Cloud Computing


Digitale Vielfalt in Gefahr

Verbände zweifeln am Cloud Computing

12.06.2018
Zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland nutzen inzwischen Angebote aus der Cloud - Tendenz steigend. Doch mögliche Sicherheitsbedenken sind noch keineswegs ausgeräumt. Der IT-Mittelstand sieht dagegen die digitale Vielfalt in Gefahr.
Viele Unternehmen sehen in der Nutzung von Cloud Computing mehr Gefahren als Chancen.
Viele Unternehmen sehen in der Nutzung von Cloud Computing mehr Gefahren als Chancen.
Foto: Juan Ci - shutterstock.com

Der deutsche IT-Mittelstand schlägt angesichts der marktbeherrschenden Stellung nur einiger globaler Software-Giganten Alarm. "Monopole oder Oligopole bedrohen die Vielfalt und den Mittelstand", betonte der Vorsitzende des Bundesverbands IT-Mittelstand (BITMi), Oliver Grün, am Dienstag auf der IT-Messe Cebit in Hannover. Sie gefährdeten die digitale Souveränität. Nötig seien Organisationsstrukturen, die - ähnlich dem genossenschaftlichen Prinzip - die Kräfte der mittelständischen Unternehmen bündelten.

Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte auf der Cebit gemahnt, Deutschland und Europa müssten sich beim Wettlauf um die hellsten Köpfe besser positionieren. "Wir müssen gut sein, und wir müssen auch drüber reden", sagt er bei einem Rundgang am Dienstag. Wichtig seien aber auch bessere Förderbedingungen für die Ansiedlung ausländischer Tüftler wie auch für einheimische Jung-Unternehmer. Es gehe darum, Arbeitsplätze wieder nach Deutschland zu holen und auch die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zu nutzen.

Probleme sieht der Branchenverband Bitkom beim Cloud ComputingCloud Computing. Es habe sich bei Unternehmen in Deutschland durchgesetzt, doch die Sorge um die Datensicherheit hält einer aktuellen Studie zufolge viele Unternehmen noch immer von der Nutzung öffentlicher Cloud-Angebote ab. Fast zwei Drittel der Nichtnutzer von Public-Cloud-Lösungen fürchteten einen unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten, berichtete der Digitalverband auf der Cebit. Nach der Umfrage haben 56 Prozent dieser Unternehmen Sorge, dass Daten verloren gehen, 50 Prozent beklagen eine unklare Rechtslage. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Cloud eröffnet Chancen für neues Geschäft

Auf lange Sicht werde jedoch kaum ein Unternehmen auf die Nutzung von Cloud-Angeboten verzichten können, sagte Axel Pols von Bitkom Research. "Die Cloud ist die Basis für viele Innovationen." Die geäußerten Bedenken seien vermutlich häufig auch ein Vorwand, die Migration aufzuschieben. Anbieter müssten aber in jedem Fall mehr Überzeugungsarbeit leisten.

In den vergangenen 12 Monaten habe es der Umfrage zufolge mehr Sicherheitsvorfälle in der internen IT in Unternehmen gegeben als in der Public Cloud, sagte Peter Heitkamp von der Beratungsgesellschaft KPMG. Ein Viertel der Nutzer von Public-Cloud-Angeboten hat demnach Sicherheitsvorfälle beklagt, 30 Prozent registrierten sie in der internen Infrastruktur.

Nutzung der Cloud steigt

Insgesamt ist die Nutzung von Cloud-Angeboten 2017 weiter leicht gestiegen, auch die Datensicherheit werde zunehmend positiv bewertet, sagte Pols. Das wachsende Vertrauen zeige sich daran, dass immer mehr Unternehmen auch kritische Informationen in die Cloud auslagerten, sagte Heitkamp. Insgesamt 75 Prozent der Unternehmen gaben an, dass Public-Cloud-Angebote den ortsunabhängigen Zugriff auf ihre IT verbessert hätten. Und 50 Prozent der Nutzer sehen demnach die Sicherheit ihrer Daten verbessert. Jedes fünfte Unternehmen gab an, dass der Verwaltungsaufwand gesenkt werden konnte. Cloud-Computing gehört auch zu den Schwerpunktthemen auf der diesjährigen Cebit.

Der IT-Mittelstand unterstützt Forderungen Altmaiers nach einer Digitalstrategie, die nicht nur risiko-, sondern auch chancenbetont neue Technologien aufgreift. Noch immer bremsten allerdings Engpässe bei der Breitbandabdeckung den Mittelstand aus, der eh nur langsam aus seiner Komfortzone komme. "Die IT wird immer noch als Erfüllungsgehilfe gesehen - im Erfinden neuer Geschäftsmodelle sind wir sehr schlecht", kritisierte BITMi-Chef Grün. (dpa/rs)

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