KI-Transformation

Die 5 wichtigsten Fragen für CIOs

Silvia Hänig ist Kommunikationsberaterin und Geschäftsführerin der iKOM in München.
Hype, neue Tools, besorgte Mitarbeitende und neue Kompetenzen: KI setzt CIOs unter Druck. Mit diesen fünf Fragen sollten sie sich auseinandersetzen.
Wo beispielsweise ChatGPT, Copilot und Co. bei der Belegschaft schon im täglichen Einsatz sind, relativieren sich die Ängste vor KI schnell.
Wo beispielsweise ChatGPT, Copilot und Co. bei der Belegschaft schon im täglichen Einsatz sind, relativieren sich die Ängste vor KI schnell.
Foto: Nuttapong punna - shutterstock.com

"Nicht alles ist ein Nagel, nur weil ich einen Hammer in der Hand habe," beschreibt Prof. Christian Bär, Technologievorstand der Firma Datev die Situation, wenn es darum geht, was sich mit künstlicher Intelligenz lösen lässt. In seiner Wahrnehmung treibt die öffentliche Debatte um diese neue Grundlagentechnologie als vermeintliches Allheilmittel gerade seltsame Blüten. "Es wird Vieles ausgeblendet, was KIKI nicht leisten kann, andererseits bleibt dennoch viel davon übrig, was unsere Arbeit extrem verändern wird," fasst er zusammen. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Der Datev-Cheftechnologe plädiert dafür, sich zuerst so tief wie möglich mit der Materie der künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen, bevor es zu der Entscheidung kommt, wie man KI am sinnvollsten einsetzen kann. Diese Hausaufgaben hat sein Bereich schon vor einigen Jahren gemacht. "Wir haben uns gefragt, welches Kundenproblem wir mit Hilfe von KI lösen können." Daraus entwickelte sich dann unter anderem der KI-basierte Einspruchsgenerator für den Kunden sowie Verbesserungen im Umfeld von Cyber SecuritySecurity, bei der die KI hilft, die eigenen Lösungen besser gegen Angriffe abzusichern. Alles zu Security auf CIO.de

Für mehr Best Practices, Hintergründe und News aus der CIO-Community, abonnieren Sie unsere Newsletter.

Welche Auswirkungen der Einsatz künstlicher Intelligenz auf Organisationen hat, wenn die IT die strategische Verantwortung trägt, hat der HR-Report 2024 des Personaldienstleisters Hays in Zusammenarbeit mit dem Institut für Employability (IBE) herausgefunden. Dazu wurden rund 1.000 Entscheider mit und ohne Personalverantwortung danach befragt, wie es um die strategische Verankerung, um die Auswirkungen auf die Belegschaft sowie die generellen Einschätzungen zu Chancen und Risiken durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz steht.

Mit Hilfe der folgenden fünf Fragen können CIOs überprüfen, ob die KI-Einführung gesamtorganisatorisch verstanden wird, oder allein aus technischem Interesse heraus passiert.

1. Welches Ziel verfolge ich mit dem Einsatz von KI?

Laut Report ist die intensive Nutzung von künstlicher Intelligenz für die ITK-Branche kein Novum mehr. 70 Prozent der Befragten geben an, diese Technologie schon seit geraumer Zeit im Einsatz zu haben - wenn auch nicht die neueste Generation der Large Language Models. Die Mehrheit zielt darauf ab, die Unternehmensprozesse massiv zu verschlanken, sie effizienter zu machen und damit insgesamt produktiver zu werden.

45 Prozent erhoffen sich mit Hilfe der KI sehr große und häufig dezentral gespeicherte Datenmengen nun wesentlich besser und schneller verarbeiten zu können. "In diesem Use Case ist KI nichts anderes als eine professionelle Datenaufbereitungsmaschine," sagt Christian Bär. Was laut Aussagen von Harald Huber, dem Leiter Research & Development beim Softwareanbieter USU bestenfalls auf Basis einer intakten Wissensdatenbank passiert. "Die Daten können damit so erweitert werden, dass sich aus Produktbeschreibungen passende Kausalketten ableiten lassen. Nur wenn die generative KI solche kausalen Abhängigkeiten erkennt, kann sie vormals isolierte Textbausteine oder Dokumente wie Handbücher in den richtigen Kontext einbinden." Auf dieser Basis wird es dann leichter, Entscheidungen darüber abzuleiten, welches Problem der Kunden eigentlich hat.

2. Brauche ich eine KI-Strategie?

Hier zeigt der Report einen klaren Trend. 59 Prozent aller Befragten, die bereits KI nutzen, verfügen auch über eine entsprechende Strategie. Allerdings besteht bei der Einführung von KI aus dem Technologie-Ressort heraus immer die latente Gefahr, dass die Thematik im Unternehmen nur des technischen Fortschritts wegen getrieben wird.

