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Roche Pharma: Mehrmalnutzung

Anders als in den Bereichen, in denen es um langfristige Infrastrukturentscheidungen oder Enterprise-Resource-Planning-Applikationen geht, muss Roberts kurzfristig Systeme und Anwendungen umbauen können. Entwickelt die Research-Informatics neue Algorithmen für die Analyse von Datensätzen, kann es sein, dass neue Systeme nötig sind. Roberts: "Die Lebenszyklen für die Systeme, die wir unterstützen, wechseln manchmal sehr plötzlich." Daher setzt der Roche-Mann auf die Mehrmalnutzung von einzelnen Komponenten.

Rüdiger Buchkremer, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft: "Man muss auch mal Dinge gemacht haben, die auf den ersten Blick sinnlos erscheinen."
Rüdiger Buchkremer, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft: "Man muss auch mal Dinge gemacht haben, die auf den ersten Blick sinnlos erscheinen."

Das technische Design muss also derartige "service-orientierte" Ansprüche in der Architektur mit berücksichtigen. Nur so lässt sich auch die Vielfalt der Anwendungen angemessen nutzen, die in der Roche-Forscherwelt im Einsatz ist. Von vielen hundert Anwendungen geht Roberts aus: "Wir nutzen viele kleine und sehr spezifische Applikationen", so der Basler Manager.

Etwa ein Zehntel des Roche-Pharma-Forschungsetats von etwa einer Milliarde Schweizer Franken (618 Millionen Euro) kann Roberts den Forschern jährlich für IT-Projekte spendieren. Allerdings sind viele Investitionen schon allein aus gesetzlichen Gründen nötig. Zwischen der Idee und dem fertigen getesteten Wirkstoff, der schließlich als Medikament auf den Markt kommt, vergehen zwischen sieben und 15 Jahre.

In dieser Zeit ist der Pharmahersteller gegenüber staatlichen Einrichtungen wie der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) verpflichtet zu gewährleisten, dass klinische Tests erfolgreich durchgeführt wurden und der Wirkstoff keine unerwünschten Nebenwirkungen im Organismus verursacht. Und: den Nachweis darüber zu erbringen. Dokumenten-Management ist ein weiteres A und O im Forschungs-IT-Job. Roberts spricht von einer schlicht nötigen "validierten und qualifizierten Infrastruktur", die das möglich macht.

Die Visionen gehen jedoch weit über Dokumentationspflichten hinaus. "Personalisierte Medizin" heißt das Credo, dem sich die Forschergemeinde verschrieben hat. Gelingt es, das genetische Profil des Menschen mit den Substanzdatenbanken abzugleichen, lässt sich die Reaktion der Wirkstoffe besser vorhersagen. Voraussetzung dafür ist ein Zusammenwachsen von Pharma und Diagnostik. Nicht zuletzt deswegen ist Roberts für beide Sektionen zuständig. Gelingt es, einen Wirkstoff zu finden, der bei der Hälfte aller Patienten hilft, ließe sich - so die Hoffnung der Forscher - die "Trefferquote" auf 90 Prozent steigern. Jene Patienten, die auf das Medikament gar nicht reagieren, würden es zudem erst gar nicht bekommen. Theoretisch jedenfalls.

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