National-Roaming-Vertrag

Telefonica ebnet 1&1 Drillisch Weg zum neuen Mobilfunkanbieter

15.02.2021
Auf dem Weg zum vierten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland hat 1&1 Drillisch das neue Angebot von Telefonica Deutschland (O2) zur Mitnutzung seines Mobilfunk-Netzes angenommen.
Auf dem Weg zum vierten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland: 1&1 Drillisch.
Auf dem Weg zum vierten Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland: 1&1 Drillisch.
Foto: 1&1 Drillisch

Zudem gelten neue Preiskonditionen rückwirkend ab Juli 2020, teilte 1&1 Drillisch1&1 Drillisch am Montag mit. Der Vertrag soll im Mai 2021 abgeschlossen werden. "Die Vereinbarung mit 1&1 Drillisch sorgt für langfristige Planungssicherheit und in den kommenden Jahren für signifikante Umsatz- und Ergebnisbeiträge. Unseren mittelfristigen Ausblick bestätigen wir", sagte Telefonica-Deutschland Markus Haas. TelefonicaTelefonica kann damit also besser mit Mieteinnahmen planen und sein Netz stärker auslasten. Die Erlöse aus dem National-Roaming-Abkommen sollen ins eigene Netz reinvestiert werden. Über die Höhe des Deals wurde Stillschweigen vereinbart. Top-500-Firmenprofil für 1&1 Drillisch AG Top-500-Firmenprofil für Telefonica

Die Drillisch-Papiere legten nach Handelsbeginn um mehr als fünf Prozent zu, der Aktienkurs der Mutter United InternetUnited Internet ging um knapp zwei Prozent nach oben. Dagegen stieg die Telefonica-Aktie nur leicht um ein halbes Prozent. Top-500-Firmenprofil für United Internet

Durch die erneuerte Partnerschaft wird der derzeitige MBA-MVNO-Vertrag (Mobile Bitstream Access - Mobile Virtual Network Operator) nach Telefonica-Angaben in ein National Roaming Agreement (NRA) umgewandelt. Der neue Vertrag soll zunächst fünf Jahre lang gelten und kann zweimal verlängert werden. Er umfasst 2G, 3G und 4G, aber nicht den neuen Mobilfunkstandard 5G5G, den 1&1 Drillisch selbst durch neue Mobilfunkmasten anbieten will. Alles zu 5G auf CIO.de

Bereits im Oktober 2020 hatte Telefonica seinem Wettbewerber ein Angebot gemacht. Allerdings passten dem Unternehmen aus Montabaur die Preise nicht: Letztendlich musste die EU-Kommission nach Darstellung von 1&1 Drillisch die Münchner bitten, das Angebot aus dem Oktober nachzubessern. Telefonica hingegen sieht einen Kompromiss beider Seiten.

1&1 Drillisch hat auch mit der Telekom und Vodafone verhandelt

Im Zuge der Auflagen für den Erwerb von E-Plus im Jahr 2014 hatte sich Telefonica verpflichtet, bis zu 30 Prozent der Netzkapazität an einen Wettbewerber zu verkaufen. Der Vertrag mit Drillisch ermöglicht eine Überprüfung der Konditionen zweimal im Jahr. Verhandelt hatte 1&1 Drillisch auch mit der Deutschen Telekom und Vodafone, sich aber nun für das Telefonica-Angebot entschieden.

1&1 Drillisch ist auf die Mitnutzung eines Fremdnetzes (National Roaming) angewiesen, solange es selbst noch nicht genug Mobilfunkstandorte für eine ausreichende Flächenversorgung hat. Dabei können sich Handynutzer in Gebieten, in denen ihr Netzbetreiber keine eigenen Antennen hat, mit einem anderen Netz verbinden. Die Mitnutzung ist eine Zwischenlösung, bis 1&1 Drillisch eigene 5G-Mobilfunkmasten gebaut hat.

Aus dem neuen Angebot ergibt sich für 1&1 Drillisch für das Geschäftsjahr 2020 ein positiver Ergebniseffekt von rund 34 Millionen Euro. Dieser soll als periodenfremder Ertrag im laufenden Geschäftsjahr gebucht werden. Zuvor hatte das Unternehmen aber wegen "erheblicher Preiserhöhungen" für die Nutzung des Telefonica-Netzes die Prognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen deutlich auf 600 Millionen Euro gesenkt, nachdem zuvor ein Wert auf Vorjahresniveau (683,5 Millione Euro) erwartet worden war.

Operatives Ergebnis von 1,05 Milliarden Euro

Ungeachtet dieses Ergebniseffektes teilte die Drillisch-Mutter United Internet auf Basis vorläufiger Zahlen mit, im vergangenen Jahr einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber. Ebitda) von 1,18 Milliarden Euro erzielt zu haben. Das sind knapp 5 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Allerdings fielen für die Ausbuchung nicht mehr genutzter VDSL-Kontingente hohe Kosten an, sodass inklusive Sonderposten ein operatives Ergebnis von 1,05 Milliarden Euro zu Buche stand. Für 2021 erwartet das Management dann ein Ebitda von 1,22 Milliarden Euro.

Beim Erlös will United Internet nach einem leichten Wachstum 2020 noch was drauflegen. Nach 5,36 Milliarden Euro im vergangenen Jahr sollen die Umsätze 2021 auf 5,5 Milliarden Euro steigen. Mit rund 25 Millionen kostenpflichtiger Kundenverträgen kamen im vergangenen Jahr circa 910.000 neue hinzu.

Bei der Tochter 1&1 Drillisch stiegen die Umsätze im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen um drei Prozent auf 3,79 Milliarden Euro. Der von Analysten fokussierte Service-Umsatz stieg um 2,6 Prozent auf gut drei Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda lag wie nach der Gewinnwarnung prognostiziert bei 600 Millionen Euro, nachdem 1&1 Drillisch im Jahr zuvor noch zwölf Prozent mehr vorweisen konnte. Inklusive der Sonderkosten für die Ausbuchung von VDSL-Kontingenten lag das Ergebnis (Ebitda) bei 470 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr erwartet das Drillisch-Management um Konzernchef Ralph Dommermuth nun einen Service-Umsatz von 3,1 Milliarden Euro, das bereinigte Ebitda soll um rund 8 Prozent auf 650 Millionen Euro zulegen. Eine Prognose zum gesamten Jahresumsatz machte der Vorstand nicht. (dpa/rw)

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