Krieg in der Ukraine

Sabotage an ukrainischen Drohnen

14.03.2022
Von Michael Hill
Der Drohnenbauer DJI Global soll die Leistung seiner AeroScope-Technologie für die ukrainische Armee gedrosselt haben. Der Hersteller dementiert das.
Dem chinesischen Drohnenbauer DJI Global wird vorgeworfen, er modifiziere seine AeroScope-Überwachungstechnologie zu Gunsten der russischen Invasoren im Ukraine-Krieg.
Dem chinesischen Drohnenbauer DJI Global wird vorgeworfen, er modifiziere seine AeroScope-Überwachungstechnologie zu Gunsten der russischen Invasoren im Ukraine-Krieg.
Foto: Valentin Valkov - shutterstock.com

Volodymyr Shymanskyy, Mitgründer der IoT-Plattform Blyck, gab via Twitter bekannt, der chinesische Drohnenhersteller DJI Global würde die Fähigkeiten seiner AeroScope-Technologie für die ukrainische Armee beschneiden. Das gebe den russischen Invasoren Vorteile bei der Luftaufklärung im andauernden Krieg in der Ukraine.

Laut Shymanskyy kommen die Informationen von einer Arbeitsgruppe von Blyck innerhalb der ukrainischen Streitkräfte. Ein Sprecher von DJI wies die Anschuldigungen ab, ein technisches Problem sei der Grund für einige der Systemfehlfunktionen in der Ukraine.

Welche Rolle spielt AeroScope im Ukraine-Krieg

DJI AeroScope ist proprietäre Hardware des Herstellers, mit der jede seiner DrohnenDrohnen in einem Radius von zehn Kilometern verfolgt werden kann. Zusätzliche Antennen können die Reichweite auf 50 Kilometer erhöhen. Alles zu Drohnen auf CIO.de

Laut Shymanskyy gestaltet sich der Sachverhalt wie folgt:

  • Mit AeroScope lässt sich die genaue Position von Drohnenlenkern bestimmen sowie ihre persönlichen Details, die sie bei der Registrierung bei DJI verwendet haben.

  • Die ukrainische Armee setzt verschiedene Drohnen-Modelle von DJI zur Aufklärung ein.

  • Russische Streitkräfte verwenden AeroScope-Hardware, um ukrainische Drohnen-Piloten zu orten und gezielt zu beschießen.

  • Auf der anderen Seite sei laut der ukrainischen Armee die Technologie für sie so gut wie abgeschaltet. Sie hätten also nicht dieselben technischen Möglichkeiten wie die Gegenseite.

  • Aufgrund der oben genannten Punkte beschuldigt Shymanskyy DJI Russland zu helfen: "Das bedeutet, der größte chinesische Drohnenhersteller unterstütz heimlich die Aktivitäten der russischen Armee in der Ukraine, indem er den Russen Zugang zu allen Fähigkeiten ihrer Technologie gibt und sie für Ukrainer aus der Ferne abschaltet."

Zudem sei diese Vorgehen laut Shymanskyy nicht neu. Dasselbe sei bereits 2016 passiert, als erste Teile der Ukraine von Russland besetzt wurden.

DJI dementiert den Vorwurf

Adam Lisberg, Kommunikationsdirektor von DJI North America, dementiert die Berichte: "Uns sind Probleme mit einigen AeroScope-Geräte in der Ukraine bekannt; sie können mit längeren Strom-/Internetausfällen zusammenhängen. Aber es gibt dort keine bewussten Aktivitäten für ein Downgrade von AeroScope."

Laut Lisberg seien die Geofencing-Beschränkungen von DJI für die Ukraine und den Rest der Welt für die Benachrichtigung und nicht die Durchsetzung designt sind. "Das GEO-System von DJI zeigt an, wo das Fliegen sicher ist, wo beim Fliegen mehr Vorsicht geboten ist und wo Flugbeschränkungen gelten," heißt es auf der Website des Herstellers. Letztere würden etwa um Flughäfen, Kraftwerke oder Gefängnisse gezogen. Zeitlich begrenzt kämen sie auch bei Großveranstaltungen, Waldbränden oder anderen Katastrophenfällen zum Einsatz.

Zu den Flugverbotszonen führt der Hersteller aus: Bestimmte GEO-Zonen verbieten das Fliegen nicht, sondern warnen die Piloten über mögliche Risiken. In Zonen mit prekärer Sicherheitslage beschränkt GEO standardmäßig Starts und Flüge von außen in das Gebiet. Ist ein Flug an solchen Orten genehmigt, erlaubt das System Nutzern mit verifizierten DJI-Accounts, ihre Flüge zeitweise zu entsperren oder selbst zu autorisieren. Diese Entsperrfunktion ist nicht verfügbar an Plätzen, die Bedeutung für die nationale Sicherheit haben.

"Das GEO-System macht nur Vorschläge," heißt es weiter. Jeder Nutzer sei selbst verantwortlich dafür, offizielle Quellen heranzuziehen sowie sich über Gesetzte und Regularien zu informieren, die für den geplanten Flug gelten. In einigen Fällen habe DJI häufig empfohlene generelle Parameter angesetzt, ohne zu verifizieren, ob diese Leitlinien den Regularien entsprechen, die für einen speziellen Einfall gelten. (jd)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer UK-Schwesterpublikation CSO.

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