Duell der Mini-Programme

Apps gegen webbasierte Anwendungen

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Apps scheinen überdies das Arbeiten auch deswegen zu vereinfachen, weil sie im Vergleich zu ihren großen Geschwistern in der Funktionalität stark eingeschränkt sind. So kann man zum Beispiel mit der iPad-Textverarbeitung Pages zwar Texte erfassen und korrigieren. Komplexe Funktionen wie Layouts oder Serienbriefe lassen sich damit aber kaum oder gar nicht erledigen. Das ist in Ordnung, denn wer braucht solche Befehle, wenn er im Zug sitzt oder beim Kunden die neusten Zahlen präsentieren möchte?

Trend zu bedarfsgerechten Anwendungen

Aber selbst in der Einfachheit der Handhabung sind Apps nicht exklusiv. "Es gibt durchaus einen Trend, Anwendungen bedarfsgerechter zu machen", meint Experton-Analyst Heuer und bezieht das explizit auch auf webbasierte Applikationen. So sei es etwa eine Stärke von Cloud Computing, "immer nur die Bestandteile oder Programme zu nutzen und zu zahlen, die man gerade braucht". Nichts anderes meint im Grunde der bereits gut eingeführte Begriff von Software-as-a-Service, ohne damit eine konkrete Erscheinungsform von Software zu bezeichnen.

Abgespeckte, auf bestimmte Funktionen beschränkte Anwendungen simplifizieren übrigens nicht die Prozesse, die hinter diesen Apps stehen, sondern modularisieren sie lediglich. Auch das ist wichtig für die Beurteilung von mobilen Anwendungen. Apps können das, was die Anwender beim mobilen Arbeiten wirklich brauchen, mehr nicht. Und das ist in Ordnung, denn ein gutes Pferd springt eben nicht höher, als es muss.

Funktional überfrachtete Anwendungen verschwinden

Vielleicht sorgen Apps künftig gemeinsam mit webbasierten Anwendungen dafür, dass funktional überfrachtete Suiten mit tausenden von Befehlen vom Arbeitsplatz verschwinden. Die Reduktion auf das Wesentliche, die Apps und Webanwendungen vormachen, ist auch eine Chance für Unternehmen: Sie kaufen keine Monstersuiten mehr, von denen - im bildlichen Sinne - große Teile im Keller verstauben, sondern nur noch das, was sie wirklich brauchen. Das, nicht die Frage ob proprietär oder browserbasiert, scheint das eigentliche Thema zu sein: Inwieweit werden sich Anwendungen künftig einfacher bedienen lassen. Diesbezüglich machen beide Spielarten berechtigte Hoffnung.

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