"KI ist das richtige Werkzeug, um zu überlegen, wie man die Unternehmensstrategie noch schneller erreichen kann," weiß Christian Bär aus eigener Anwendung. Er hat sich daher dafür entschieden, die KI-Einführung als Teil der IT-Strategie zu etablieren. Das hat zum einen den großen Vorteil, dass die IT-Governance als Rahmen berücksichtigt wird, aber auch, dass alle IT-gestützten effizienter gestaltet werden können.

"Je mehr die technologische KI-Kompetenz und unternehmerisches Denken Hand in Hand gehen, desto leichter fällt es CIOs und anderen Führungskräften, neue Geschäftsmodelle, StrategienStrategien oder Ziele aus dem Einsatz generativer KI abzuleiten," so Marc-David Rompf, Headhunter für KI-Führungskräfte bei Dla Digital Leaders Advisory. Alles zu Strategien auf CIO.de

3. Wie finde ich die richtigen KI-Tools?

Auch bei der Suche nach den richtigen KI-Tools besteht die Gefahr, dass ein allzu technischer Fokus den Blick für das echte Kundenproblem vernebelt. Damit es dem IT-Ressort möglichst schnell gelingt, die Kundendenke zu verinnerlichen, rät Christian Bär zur interdisziplinären Zusammenarbeit, vor allem mit den Bereichen Produktmanagement, Kundenservice und auch dem Kunden selbst.

"Erst wenn klar ist, in welchen Schritten eine Serviceleistung abläuft, kann das Unternehmen entsprechende KI-Tools hinterlegen und automatisierbare Abschnitte identifizieren," ergänzt Harald Huber. Hier kann es dann um Fragen gehen wie: Wo reichen bisherige vordefinierte Fragen-Antwort-Muster nicht mehr aus, um das Anliegen des Kunden zu befriedigen? An welcher Stelle macht ein durch generative KI gestützter, konstruktiver Beratungsdialog Sinn? Über diesen gemeinsamen Wissenstransfer kann es schnell gelingen, das echte Problem zu identifizieren, um dann ein geeignetes KI-Tool zu finden.

4. Wie gehe ich mit den Ängsten der Belegschaft um?

Eigentlich ist es eine Binse, dass mit technologischen Veränderungen immer Sorgen und Ängste innerhalb der Belegschaft einhergehen. Dennoch plagen sich 48 Prozent der befragten Entscheider mit diesen Gedanken.

Bei der Einführung von KI-Systemen verhält es sich allerdings etwas anders. Denn dort, wo beispielsweise ChatGPT oder Copilot bei der Belegschaft schon im täglichen Einsatz sind, relativieren sich die besagten Ängste schnell. Jeder hat schon seine Erfahrungen mit den KI-Tools für Text- oder Bilderkennung gemacht und ist in der Lage einzuschätzen, ob die Technologie seiner Tätigkeit wirklich gefährlich werden kann.

Dennoch sollte man es laut Christian Bär nicht allein bei dieser Erfahrung belassen. "Die FührungFührung sollte das Thema bewusst auch in großen Gruppen diskutieren und in den aktuellen Unternehmenskontext setzen. Dazu gehört es auch, die Befürchtungen zum Jobabbau zu reduzieren und zu entmystifizieren." Alles zu Führung auf CIO.de

CIOs tun gut daran, gemeinsam mit ihren Teams zu überlegen, wo und wann KI wirklich weiterhelfen kann. Beim Einsatz von Sprachmodellen kommt nicht selten heraus, dass sich die Modelle überhaupt nur mit dem vertieften Fachwissen der Mitarbeitenden trainieren lassen. Was zur allgemeinen Beruhigung beitragen dürfte.

5. Welche Kompetenzen sollen entwickelt werden?

Ohne Frage, CIOs müssen dafür sorgen, dass sie selbst und ihre Mitarbeitenden in puncto KI-Kompetenz am Ball bleiben, um keine geschäftsrelevante InnovationInnovation zu verpassen. Neben den eigenen Use Cases sowie spezialisierten Weiterbildungen, kommt es aber vor allem darauf an, zu verstehen, worin der eigentliche Skill-Shift bei der KI-Nutzung besteht. Alles zu Innovation auf CIO.de

Die Experten sind sich einige darin, dass es fernab der technischen Implementierung, darum geht, schnell Ergebnisse und Quellen auf deren Eignung hin verifizieren und bewerten zu können. "Das wird langfristig zu einer Verdichtung der Arbeitsinhalte führen", schätzt Christian Bär.

"Neben einer ausgeprägten Problemlösungskompetenz brauchen Führungskräfte und Teams dafür vor allem ein umfangreiches fachliches Verständnis, und das hierarchieübergreifend," so Rompf. Seiner Ansicht nach kommt es bei KI für die gesamte Organisation darauf an, schnell Zusammenhänge ableiten zu können, um überhaupt mit der Geschwindigkeit dieser Technologie Schritt halten zu können.

Zur Startseite