Strategien


COMPETITIVE INTELLIGENCE-BERATUNG

Mehr als Marktforschung

03.10.2001
Anja Kober ist Vorstandsmitglied der Society of Competitive Intelligence Professionals (SCIP). Sie will ihre Branche vom Ruch der Spionage befreien.

CIO: Frau Kober, was ist Competitive Intelligence?
Kober: Unter Competitive Intelligence (CI) versteht man die systematische Sammlung von Informationen, die durch Analyse zu kompaktem Wissen wird. CI arbeitet zeitnah, wir benutzen selten vergangenheitsbezogene Daten wie etwa in der Marktforschung. CI-Ergebnisse sollen unbedingt entscheidungsrelevant sein. Ich konzentriere mich auf genau definierte Problemstellungen, beispielsweise welche Research- und Development-Pläne mein Wettbewerber hat, und suche gezielt und zügig die relevanten Puzzlestückchen.

Ist Competitive Intelligence auch ein Thema für deutsche Firmen?
In Deutschland wird oft der Kardinalfehler begangen, CI nur für eine IT-Lösung zu halten und mit Hilfe von Software Unternehmenswissen neu zu strukturieren. Das allein reicht nicht. Hinter der Informations-Ansammlung müssen Menschen sitzen, die kompetent Auswertung und Analyse übernehmen. Einigen deutschen Firmen ist das Thema aber nicht ganz geheuer, fürchte ich.

Weil dieser Arbeit der Ruf des Ausspionierens anhaftet?
Ja, wer viele Hollywood-Filme sieht, denkt schnell an Abhörgeräte und Informationsklau. Competitive Intelligence ist aber keine Industriespionage. Viele Informationen finden wir in öffentlichen Quellen. Wir durchkämmen die so genannten Open Sources, und dabei bin ich für das Internet wirklich dankbar. Es gibt dort eine Unmenge von Informationen zu finden oder auch in Fachjournalen, bei Telefonumfragen, Mitarbeiterinterviews oder in den Patentdatenbanken. Man muss eben wissen, wo man nachfragt. Und man muss die unternehmensinternen Quellen ausschöpfen können, die Vertriebsmitarbeiter, die Zulieferer oder den Händler, der auch mit meinem Wettbewerber zusammen arbeitet. All diese Informationshappen muss ich nur richtig sammeln, strukturieren und analysieren. Da ist alles ethisch vertretbar und legal.

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