Strategien


Erlebniswelt Airport

Flughafen München entwickelt Digitalstrategie

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Passagiere sollen nicht nur an- und abfliegen, sondern sich am Flughafen auch wohlfühlen. Dem widmet sich ein Kapitel im Buch "Marktplätze im Umbruch", das jetzt vorgestellt wurde.
  • Der Flughafen München entwickelt derzeit eine Digitalisierungsstrategie, im Juli oder August soll das Organisationsteam stehen
  • Über sein Smartphone soll der Reisende während der gesamten Verweildauer unterstützt werden
  • CIO Michael Zaddach ist Mitherausgeber des Buches "Marktplätze im Umbruch", in dem unter anderem diese Idee ausgeführt wird

Der kalte Nieselregen kann die weißgekleideten Tennis-Spieler an diesem Freitag Mitte April nicht bremsen. Zu fröhlicher Popmusik aus Lautsprechern schlagen sie unter freiem Himmel ihre Bälle, während eine Dame im Business-Kostüm vorbeistöckelt, in der einen Hand eine große Papiertüte, in der anderen das Smartphone. "Da musst Du erst an den FlughafenFlughafen fahren, verstehst Du, an den Flug-ha-fen, bis Du rote Wildlederpumps kriegst", berichtet sie irgendjemandem. Top-500-Firmenprofil für FMG Flughafen München GmbH

Vermutlich ist es das, was Michael Kerkloh, CEO des Münchener Flughafens, und IT-Chef Michael Zaddach mit "Erlebniswelt" meinen. Mitte April hat ihr Unternehmen die begehrte Auszeichnung eines Five-Star-Airports erhalten und darf sich damit bester Flughafen Europas und drittbester der Welt nennen. Eine umfassende DigitalisierungsstrategieDigitalisierungsstrategie soll diesen Vorsprung ausbauen und dafür sorgen, dass die Passagiere nicht nur an- und abfliegen, sondern sich am Flughafen wohlfühlen. Dem widmet sich ein Kapitel in dem Buch "Marktplätze im Umbruch", das an eben diesem regnerischen Freitag vorgestellt wird. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Das 759-Seiten-Werk ist eine Gemeinschaftsarbeit von Autoren aus Wirtschaft und Wissenschaft. Herausgeber sind, neben Michael Zaddach, Claudia Linnhoff-Popien als Inhaberin des Lehrstuhls "Mobile und verteilte Systeme" an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, und Andreas Grahl, Executive Consultant des Versicherungskonzerns Allianz.

Mittlerweile checken die meisten der jährlich rund 40 Millionen Passagiere online ein, bevor sie sich überhaupt auf den Weg zum Flughafen machen, berichten Zaddach und Kerkloh. Immer mehr Reisende zückten beim Boarding das Smartphone statt eines Tickets. Das ergebe für Airlines, Flughafenbetreiber und andere Dienstleister immer neue Möglichkeiten. Die Münchener stellen ihre Zukunftsoptionen unter das Motto "Seamless Travel".

4 Diskussionspunkte der Strategie

Derzeit setzt sich CIO Zaddach mit Vertretern der Fachabteilungen zusammen und bespricht folgende vier Punkte:

  • Über welche Kanäle kommen wir an die Kunden?

  • Welche Services bieten wir über diese Kanäle an?

  • Was für eine Organisation brauchen wir dafür?

  • Welche Daten nutzen wir?

Bis Juli/August sollte das Organisationsteam stehen, sagt Zaddach. Wer es leiten wird, ist noch offen. Der CIO jedenfalls will digitale Units als Acceleratoren dieser Digitalisierungsstrategie verstanden wissen.

Der Erlebnisraum Airport soll für den einzelnen Passagier dann beispielsweise so aussehen: Der Flughafen weiß durch den Datenaustausch auf den vernetzen Devices, dass der ankommende Reisende Zeit hat, und bietet ihm an, über sein Smartphone erst einmal eine Dusche zu buchen. Danach kann er sich irgendwo hinsetzen und eine Kleinigkeit essen - die Tageskarten der Restaurants sieht er sich auf seinem Handheld an - um dann in den digital gebuchten Mietwagen zu steigen.

Hälfte des Umsatzes im Non-Aviation-Geschäft

Diese Digitalisierungsstrategie entsteht vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Flughafen mittlerweile rund die Hälfte seines Umsatzes im Non-Aviation-Geschäft erwirtschaftet. Ziel ist daher, die Passagiere länger auf dem Gelände zu halten. Dafür hat allerdings nicht jeder Reisende Zeit. Sind Passagiere im Stress, sollen sie die schnellste Wegführung zu ihrem Gate auf das Smartphone geschickt bekommen.

iBeacons im Flughafen

Fazit: Ein individualisierter Travel-Assistant soll jeden PassagierPassagier in seiner jeweiligen Situation unterstützen. Die Technologie dafür bieten beispielsweise iBeacons. Die kleinen Sender schicken regelmäßig Informationspakete auf mobile Endgeräte in der Umgebung. Der Flughafen will zunächst die wichtigsten Eingänge der Terminals, die Check-In-Bereiche und Sicherheitskontrollen sowie einige Shops und Restaurants mit iBeacons ausstatten. Top-Firmen der Branche Transport

Fundamentaler Umbruch für den Flughafen

Damit kommt auf Zaddach und das künftige Organisationsteam - wie immer es dann aussehen wird - viel Abstimmung und Kommunikation mit den Prozesspartnern, wie etwa Mietwagenfirmen, zu. Die Forderung nach standardisierten Schnittstellen ebenfalls. "Keine Frage, der Marktplatz Flughafen steht im Zeichen der neuen Kommunikationstechnologien vor einem abermaligen fundamentalen Umbruch", sagt CEO Michael Kerkloh.

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