Ehemaliger Porsche-Vorstand

Audi-Motorenentwickler Wolfgang Hatz in Untersuchungshaft

28.09.2017
Zwei Jahre nach Aufdeckung des Diesel-Skandals hat die Justiz einen früheren Audi-Motorenentwickler inhaftiert, der im Konzern eine steile Karriere machte. Damit erreicht der Fall eine neue Ebene.
Wolfgang Hatz war von 2001 bis 2007 Chef der Motorenentwicklung bei Audi, danach bei VW und von 2011 bis zu seiner Beurlaubung im September 2015 Entwicklungsvorstand der Porsche AG.
Wolfgang Hatz war von 2001 bis 2007 Chef der Motorenentwicklung bei Audi, danach bei VW und von 2011 bis zu seiner Beurlaubung im September 2015 Entwicklungsvorstand der Porsche AG.
Foto: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Der ehemalige Porsche-Entwicklungsvorstand und Audi-Motorenentwickler Wolfgang Hatz sitzt einem Bericht zufolge in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter in München habe diesen Schritt gegen den engen Vertrauten von Ex-VW-Konzernchef Martin Winterkorn angeordnet, meldeten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR am Donnerstag.

Oberstaatsanwältin Andrea Grape sagte, der Kreis der Beschuldigten habe sich erweitert. Nach dem früheren Audi-Motorenentwickler P. sei bereits am Mittwoch ein weiterer ehemaliger Audi-Mitarbeiter inhaftiert worden. Es habe auch zwei Durchsuchungen und Beschlagnahmen gegeben. Weiterhin sei aber kein Vorstand oder ehemaliger Vorstand der Audi AGAudi AG darunter, hieß es. Weitere Angaben machte die Staatsanwaltschaft nicht. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Ein Volkswagen-Sprecher in Wolfsburg wollte die Entwicklung nicht kommentieren. Top-500-Firmenprofil für Audi AG

Staatsanwaltschaft München II ermittelt

Hatz war von 2001 bis 2007 zunächst Chef der Motorenentwicklung bei Audi, danach bei VWVW und von 2011 bis zu seiner Beurlaubung im September 2015 Entwicklungsvorstand der PorschePorsche AG. Im vergangenen Jahr einigte er sich mit Porsche auf einen Aufhebungsvertrag. Bei einer internen Untersuchung war ihm allerdings kein Fehlverhalten nachgewiesen worden. Top-500-Firmenprofil für Porsche Top-500-Firmenprofil für VW

Die US-Justiz hatte Hatz 2016 als möglichen "Mitverschwörer" bei Abgasmanipulationen verdächtigt. Er habe Bescheid gewusst oder zumindest darüber hinweggesehen, erklärten die Ermittler in den Vereinigten Staaten.

Seit März ermittelt die für Ingolstadt zuständige Staatsanwaltschaft München II "gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung" im Zusammenhang mit Dieselmotoren. Seit drei Monaten sitzt der Audi-Motorenentwickler P. wegen Betrugsverdachts und Fluchtgefahr in München in U-Haft. Er war von 2006 bis 2015 einer der führenden Entwickler des Unternehmens in Neckarsulm gewesen. Laut "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR wird Hatz nun auch durch P.s Aussagen belastet.

Die US-Justiz wirft P. vor, er habe "Audi-Mitarbeiter angewiesen, Software zu entwickeln und einzubauen, mit der die standardmäßigen US-Abgastests getäuscht werden". Sie verlangt eine Auslieferung des Managers. Audi hatte P. 2015 beurlaubt und ihm Anfang 2017 fristlos gekündigt. Seine Klage dagegen ist vor dem Arbeitsgericht Heilbronn anhängig. (dpa/rs)

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