenster der Nobelkarosse öffnen ließen und die Klimaanlage streikte.

Die meisten Pannen, mit denen sich die Straßenwacht des ADAC herumschlagen muss, sind weniger lebensbedrohlich. Doch wie in Thailand sind auch hier immer öfter Elektronikbausteine schuld, wenn irgendwo ein Fahrzeug liegenbleibt. Ein Drittel aller Pannen in Deutschland sind laut Statistik des ADAC auf derartige Fehler zurückzuführen.

Seit November vergangenen Jahres müssen die 1650 Pannenhelfer des Automobilclubs in solchen Fällen nicht mehr schulterzuckend den Abschleppwagen rufen. Bislang hatten sie neben Schraubenschlüssel, Akkuschrauber und Kneifzange vor allem fünf Aktenordner voller Reparaturanleitungen an Bord. Die bleiben nun zu Hause. Dafür ist bei jeder Fahrt ein CF-18 Tablet PC von Panasonic an Bord.

"Es ging um die Frage, wie die Straßenwacht in Zukunft arbeiten soll", sagt Torsten Jädtke, ADAC Projektleiter Straßenwacht-PC. Bislang können 83 Prozent der Fahrzeuge nach dem Eingriff eines ADAC-Pannenhelfers weiterfahren - eine Quote, anhand derer der Automobilclub die Qualität seiner Arbeit festmacht. Das Ansteigen des Anteils von Elektronikfehlern an den Pannen stellte seit einigen Jahren zunehmend diese Quote in Frage. Deshalb beschloss das Präsidium des Automobilclubs Anfang 2003, mit dem Projekt Straßenwacht-PC zu reagieren. Über den Return on Investment wurde bei dem Projekt, das den Verband eine Summe im oberen einstelligen Millionen-Euro-Bereich kostet, nicht diskutiert, weil allen Beteiligten klar war, dass das Verkehrsunternehmen ohne die Kompetenz, auch weiterhin fast alle liegengebliebene Fahrzeuge flicken zu können, keine Zukunft hat.

Informationen zu jedem Modell

Auf den Tablet PCs für die Straßenwacht ist nicht nur die Wissensdatenbank gespeichert, die der ADAC zusammen mit den Autoverbänden in der Schweiz und in Österreich aufgebaut hat. Dieser mehrere Gigabyte große Bestand ist der Hauptgrund, warum die zunächst als Arbeitsgeräte vorgesehenen Handheld-Computer nicht als Pannenhelferhilfe in Frage kamen. Von der Beschreibung der Antriebswellenfunktion bis zur Anleitung zum Zahnriemen-Ein- und Ausbau finden sich nun auf den Tablet PCs verlinkte Automodell- und Teile-Informationen. Per Mausklick lassen sich Schaltplandiagramme und Bauteilgruppen aufrufen.

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