B Corps

Greenwashing - mehr Glaubwürdigkeit für die Guten

Marco Peters ist Gründer und Geschäftsführer von Nextwork. Die Compliance-Beratung ist auf die Entwicklung zertifizierbarer Managementsystemen spezialisiert und arbeitet für zahlreiche Kreativagenturen Unternehmen aus dem Mittelstand sowie Konzerne.
Greenwashing, ist oft nur schwer zu beweisen. Die B-Corp-Zertifizierung macht nachhaltiges Handeln messbar, transparent und nachvollziehbar.
Das B-Corps Logo auf einem Getränkekarton soll den Verbrauchern zeigen, dass der Hersteller des Produkts für seine Nachhaltigkeit zertifiziert ist.
Das B-Corps Logo auf einem Getränkekarton soll den Verbrauchern zeigen, dass der Hersteller des Produkts für seine Nachhaltigkeit zertifiziert ist.
Foto: Tada Images - shutterstock.com

"Cut the Bullshit" lautete der Titel von Luisa Neubauers viel beachteter OMR-Rede, in der die Klimaaktivistin die Finger in die Wunde der Marketer legte: Greenwashing. Sie sprach vom "grünen Märchen" und vom "größten Greenwashing-Skandal in der Geschichte". Viele Unternehmen würden zwar Klimaziele postulieren, aber: "Vier von fünf Unternehmen haben nicht den Hauch von einem Plan, wie sie diese Klimaziele erfüllen können. Und ein Klimaziel ohne Plan ist nicht mehr als ein Märchen von Veränderungen, die nicht kommen werden. Das ist Greenwashing."

Keine Frage: Klimawandel und Nachhaltigkeit zählen zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht Stellung nimmt und Flagge zeigt. Das Problem: Weil eben alle so tun als täten sie etwas, stehen auch diejenigen Firmen unter Greenwashing-Generalverdacht, die sich tatsächlich engagieren. Wie können all diejenigen Unternehmen, die tatsächlich nachhaltig agieren, genau das beweisen und dadurch das Vertrauen von Mitarbeitenden, Partnern sowie Kundinnen und Kunden gewinnen?

B Corporations: Zur Nachhaltigkeit verpflichtet

Klimasiegel und Öko-Label sind durch diverse Skandale in Verruf geraten. Gleiches gilt für den Erwerb von Zertifikaten, die Treibhausgasemissionen ausgleichen. Was also tun, um nicht zu denjenigen Unternehmen zu zählen, von denen Luisa Neubauer sagt, sie "manipulieren das hart erarbeitete Klima-Bewusstsein der Menschen für die eigenen Profite"?

Die einzig denkbare Lösung ist eine ehrliche, nachprüfbare und transparente Strategie, die nicht punktuell, sondern die auf Dauer angelegt ist. Die nicht mit einer Einmalzahlung oder einem einmaligen "Eignungstest" verbunden ist, sondern die das gesamte Geschäftsmodell nachweislich auf Nachhaltigkeit ausrichtet.

Lesetipp: "Verbraucherschützer werfen Airlines wie Lufthansa Greenwashing vor"

Und genau hier kommt die im Jahr 2006 gegründete gemeinnützige Organisation B Lab ins Spiel. B Lab zertifiziert Unternehmen zu "B Corporations". Sie müssen sich dafür einem sehr komplexen und umfangreichen Testverfahren unterziehen. Startpunkt ist das B Impact Assessment (BIA). Anhand von über 200 Fragen ermittelt B Lab die ökologischen und sozialen Auswirkungen sowie das Engagement des Unternehmens entlang seiner gesamten Lieferkette.

Dabei geht es unter anderem um

  • den Umgang mit Lieferanten und Kunden,

  • Arbeitsbedingungen,

  • das Engagement in der Gesellschaft,

  • den Einsatz von Ressourcen oder

  • die Umweltverträglichkeit

des Unternehmens. B Corp wird ein Unternehmen zudem nur, wenn es sich in seinen Statuten zu gesellschaftlichem Mehrwert und ökologischer Nachhaltigkeit bekennt.

Lesetipp: Sustainability - ESG-Reifegradmodell hilft CIOs beim Reporting

Die B-Corp-Zertifizierung

Das BIA ist kein Kinderspiel und birgt für jedes Unternehmen - und jede Unternehmensgröße - andere Herausforderungen. Die B-Corp-Zertifizierung unterliegt nicht nur einem sehr gründlichen Prozess, der eine strenge Überprüfung der Angaben beinhaltet. Und damit ist es nicht getan: Unternehmen müssen den Prozess alle drei Jahre neu durchlaufen und beweisen, dass ihre Maßnahmen für nachhaltiges Handeln auch wirklich nachhaltig sind. Greenwashing? Keine Chance!

Stattdessen sorgen die turnusmäßigen Neubewertungen dafür, dass Unternehmen einerseits in ihrem Engagement nicht nachlassen und sie andererseits in puncto nachhaltigem Wirtschaften immer besser werden.

Das B-Corp-Netzwerk wächst

Mittlerweile gibt es in über 70 Ländern mehr als 6.400 zertifizierte B Corporations, darunter Patagonia oder The Guardian. In Deutschland sind aktuell über 60 Unternehmen B Corp zertifiziert, darunter Allos, Einhorn und innocent. Was nach einer kleinen Zahl aussieht, für Unternehmen in Deutschland eine große Chance. Sie können zu den Pionieren gehören. Dazu eine Prognose: in einem Jahr wird sich die Zahl wohlmöglich mehr als verdoppeln. Das zeigt ein Blick über unsere Landesgrenzen: In Europa gibt es bereits mehr als 2.600 B Corps, davon über 275 In Frankreich, mehr als 250 in Benelux und 220 in Italien.

B Corps arbeiten am liebsten miteinander und können sich beispielsweise bei der Lieferantenüberprüfung unterstützen. Als Assessment Experte war eine Lieferantenüberprüfung auch unser erster Berührungspunkt mit B Corp: einer unserer Kunden war verpflichtet das BIA durchzuführen, um weiterhin mit seinem wichtigsten Auftraggeber zusammenzuarbeiten.

Ausgebildete B Leader treiben die B-Corp-Bewegung voran

Neben der B Corp Zertifizierung gibt es auch das B Leader Trainingsprogramm, in dem die Teilnehmenden anwendungsorientiertes Wissen erwerben. In Deutschland absolvieren es jährlich mehr Personen: Haben sich im Jahr 2021 nur eine Handvoll Personen als B Leader ausbilden lassen, gab es im Jahr 2022 mehr als doppelt so viele Absolventinnen und Absolventen. Unsere Nachbarländen sind uns hier voraus - sie bilden entsprechend der Nachfrage mehrmals im Jahr aus - mit einer entsprechend höheren Zahl an B Leadern. (bw)

Zur Startseite