Strategien


Werden Sie zum neuen Airbnb

Wie Sie Ihr Unternehmen in eine Plattform umbauen

12.07.2016
Von , Barry Libert, Megan Beck und Jerry Wind


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Das Geschäftsmodell von Airbnb, Alibaba oder Uber ist so einfach wie erfolgreich: Andere die Arbeit machen und die Risiken tragen lassen, selbst den Gewinn einstreichen. Wir zeigen, wie Sie das Modell "Plattform" auch auf Ihr Unternehmen übertragen.

Die Zukunft ist mitten unter uns. Uber, Airbnb und Alibaba sind alle aus dem Nichts aufgetaucht und haben sofort eine marktführende Stellung eingenommen - im Transportwesen, der Hotelbranche und im Onlinehandel. Dabei bieten sie überhaupt keine eigenen Produktionswerte an: Uber keine eigenen Autos, Airbnb keine eigenen Hotels und Alibaba keine eigenen Produkte. Ihr Geschäftsmodell basiert lediglich auf einer digitalen Vermittlungsplattform mit einem revolutionären Geschäftsmodell - Uber vermittelt Autos, Airbnb Schlafmöglichkeiten, Alibaba Handelsware. Das genügt, um Milliarden zu verdienen.

IT-Manager mögen sich nun fragen, was diese Geschäfte mit ihren eher "traditionellen" Unternehmen zu tun haben könnten. Antwort: sehr viel. Der Nutzen der Plattform-Idee ist so überzeugend und das ihr zugrundeliegende Versprechen so einfach, dass sie zwangsläufig ihren Weg in alle Branchen finden wird. Das bedeutet besonders für CIOs: Springen Sie jetzt auf den Zug auf, es liegt in Ihrer Verantwortung!

Es lässt sich auf eine einfache Formel bringen: Jeder von uns möchte etwas - Wissen, Information, Beziehungen, Produkte oder Dienste - und zwar von jemand anderem. Darauf zielen auch alle Webdienste ab - seien es Dating-Plattformen, Gesundheitsportale, Auktionshäuser oder digitale Nachbarschaftshilfe. Jeder von uns hat etwas Wertvolles (ein Auto, ein Haus etc.) zu bieten, das andere gerne hätten. Mithilfe digitaler Plattformen lassen sich hier nun Verbindungspunkte herstellen.

Plattform-Anbieter vermitteln zwischen denen, die etwas haben und denen, die etwas möchten.
Plattform-Anbieter vermitteln zwischen denen, die etwas haben und denen, die etwas möchten.
Foto: ibreakstock - shutterstock.com

Überzeugen Sie Ihren Chef

Sie mögen nun glauben, dass Ihr Unternehmen weder auf diese Weise denkt noch arbeitet - niemand in Ihrer Branche macht Geschäft auf diese Weise, wie sollen Sie das also bitte Ihrem Vorstand erklären? Es gibt gute Nachrichten: Indem Sie ein neues funktionierendes Geschäftsmodell präsentieren, können Sie Ihre Chefs vielleicht auf Ihre Seite ziehen.

Vorteile und Nutzen von digitalen Netzen und Plattformen:

  1. Sie skalieren schneller und kosteneffizienter, weil sie auf heutigen Technologien aufsetzen - Social, Mobile, Cloud.

  2. Sie sind zwei- bis viermal soviel wert wie ältere Geschäftsmodelle, beispielsweise Fertigung, Einzelhandel, Distribution, Dienstleistungen - aber auch IT.

  3. Sie bringen mehr Potenzial für Gewinne und Wachstum mit, weil Sie sowohl von Seiten der Kunden als auch von Seiten der Zulieferer aus Umsätze generieren, weil jeder direkt mit der jeweils anderen Seite in Kontakt treten möchte.

Wo es schon funktioniert

Es ist also nicht schwierig, die Vorteile zu sehen. Komplizierter wird es da schon, wenn es die Praxistauglichkeit der Plattform-basierenden Geschäftsmodelle für die verschiedenen Industrien geht. Hier kommen die Fakten:

Fertigung: Laut Jeff Immelt, CEO von General Electric, wolle sein Unternehmen bald sowohl Plattform- als auch Anwendungsanbieter sein. Kunden sollen auf der Anwendungs-Entwicklungsplattform Predix direkt selbst Applikationen programmieren können. "Wenn solch ein Angebot funktioniert, dann sind wir ein komplett neues Unternehmen", sagt Immelt über das Ziel des Projekts.

