Max Schaffer, Österreichische Post

Vollbluttechniker als Trendscout

03.06.2002
Von Michaela Streimelweger

Trotz allem wirkt Schaffer ausgeglichen und gelassen. Den Mann scheint kaum etwas aus der Ruhe zu bringen. Hin und wieder könne es dennoch passieren, dass er ein wenig ungehalten werde, erwähnt er nebenbei. "Wenn jemand zum Beispiel unvorbereitet in eine Besprechung kommt - das hasse ich."

Schaffer selbst verfolgt seine Ziele mit Ruhe und Zielstrebigkeit. Schon während seines Studiums stand sein Berufswunsch fest: IT-Leiter eines großen Unternehmens. Als solcher hat er ein weiteres Ziel in Angriff genommen: mehr Drive ins Unternehmen zu bringen. Das habe er in den drei Jahren als CIO auch erreicht, sagt Schaffer. Die behutsame Lösung von der Telekom und der Aufbau der eigenen Systeme seien abgeschlossen. Die Endgeräte für die Mitarbeiter befänden sich auf dem neuesten Stand der Technik. Das umfangreiche SAP-System laufe ebenso reibungslos wie die Tracking-und-Tracing-Lösung, die Postsendungen leitet und auf ihrem TransportTransport verfolgt. An das Produktionsplanungssystem für die Verteilzentren sind Großkunden wie Versandhäuser und Copyshops angebunden. 1450 der 1600 österreichischen Postämter sind bereits vernetzt, der Rest soll bald folgen.

Geschäftsideen für die Zukunft

Bei der Umsetzung hielt sich Schaffer an seine Devise: "Die IT darf nicht zum Selbstzweck werden, sie muss das Kerngeschäft unterstützen." Diese Einstellung sei letztlich die Qualifikation für einen CIO. Der müsse jedoch nicht im Vorstand verankert sein: "Es liegt an der Person, artikulieren zu können, wie wichtig ihre Überlegungen für das gesamte Unternehmen sind." Voraussetzungen dafür seien die Auseinandersetzung mit der BusinessStrategie des Unternehmens und etwas, das Schaffer bei vielen seiner Berufskollegen vermisst: Courage. "Technisch machbar ist heute alles. Trotzdem muss man manchmal den Mut haben zu sagen: ,Verehrte Kollegen, bei aller Liebe, das rechnet sich nicht!‘."

Als "Trendscout des Vorstands" will Schaffer für die Post nun auf technologischer Ebene neue Geschäftsideen finden. Diese müssen nicht unbedingt sofort Gewinn abwerfen, sollen aber in spätestens fünf bis zehn Jahren zu einem zusätzlichen Standbein werden. Die Post als Trusted Company könnte sich auch im Bereich E-Government engagieren, glaubt Schaffer. "Postämter könnten den Kunden als Helpdesk mit persönlicher Beratung zur Seite stehen - bei Computerproblemen zum Beispiel oder wenn Fragen zur elektronischen Unterschrift auftauchen."

Auf Reisen und Kongressen, in der Fachliteratur und in Gesprächen mit Studienkollegen ist Schaffer ständig auf der Suche nach Erfolg versprechenden Ideen. Seiner operativen Tätigkeit trauert der Vollbluttechniker nicht nach: "Ich schlafe jetzt ruhiger", sagt er. "Schließlich wird niemand gern um Mitternacht angerufen, weil gerade irgendwo ein Großrechner ausgefallen ist."

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