Wie Gates und Zuckerberg

Karriere-Tipps für Introvertierte

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
"Leise Menschen - starke Wirkung" von Sylvia Löhken ist im Gabal Verlag erschienen, 285 Seiten, 24,90 Euro.
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Foto: Sylvia Löhken

CIO.de: Kontakte sind unverzichtbar für die Karriere. Müssen leise Menschen sich zu Small Talk und Netzwerkpflege zwingen?

Sylvia Löhken: Wer vorwärts kommen will, braucht Kontakte. Schwänzt man eine Veranstaltung aus Unbehagen, verpasst man vielleicht etwas Wichtiges. Vor Terminen und Veranstaltungen würde ich mir meine Ziele als leiser Mensch allerdings genau überlegen. Vielleicht möchte ich dort bestimmte Menschen kennenlernen oder mit bereits bekannten Personen ein längeres Gespräch führen. Damit der Termin nicht zur Belastung wird, sollte man ihn vorher genau planen, sich zum Mittagessen oder auf einen Kaffee verabreden oder einen Bekannten darum bitten, einem den Wunschkontakt vorzustellen. So kommt es erst gar nicht zur unbehaglichen Situation, mit einem Sektglas in der Hand allein in einem Raum voller Fremder zu stehen.

Wie Introvertierte bei der Bewerbung punkten

CIO.de: Was raten Sie leisen Menschen für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch?

Sylvia Löhken: Man sollte sich immer auf die eigenen Stärken besinnen. IT-Experten etwa sollten im Bewerbungsgespräch gezielt signalisieren, dass sie ausgezeichnete Problemlöser sind und dies mit Qualifikationen und Beispielsituationen belegen. Gerade bei der Gehaltsverhandlung können leise Menschen punkten. Denn sie sind meist beharrlich, einfühlsam und können besonders gut zuhören. Diese Kombination macht sie zu einem starken Verhandlungspartner.

CIO.de: Wie können leise Menschen in Meetings punkten?

Sylvia Löhken: Auch hier ist die Planung die halbe Miete und gibt Introvertierten die notwendige Sicherheit. Sichtbar ist in Meetings nur, wer sich äußert. Wer schweigt, kann seine sachlichen Anliegen nicht vorbringen und bei seinem Vorgesetzten auch nicht positiv auffallen. Vor einem Meeting sollte man sich genau überlegen, was man sagen möchte und diese Gedanken auf den Punkt bringen. Denn ein häufiger Fehler von Introvertierten ist, dass sie zu Kleinteiligkeit neigen. Beim Sprechen sollte man außerdem darauf achten, nicht zu schnell oder zu leise zu sein.

CIO.de: Wie reagiert man auf spontane Ereignisse?

Sylvia Löhken: Fasst etwa ein Kollege das gerade Gesagte noch einmal knackig zusammen, so versucht er, das Statement quasi zu klauen - wenn man das zulässt. In so einer Situation müssen leise Menschen unbedingt noch einmal nachsetzen, zum Beispiel mit dem folgenden Satz: "Danke, dass Du hier meiner Meinung bist. Folgendes ist dabei besonders wichtig: ..." Auch auf Angriffe in einem Meeting sollte man vorbereitet sein. Wirft einem ein Kollege zum Beispiel vor, dass die vorgelegten Zahlen doch überhaupt nicht richtig wären, sollte man diesen Vorwurf mit einer sachlichen Nachfrage rasch auf die Faktenebene zurückholen: "Auf welche Zahlen beziehst Du Dich?" Wer bestimmte Regeln und Rituale kennt, kann auch als leiser Mensch Meetings souverän meistern.

CIO.de: Was gehört noch zu einem erfolgreichen Meeting?

Sylvia Löhken: Leise Menschen bedenken oft nicht, dass wichtige Entscheidungen in Meetings meist nur noch formell abgesegnet werden. Besprochen werden die wirklich relevanten Themen oft schon vor den öffentlichen, ritualisieren Treffen. Auch die leisen Menschen sollten üben, vor einem Meeting Kontakt zu den Entscheidungsträgern aufzunehmen und die Entscheidung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Gerade in diesen kleineren Runden können Introvertierte ihre Stärken einsetzen.

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