Strategien


Business vor IT

CIO Kumbhat dreht IT von Kimberly-Clark auf links

Paula Rooney schreibt für unsere US-Schwesterpublikation cio.com.
Global CIO Manoj Kumbhat transformiert die IT beim Kleenex-Hersteller Kimberly-Clark nach dem Motto "Business first".
Bei Kimberly-Clark, Hersteller von Markenprodukten wie Kleenex und Camelia, dreht sich die digitale Transformation vor allem um mehr Kundennähe.
Bei Kimberly-Clark, Hersteller von Markenprodukten wie Kleenex und Camelia, dreht sich die digitale Transformation vor allem um mehr Kundennähe.
Foto: RustyR - shutterstock.com

Wenn es um die IT-StrategieIT-Strategie geht, macht Kimberly-Clark-CIO Manoj Kumbhat eines deutlich: Der multinationale Konzern verfolgt bei der digitalen Transformation einen Business-orientierten Ansatz. Zuletzt hat der US-Anbieter von Markenprodukten für Körperpflege und professionelle Gesundheitspflege wie Kleenex, Cottonelle, Camelia oder Huggies einen großen Vorstoß in die Hybrid Cloud unternommen. Dieser umfasst unter anderem einen Snowflake Data Lake, eine "Consumer 360"-Plattform sowie eine Reihe von Cloud-Native- und SaaS-Anwendungen. Sie zielen darauf ab, den Umsatz in den B2C-Kanälen sowie mit großen Einzelhandelskunden gleichermaßen zu steigern. Alles zu Strategien auf CIO.de

Cloud-smart statt Cloud-first

Für CIO Kumbhat ist es jedoch das Business, das die IT-Agenda vorantreibt, und nicht umgekehrt: "Wir sind Cloud-smart, nicht Cloud-first", sagt er, "denn wir beginnen mit der Umstrukturierung des Geschäfts und führen dann als Teil davon eine Cloud-Migration durch". Es mag ein feiner Unterschied sein, aber Kumbhat betont, dass die Bereitstellung digitaler Funktionen etwa zum Management des Umsatzwachstums oder zu "kundeninspirierten Innovationen" den entscheidenden Unterschied macht, um den Wandel in Schwung zu bringen.

"Viele Unternehmen begannen mit einer Cloud-Transformation und leiteten dann selektiv die Geschäftstransformation ein. Mit diesem Ansatz treibt die IT den Wandel voran, dem alle anderen folgen müssen, aber das trifft vielleicht nicht die echten Prioritäten eines Unternehmens", sagt Kumbhat. Der Manager hat seit fast vier Jahren den Posten des globalen CIO bei Kimberly-Clark inne und war in diesem Jahr einer der vier Finalisten für den MIT Sloan CIO Leadership Award.

Achtsam vorgehen, Wert analysieren

Anstatt den Sprung in die Cloud zu vollziehen, um eine Transformation des Business zu erzwingen, haben Kumbhat und sein Team "den geschäftlichen Wert im Detail betrachtet und sichergestellt, dass wir durch den Wechsel in die Cloud keine riesigen Kosten verursachen. Wir gehen mit Bedacht vor", sagt der Global CIO über die Cloud-Strategie des Unternehmens, die sich zum Teil auf das Direktkundengeschäft konzentriert. "Wir haben etwas aufgebaut, das wir als kommerzielle Transformation bezeichnen und das mit dem Teil unseres Geschäfts zu tun hat, der den Verbraucher als Kunden direkt berührt", berichtet Kumbhat. "Um das Umsatzwachstum voranzutreiben, haben wir unsere Frontend-Fähigkeiten vollständig umgestaltet."

Umsatzwachstum mit Partnern maximieren

Das andere Kundensegment von Kimberly-Clark mit Einzelhandelsriesen wie Wal-Mart und Target bildet den zweiten Schwerpunkt der Business-Transformation. Durch den Einsatz von AWS und Azure war Kimberly-Clark in der Lage, das Management des Umsatzwachstums im Einzelhandel zu verfeinern und Preisaktionen mit Partnern zu optimieren. "Wir verwenden eine Kombination von Technologien, um das aufzubauen, was man traditionell als 'Consumer 360' bezeichnen kann." Damit bezieht sich der CIO auf eine Vertriebs- und Supportstrategie, die Daten aus dem gesamten Unternehmen zusammenführt, um eine einzige, umfassende Sicht auf den Kunden zu erhalten.

