Studien versachlichen Debatte

Roboter brauchen geschulte Mitarbeiter

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Maschinenbau rechnet mit neuen Jobs

Speziell im Maschinenbau erwarten nur 20 Prozent der Firmen einen Abbau von Arbeitsplätzen, 3 Prozent befürchten eine sinkende Arbeitsmoral wegen Wegfall von Arbeitsplätzen durch die Robotik. Demgegenüber rechnen 29 Prozent mit neuen Arbeitsplätzen zur Bedienung von Robotern. 24 Prozent sehen neue Jobs in der Entwicklung von Robotern und Robotik-Betriebssystemen. 16 Prozent denken sogar, dass durch das In-Sourcing ehemals ausgelagerter Arbeitsplätze neue Jobs entstehen werden.

"Die deutschen Maschinenbauer haben keine Furcht vor der Automatisierung", lautet hierzu das Fazit der Studie. "Nicht einmal die übliche Skepsis aufgrund des möglichen Abbaus von Arbeitsplätzen durch Automatisierung teilt die Mehrheit der Befragten."

In welchen Bereichen Roboter eingesetzt werden

Aktuell setzen 53 Prozent der deutschen Maschinenbauer Robotertechnologie ein, vor allem in Montage und Aufbau von Maschinen und in der Bearbeitung von Aufgaben, die hohe Geschicklichkeit und Präzision erfordern. In diesen beiden Bereichen wollen 25 Prozent beziehungsweise 37 Prozent der Hersteller in den kommenden drei Jahren erneut in Robotertechnologie investieren. 21 Prozent planen Investitionen im Lager-, Material- und Verpackungsbereich.

Die Grafik zeigt, in welchen Bereichen deutsche Maschinenbauer in den kommenden drei Jahren in Automatisierung investieren wollen.
Die Grafik zeigt, in welchen Bereichen deutsche Maschinenbauer in den kommenden drei Jahren in Automatisierung investieren wollen.
Foto: PwC

Die Gründe gegen Roboter - Kosten und kein Bedarf

Mit 35 Prozent sind jene Maschinenbauer in der Minderheit, die nicht in weitere Automatisierung investieren wollen. 16 Prozent dieser Firmen führen als Hemmnis zu hohe Kosten an. Das Gros von 58 Prozent äußert jedoch, Robotik schlicht nicht zu benötigen. Nach Einschätzung von PwC verkennen diese Unternehmen zu oft die neuen Möglichkeiten der Robotik im digitalen Zeitalter.

Analysten kritisieren Unwissenheit

Es handle sich um ein "besorgniserregendes Argument", so die Analysten, das in vielen Fällen auch auf Unwissenheit über die technischen Möglichkeiten gründe. "Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass jahrzehntelang das Hauptaugenmerk in der Automatisierung auf Geschwindigkeit, Effizienz und Produktivität lag, während Roboter zukünftig an ihrer Adaptionsfähigkeit und Flexibilität vor allem im Hinblick auf maßgeschneiderte Erzeugnisse gemessen werden", kommentiert PwC.

Was verändert sich durch die neuen Roboter? Laut PwC erwarten die Befragten vor allem Auswirkungen auf die Qualifikation der Belegschaft.
Was verändert sich durch die neuen Roboter? Laut PwC erwarten die Befragten vor allem Auswirkungen auf die Qualifikation der Belegschaft.
Foto: PwC

Die Analysten haben dabei insbesondere neue Möglichkeiten im Zusammenwirken von Robotern mit 3D-Druck3D-Druck und anderen Industrie 4.0-Anwendungen im Blick, die Smart Manufacturing-Konzepte Wirklichkeit werden lassen. Früher nicht denkbare Potenziale gebe es bei der Prozesssteuerung, der Überwachung von Abläufen und der Qualitätskontrolle. Auch Big DataBig Data Analytics schaffe zusätzliche Möglichkeiten. Alles zu 3D-Druck auf CIO.de Alles zu Big Data auf CIO.de

Aufbau autarker Systeme wird möglich

Die Schlussfolgerung der PwC-Experten: "Zusammenfassend ermöglichen traditionelle, taktile oder optische Messsysteme in Verbindung mit den Möglichkeiten der Digitalisierung in der Fertigung sowie der Verwendung von Big Data Analytics den Aufbau von nahezu autarken Systemen, die sich kontinuierlich auf sich ändernde Rahmenbedingungen selbständig einstellen können und somit eine sehr hohe Flexibilität aufweisen, die wiederum den Einsatz bei Losgröße 1 wirtschaftlich zulässt."

Studie Digitalisierung im Gesundheitswesen

Klar wird hier eine Entwicklung, die weit über das Ersetzen einfacher Handlangertätigkeiten durch Roboter hinausgeht - ein Aspekt, der jenseits des Maschinenbaus in der Studie von Rochus Mummert Healthcare Consulting zur Gesundheitsbranche veranschaulicht wird. 380 Führungskräfte in deutschen Kliniken befragten die Berater für die Studie "Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft".

Roboter können besser operieren

Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass Roboter bald besser operieren können als Ärzte. 16 Prozent erwarten dies bereits für die kommenden fünf Jahre, weitere 20 Prozent halten einen Zeithorizont von zehn Jahren für realistisch. Derzeit stellen OP-Roboter Gewebe bei Prostata- oder Niereneingriffen dreidimensional dar und führen winzige Schnitte präzise aus; in naher Zukunft könnte ihre Tätigkeit über diese Assistenztätigkeiten hinausgehen.

Roboter in der Pflege noch Zukunftsmusik

Zurückhaltender schätzen die Befragten das Digitalisierungspotenzial in der Pflege ein. 37 Prozent denken zwar, dass Roboter künftig menschliche Pflegekräfte qualitativ ausstechen könnten. Mehrheitlich wird dies aber erst für eine fernere Zukunft erwartet. Ein hohes Potenzial für Digitalisierung und Automatisierung sehen 84 Prozent der Befragten in der Verwaltung, 75 Prozent in der Diagnostik und 57 Prozent in der stationären Versorgung.

Am wichtigsten sind Rentabilität und einfache Bedienbarkeit: die Voraussetzungen für eine funktionierende Mensch-Maschine-Kooperation laut PwC.
Am wichtigsten sind Rentabilität und einfache Bedienbarkeit: die Voraussetzungen für eine funktionierende Mensch-Maschine-Kooperation laut PwC.
Foto: PwC

Studienleiter Hartmut Mueller bewertet insbesondere das Vertrauen der Krankenhäuser in die Möglichkeiten der Technik bei urologischen Operationen als positives Signal: "Diese Offenheit gegenüber 'Kollege Roboter' wird helfen, die Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft voranzutreiben."

Mitarbeiter müssen für Umgang mit Robotern qualifiziert werden

Eben jene Maschine-Mensch-Kooperation haben für den Maschinenbau auch die PwC-Experten analysiert. Die Anwender sehen mit 42 Prozent die Rentabilität als Voraussetzung. 41 Prozent nennen die einfache Bedienbarkeit der Roboter, 26 Prozent die Mitarbeiterqualifizierung. "Kurzum, die Betriebe brauchen nicht weniger, sondern im Umgang mit Automatisierungs- und Robotertechnologie besser qualifizierte Angestellte", so PwC.

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