Booz: Positives Zeichen

In Deutschland die meisten CEO-Wechsel

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Insider bleiben im Durchschnitt länger als Outsider. Die Grafik zeigt, wie lange Vorstandschefs jeweils im Amt verweilen.
Insider bleiben im Durchschnitt länger als Outsider. Die Grafik zeigt, wie lange Vorstandschefs jeweils im Amt verweilen.
Foto: Booz & Company

Ohne Blick durch die deutsche Brille weist auch die internationale Langzeituntersuchung aufschlussreiche Ergebnisse auf. Insbesondere der Anteil der geplanten CEO-Wechsel ist weltweit im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen, hatte sich aber schon zuvor seit Ausbruch der Finanzkrise auf höherem Niveau als vorher etabliert.

Insgesamt ist die Neigung zum CEO-Wechsel, insbesondere der geplanten Art, umso größer, je größer das Unternehmen ist. Die kleineren börsennotierten Unternehmen aus der Untersuchung sind nachvollziehbarerweise stärker davon bedroht, in Folge einer Übernahmen einen neuen Chef zu bekommen.

Weltweit werden zu 81 Prozent Eigengewächse als CEOs rekrutiert, nur zu 19 Prozent Outsider. Nach Ausbruch der Weltfinanzkrise hatten Outsider für drei Jahre leicht an Beliebtheit gewonnen, im vergangenen Jahr verschoben sich die Gewichte aber wieder in die andere Richtung. Westeuropa ist, gerade auch im Vergleich zu Nordamerika, die Region, wo am stärksten externe Trümpfe gesucht werden. Ein Viertel war es im vergangenen Jahr, 2009 hatte die Outsider-Quote sogar 36 Prozent erreicht.

Gerade die hiesigen Erfahrungen aus den Vorjahren unterstreichen, dass extern rekrutierte CEOs auch ein Erfolgsmodell sein können. Die globalen Resultate über die vergangenen zwölf Jahre legen jedoch nahe, dass Insider die Unternehmensziele leichter erreichen als Outsider. Die Eigengewächse genießen auch eine deutlich größere Verweildauer auf der einmal besetzten CEO-Position.

Verweildauer bei 6 bis 7 Jahren

Allen Hire-and-Fire-Klischees zum Trotz wechseln westeuropäische Firmen ihre Vorstandschefs deutlich schneller aus als nordamerikanische Unternehmen. Ganz vorsichtig scheint sich perspektivisch aber die These zu bestätigen, dass in der globalisierten Welt die regionalen Eigenheiten immer mehr verschwimmen. In der Langzeitbetrachtung nähern sich die Werte für nordamerikanische und europäische CEO sowie für Insider und Outsider allmählich an – und zwar in Richtung einer durchschnittlichen Verweildauer von sechs bis sieben Jahren.

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