Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Compliance Manager im Fokus

07.01.2008
Von Helene Endres und Klaus Werle

Der besonnene Sünner, der mit 28 Jahren als Jurist zu BASF kam, ist das eine Extrem. Ironisch bezeichnet er sich als "Eigengewächs"; den Konzern kennt er in- und auswendig, die Abläufe, die Versuchungen, die Fallstricke.

Das andere Extrem verkörpert Wolfgang Schaupensteiner (59), als Frankfurter Oberstaatsanwalt einer der exponiertesten Korruptionsbekämpfer Deutschlands und seit einigen Wochen CCO der Bahn, wo er vor allem die Verträge von Sub-Unternehmern unter die Lupe nehmen soll - traditionell ein beliebtes Spielfeld der Bestechung.

In der Branche rief die Berufung des Oberstaatsanwalts Skepsis hervor, weil sie als Ausweis des Misstrauens gegenüber den Mitarbeitern gedeutet werden könnte. Schaupensteiner selbst sieht sich nicht als verlängerter Arm der Staatsmacht: "Der Compliance-Beauftragte ist weder Polizist noch Oberrevisor, sondern eine Art Versicherung gegen Vermögens- und Imageschäden. Er sorgt dafür, dass der Konzern seine Schwachstellen kennt."

Schon ganz weltläufiger Manager, betont Schaupensteiner, dass es bei Compliance nicht allein darum gehe, die Vorstände vor Haftungsrisiken zu schützen. Der Schwerpunkt liege vielmehr in der Prävention. "Compliance ist ein Teil des Risiko-Managements und sollte als Unternehmensphilosophie gelebt werden."

Durchsetzungsstärke und Erfahrung gefragt

Tatsächlich wird den Unternehmen zunehmend bewusst, dass "legal" nicht gleich "richtig" oder auch nur öffentlich anerkannt ist - wie die Diskussionen um Kinderarbeit oder Mindestlöhne zeigen. Auch das weite Feld der Bewirtungen, Spenden und Beraterverträge ist gesetzlich nur schwer fassbar. Den Job des CCOs macht das nicht leichter: Konnte er sich früher auf das rein Rechtliche beschränken, erfordert seine neue Rolle ein Gespür für die gesellschaftliche Wahrnehmung - und komplexe Interessenabwägung im Einzelfall.

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