Arbeitsplatz der Zukunft

Wenig Interesse an Home Office

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Auf "Bring Your Own Device" folgt womöglich "Choose Your Office": Zuhause arbeiten wollen die meisten nicht, im Firmenbüro auch nicht mehr. Eine Regus-Studie.
Produktivität, Technologie und Work-Life-Balance: Diese Faktoren bestimmen aus Sicht der Befragten die Zukunft der Büroarbeit.
Produktivität, Technologie und Work-Life-Balance: Diese Faktoren bestimmen aus Sicht der Befragten die Zukunft der Büroarbeit.
Foto: Regus

Früher, also vor Jahrhunderten, wurde das Tagwerk der meisten Menschen zu Hause erledigt – man kannte es nicht anders. Dann wollten Unternehmer mehr Kontrolle über ihre Arbeitskräfte, zudem mussten monströse Maschinen von einer Heerschar an Arbeitern bedient werden – man ging in die Fabrik. Mit der Zeit und der Automatisierung sank der Bedarf an körperlicher Arbeit, und der Aufwand für Verwaltung und Dienstleistung stieg – man traf die Kollegen im Büro. Mittlerweile ermöglichen Rechner im Miniformat und die webbasierte Vernetzung vielfältigster Kommunikationswege die flexible und mobile Zusammenarbeit von fast jedem Ort und jederzeit. Braucht es da in naher Zukunft überhaupt noch die klassischen Büros? Nicht mehr in ihrer jetzigen Form, wie sich aus einer Studie von Regus und Unwired ableiten lässt.

Regus hegt als nach eigenen Angaben weltweit größter Anbieter von flexiblen Arbeitsplatzlösungen (unter anderem virtuellen Büros) selbstverständlich ein Interesse daran, dass das gewohnt Büroleben nicht auf alle Zeit unveränderlich und zementiert bleibt. Das kommerzielle Forschungsinstitut Unwired hat sich der Erforschung der Arbeitswelt von Morgen verschrieben. Die der Studie zugrunde liegenden Ergebnisse einer Befragung von 600 Führungskräften in aller Welt zeigen empirisch, dass die Arbeitswelt durch neue Technologien in der Tat in Fluss geraten ist und sich die Ansprüche gebildeter Belegschaften nicht mehr wirklich mit dem geregelten Gang des Büroalltags decken. Regus leitet auch daraus ein Plädoyer für ein verändertes ökonomisches Kalkül in der Arbeitsorganisation ab.

Schlägt das Pendel denn nun zurück zur Heimarbeit, wie sie frühere Generationen nicht anders kannten? Offensichtlich nicht, denn lediglich zwölf Prozent der Befragten möchten gerne zu Hause arbeiten. Die Schwierigkeiten der Trennung von Privat- und Berufsleben sind inzwischen anscheinend tief im Bewusstsein verankert. Gleichwohl hat die Mehrheit auch die derzeitige Wirklichkeit satt, die für ein Drittel der Befragten aus mindestens 40 Minuten Pendeln am Tag besteht. 27 Prozent verbringen sogar mehr als eine Stunde damit, von der Wohnung an den Arbeitsplatz zu gelangen. Ein Problem, das sich im Verkehrschaos großer Metropolen verstärkt.

Das Ideal der Befragten sieht anders aus. Sie möchten einen Arbeitsplatz, der nicht ihr Zuhause ist, aber in unmittelbarer Nähe davon liegt. 63,5 Prozent möchten nicht länger als 20 Minuten täglich pendeln müssen, für ein Viertel der Befragten stellen zehn Minuten ein ideales Maximum dar.

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