Blaupause für die Unternehmenstransformation

Kimberly-Clark begann seine Transformationsreise 2017 mit einer umfassenden Umstrukturierung, zu der auch Entlassungen sowie eine Migration zu führenden Plattformen für Robotic Process Automation (RPA) zählten. Die Umstellung auf RPA war laut Kumbhat sehr umfassend. Er fügt hinzu, dass die Automatisierung von Lieferketten und Finanzprozessen zu Einsparungen in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar geführt habe.

Als großer Hersteller erhält Kimberly-Clark gelegentlich falsche oder betrügerische Forderungen von Händlern. Diese waren früher schon mal bedient worden, weil es kaum Werkzeuge zur Fehlererkennung und Automatisierung der Entscheidungsfindung gegeben habe. RPA konnte hier Abhilfe schaffen, berichtet Kumbhat. "Durch die Umstrukturierung des Prozesses und die Umstellung auf RPA haben wir den Rückfluss an unsere Händler reduziert und die Bearbeitung falscher Ansprüche verbessert."

KI und ML als Nachfolger von RPA

Mit RPA-Tools und regelbasierter Automatisierung komme man jedoch nicht allzu weit, schränkt der CIO ein. "Irgendwann muss man KI und maschinelles Lernen einsetzen, um die Genauigkeit der Verarbeitung weiter zu verbessern", berichtet er aus der Praxis. Kimberly-Clark unternehme diese Bemühungen derzeit als Teil einer intelligenten Automatisierungsinitiative. Entscheidend für die geschäftliche Transformation des Unternehmens seien mehrere unternehmensweite IT-Initiativen zusätzlich zum Einsatz von RPA-, KI- und Hybrid-Cloud-Technologien. Diese würden darauf abzielen, eine datengesteuerte und vernetzte Lieferkette sowie eine "digitale Kerntransformation" zu schaffen, so Kumbhat.

SAP-Konsolidierung auf Azure

Kimberly-Clark konsolidiert etwa fünf verschiedene ERP-Pakete in seinen fünf Geschäftsbereichen zu einer einzigen SAP-Implementierung auf Azure. Ebenfalls werden Datenanalysekapazitäten ausgebaut, um mehr Verbraucher- und Kundennähe zu schaffen. Dies gelingt über eine Kundendatenplattform (Customer Data Platform - CDP), die Einblicke in das Ausgabeverhalten der Verbraucher bietet. "Daten sind das Herzstück all unserer Aktivitäten", sagt Kumbhat. Ein positiver Effekt seien bedeutende Vorteile durch Process-Mining-Tools gewesen. Zudem trennt sich das Unternehmen von veralteten Tools und Plattformen für Lieferketten und andere Geschäftsprozesse. Stattdessen setzt der Konzern auf Best-of Breed mittels Cloud-native SaaS-Lösungen, beispielsweise für Beschaffung, Analytik und Transportmanagement.

Den Wandel vorantreiben

Dennoch könne keine Umstrukturierung - sei sie nun geschäftlich oder anderweitig - erfolgreich sein, ohne die beteiligten Personen zu überzeugen, stellt Kumbhat fest. Dazu zählt er in erster Linie Mitarbeiter und Verbraucher. Der CIO, dessen IT-Budget sich auf etwa 450 Millionen US-Dollar beläuft, hat mit der Unterstützung des Top-Managements und mit seiner IT-Abteilung (1.200 Vollzeitmitarbeiter und mehr als 3.000 Auftragnehmer) ein Plattform-Portfolio mit 14 "digitalen Enablern" aufgestellt. Dazu gehören etwa die Themen Cloud, User Experience, Agilität, Teamtalent, KI/ML, DevOps-Plattformen sowie APIs.

Wandel und Wertschöpfung

"Jeder Aspekt unseres Geschäfts ist im Wandel begriffen, und daher ist es wichtig, den Aspekt der Wertschöpfung nicht zu vergessen", so Kumbhat. Sein Hauptaugenmerk liege darauf, dass dabei das menschliche Element des Wandels nicht vergessen wird und die Organisation bereit ist für ein Change-Management. "Weil es so viele digitale Möglichkeiten gibt, müssen wir sicherstellen, dass ihre Reihenfolge und die Prioritäten richtig sind. Sie müssen so eingesetzt werden, dass sie für Kimberly-Clark hilfreich sind und die Unternehmensziele nicht beeinträchtigen.

Diese Ziele drehen sich vor allem um eine stärkere Kundennähe in jedem Segment des Unternehmens, vom Endverbraucher bis zum Manager bei Wal-Mart. Die Technologie sei lediglich das Mittel zum Zweck, sagt Kumbhat: "Die disruptive Wirkung digitaler Technologien besteht im Grunde darin, eine Eins-zu-eins-Beziehung mit unseren Kunden durch personalisierte Inhalte aufzubauen."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com.

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