Mit "Predix" will General Electric ins Plattform-Zeitalter starten.
Mit "Predix" will General Electric ins Plattform-Zeitalter starten.

Warenwirtschaft: Zahlreiche Start-Ups bieten die Lieferung am gleichen Tag beispielsweise im Auftrag von Lebensmittel- oder Klamottengeschäften an. Kunden bestellen etwas und bekommen ihr Produkt noch am selben Tag - vergleichbar einem Pizzaservice.

Floristik: Obwohl die niederländischen Unternehmen die weltweite Floristikbranche dominieren, arbeiten viele von ihnen trotzdem an der Transformation ihrer Geschäftsmodelle hin zum Plattformgeschäft. FloraHolland-CEO Lucas Vos berichtete kürzlich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir müssen endlich begreifen, dass das Logistiksystem, das wir uns einst schufen, modernen Ansprüchen nicht mehr genügt. Wir entwickeln deshalb eine neue Plattform, die wie Tinder oder Airbnb funktioniert - nur eben für Blumen."

Fünf Schritt zum Plattform-Glück

Sie sehen, die Geschäftsmodelle schießen gerade wie Pilze aus dem Boden - in allen Industrien. Nun zeigen wir Ihnen, wie auch Sie zur Plattform werden können - in fünf Schritten:

  1. Bestimmen Sie Ihr aktuelles Geschäftsmodell. Sind Sie Zulieferer, Service-Provider, Technikproduzent oder Netzwerkausstatter?

  2. Identifizieren Sie Ihre "unsichtbaren" NetzwerkeNetzwerke - Kunden, Angestellte, Partner, Zulieferer, Interessenten, Ex-Mitarbeiter, Investoren. Sie haben sie, Sie müssen sie nur aktivieren. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

  3. Bauen Sie einen Plattform-Prototypen, den jedes Vorstandsmitglied schon einmal selbst ausprobieren kann. Nichts geht über praktische Erfahrungen.

  4. Machen Sie Ihre neue Plattform und das zugehörige Ökosystem bei Kunden und Partnern bekannt. Das ist Ihre Chance als IT-Verantwortlicher, einen bleibenden wirtschaftlichen Eindruck in Ihrem Unternehmen zu hinterlassen.

  5. Messen Sie Ihren Fortschritt und den Erfolg, indem Sie mit dem CFO zusammen neue Datenverarbeitungs-Richtlinien erarbeiten. Bestehende Umsatzmessgrößen reichen nicht aus, um Wert und Wachstum eines Plattform-Ökosystems zu verstehen - Sie müssen auch das Engagement und den Beitrag der einzelnen Beteiligten berücksichtigen.

Natürlich profitieren die erfolgreichsten Unternehmen der Welt von der Größe und Aktivität innerhalb ihrer Netzwerke und nicht nur von ihrer reinen Unternehmensgröße. Sie müssen also nicht nur heutige Technologien einbauen, wenn Sie als IT-Manager im digitalen Zeitalter überleben und wachsen möchten - Sie müssen auch die Verantwortung dafür übernehmen, Ihr Unternehmen in eine Plattform verwandeln zu wollen, die einen Einfluss auf viele externe Bereiche hat - wie das Internet der Dinge, aushäusiges Wissen und Menschen außerhalb ihrer Büroräume.

Fazit

Sie müssen Ihrem Unternehmen dabei helfen, auf den Plattform-Zug aufzuspringen. Das ist Ihre Chance, die IT ins Zentrum ihrer Wertschöpfung zu stellen! Sie haben die Wahl - das Technik-Wissen und die Beziehungen, die Sie dafür brauchen, haben Sie schon. Nun brauchen Sie noch einen Business Case und überzeugende Argumente für den Vorstand, indem Sie den wirtschaftlichen Nutzen dieser Idee aufzeigen. Sie werden es nicht bereuen!

Dieser Beitrag erschien im englischen Original bei unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.

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