Von Pausen, Loben und Fehlern

Work Life Balance ist eine Aufgabe für Chefs

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Für das richtige Gleichgewicht zwischen Job und Privatleben sind nicht nur die Mitarbeiter verantwortlich, sondern auch die Chefs. Sie können viel zur Ausgewogenheit ihrer Mitarbeiter beitragen.
Die Work Life Balance dreht sich nicht nur um das persönliche Gleichgewicht von Beruf und Privatem, sondern umfasst auch eine wichtige Führungsaufgabe für Manager.
Die Work Life Balance dreht sich nicht nur um das persönliche Gleichgewicht von Beruf und Privatem, sondern umfasst auch eine wichtige Führungsaufgabe für Manager.
Foto: Chinnapong - shutterstock.com

Für Karrierecoach Christian Holzer bedeutet Work Life Balance mehr als den Ausgleich zwischen Beruf, Familie und Privatleben. In seinem Buch "Unternehmenskonzepte zur Work Life Balance" appelliert er an die Unternehmen: Sie müssten Rahmenbedingungen und eine Führungskultur schaffen, um ihre Mitarbeiter beim Erreichen der Work Life Balance zu unterstützen. Wer das erfolgreich umsetzt, erzielt ein besseres Unternehmensimage, rekrutiert erfolgreicher, verzeichnet weniger Personalfluktuation, macht sich widerstandsfähiger gegenüber kritischen Situationen und beschäftigt Führungskräfte, die langfristig auf hohem Niveau arbeiten. Durch die Ausgewogenheit von Arbeit, Gesundheit und sozialen Beziehungen werden Mitarbeiter leistungsfähiger, produktiver und motivierter, so die These von Holzer.

Besonders der zweite Teil des Buches lohnt sich als Lektüre für Führungskräfte. Darin geht es um konkrete Maßnahmen zur Work Life Balance:

So sei es wichtig, sich seine Arbeitskraft auf lange Zeit einzuteilen und zur Verfügung zu haben. Und Holzer zeigt auf, wie gut es der eigenen Work Life Balance tut, wenn man mit Niederlagen umgehen kann: Wer ein gefestigtes Selbstvertrauen habe und mit Rückschlägen umgehen könne, der finde einen Weg, Niederlagen zu verarbeiten, ohne in dauerhafte Sinnkrisen zu verfallen oder seine Arbeitsleistung noch einmal hinaufzuschrauben, um doch das Unmögliche möglich zu machen.

Dazu spricht er eine eindeutige Empfehlung für den Besuch eines Executive Coachings aus. Führungskräfte sollten es zur Reflexion eigener Ziele nutzen und diese im Coaching mit den Unternehmenszielen abstimmen. Man sollte das Angebot als Wertschätzung des Unternehmens betrachten. Man sei dem Arbeitgeber so wichtig, dass er Geld und Arbeitszeit für das Coaching zur Verfügung stellt.

Neben den Ratschlägen für die persönliche Entwicklung gibt das Buch Führungskräften auch viele Tipps, wie sie Work Life Balance im Unternehmen fördern und etablieren können. Eine gute Führungskraft sollte zum Beispiel Vermutungen von Arbeitszeitüberschreitungen im Mitarbeitergespräch ansprechen und darauf achten, dass die Mitarbeiter Pausen machen. Wie man dafür sorgt, dass die Angestellten zwischendurch den Kopf freibekommen, zeigt das Beispiel eines österreichischen Softwareunternehmens, das einen ehemaligen Raucherraum zu einem Tischfussballraum umfunktioniert hat. Eine Maßnahme, die vom Chef so ausdrücklich erwünscht war und nun von den meisten Mitarbeitern genutzt wird.

Lob- und Fehlerkultur etablieren

Zur Work Life Balance trägt man als Chef auch bei, wenn man seinen Mitarbeitern Lob ausspricht. Holzer schreibt dazu: Die Furcht von Führungskräften, dass Mitarbeiter sich auf "ihren Lorbeeren" ausruhen, wenn sie gelobt werden, schreibe er eher mangelnden sozialen Fähigkeiten der Führungskraft als der Gefahr von Minderleistung zu.

Auch eine Fehlerkultur gehört für ihn zu den Rahmenbedingungen, mit denen Arbeitgeber die Work Life Balance ihrer Mitarbeiter fördern. Führungskräfte sollten daher Fehleroffenheit zeigen, aus Fehlern ihre Schlüsse ziehen und darauf Nutzen aufbauen. Fehler können Innovationen hervorbringen: Ein prominentes Beispiel aus der freien Wirtschaft sind die Post-it-Zettel, die aus einer fehlerhaften Entwicklung von Klebstoffen heraus entstanden sind.

Mitarbeiter stört es nach Einschätzung des Karrierecoaches sehr, wenn sich an sie betreffenden Strukturen etwas ändert und sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Deshalb plädiert er dafür, solche Entscheidungen transparent zu gestalten. Als Beispiel nennt er einen Einzelhandelsbetrieb, der bei einem Umbau die Meinung seiner Mitarbeiter in die Konzeptionierung mit einbezogen hat. Die Einbeziehung sollte frühzeitig und mit Augenmaß erfolgen. Gleichzeitig sollte klar sein, dass die unternehmerische Verantwortung bei den Chefs liegt, denn sie tragen schließlich auch die Verantwortung für die Ergebnisse.

Kennenlernen anderer Abteilungen fördern

Schließlich rät Holzer Führungskräften auch dazu, das Kennenlernen anderer Abteilungen zu fördern. Was bei Trainees meist eine Selbstverständlichkeit ist, kann auch für viele andere Mitarbeiter sehr bereichernd sein. Durch einen temporären Wechsel erreicht man einen Perspektivenwechsel und erweitert seine Zahl an persönlichen Kontaktpersonen. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter deshalb darin bestärken, in andere Abteilungen hineinzuschnuppern. So wechseln die Mitarbeiter vielleicht häufiger die Abteilung, doch sie bleiben dem Unternehmen erhalten und man fördert abteilungsübergreifendes Know-how.

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