CIO-Organisation

Siemens mit neuem IT-Bereich

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.
Bei Siemens müssen Chittur Ramakrishnan und Albert Goller ihre Verantwortung für IT beziehungsweise E-Business abgeben, und zwar an den neuen Zentralbereich „Corporate Information and Operations“ (CIO) unter Friedrich Fröschl. Der war bisher Chef der Business Services und dürfte sich kaum als Gewinner der Rochade fühlen.

Die personellen Veränderungen, die gleichzeitig mit denMilliardenverlusten des Konzerns im vierten Quartal2001/2002 bekanntgegeben wurden, sind auf den ersten Blickeine Degradierung Ramakrishnans und Gollers: Beideberichteten als Zentralbereichsleiter bisher direkt anSiemens-Vorstandsmitglied Jürgen Radomski. Nun sind ihreDomänen im neuen Zentralbereich CIO zusammengefasst worden;Fröschl wird die beiden durchwinken müssen, wenn sie dasGespräch mit der Chefetage suchen. Inwieweit er in diealltäglichen Befugnisse von Ramakrishnan und Gollereingreifen wird, ist laut einem Siemens-Sprecher noch nichtklar. Fröschl selbst war für ein Statement nicht erreichbar.

E-Business-Chef Albert Goller genoss bislang starkeAufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Die Entwicklung desE-Business – auf der Beschaffungs- wie auf derVertriebsseite – steht ebenso mit seinem Namen inVerbindung wie die Harmonisierung der Web-Präsenzen vonSiemens in aller Welt. Eine Reihe von „Centers ofE-Excellence“ dienten als Katalysatoren dieserEntwicklung. In einem Interview mit der CIO-Schwesterzeitung„Computerwoche“ hatte Goller im Juni diesesJahres vorausgesagt, dass mittelfristig „das ganzeUnternehmen ... mit E-Business durchdrungen sein“werde. Einen eigenen Bereich dafür werde es in fünf Jahrennicht mehr geben.

Für Siemens-Urgestein Ramakrishnan, der seit 30 Jahrenim Konzern ist, dürfte die Personalie Fröschl besondersbitter sein: Seit seiner Installation alsZentralbereichsleiter vor mehr als vier Jahren galt erinoffiziell als Konzern-CIO der Siemens AGSiemens AG. Mit dieserPosition, die es offiziell gar nicht gab, schmückte sich die„E-Company“ Siemens gern. Immerhin etablierteder smarte Inder ein sehr vorzeigbares Corporate Network mit300 000 PC-Arbeitsplätzen und sorgte dafür, dass 85 Prozentder Siemens-Belegschaft weltweit online sind. Allerdingsgilt Ramakrishnan als wenig machtbewusst, was gelegentlichin dem Vorwurf gipfelt, er habe sich zu sehr aus denEntscheidungen der Unternehmensbereiche undVertriebsregionen heraus gehalten, vor allem beimstrategisch wichtigen Thema IT-Standardisierung. Top-500-Firmenprofil für Siemens AG

Aus den von Goller prophezeiten fünf Jahren Karenzwurden fünf Monate; das E-Business gehört, wie die IT, per1. Dezember zum neuen Zentralbereich CIO. Dessen ChefFröschl ist indes nicht befördert worden; hierarchischmachte er eine Seitwärtsbewegung auf seinen neuen Posten.Das rieche zumindest nach „Wegloben“, argwöhntRoland Pitz, Technologie-Analyst derHypovereinsbank. „Die Performance des Bereichs SiemensBusiness Services war unter Fröschl nichtbefriedigend“, urteilt er. Im vierten Quartal gehörteSBS mit 304 Millionen Euro Verlust zu den Sorgenkindern imKonzern.

Möglicherweise möchte Siemens aber SBS an die Börsebringen, um das Unternehmen besser gegen die Wettbewerberwie T-Systems zu positionieren. Dazu müssten allerdingsbessere Ergebniszahlen her. Die Ablösung Fröschls alsBereichsvorstand durch Paul Stodden, bis dato Chef derPC-Sparte Fujitsu Siemens, könnte dadurch motiviert sein,vermutet Pitz.

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