Society 5.0

So verändern Roboter unseren Alltag

Wataru Yamazaki ist General Manager bei Mitsubishi Electric.
In Japan befinden sich Serviceroboter für den Einsatz in Krankenhäusern oder Einkaufszentren bereits in Praxistests. Aber auch bei uns hält die Robotik Einzug in den Alltag.
Serviceroboter im Krankenhaus.
Serviceroboter im Krankenhaus.
Foto: Mitsubishi Electric

Der RoboterRoboter serviert Kaffee und Kuchen, im Krankenhaus bringt er die Medikamente. Es gibt viele Aufgaben, bei denen Maschinen Menschen entlasten können. Auch im Alltag kommen sie immer mehr zum Einsatz, egal ob es um physische Unterstützung, besseren Service oder Unterhaltung geht. eine Entwicklung, bei der japanische Unternehmen ganz vorne mitspielen und die Technologie auf unterschiedlichste Weise in unser Leben bringen: Etwa in Form von Servicerobotern alskleine und große Helfer im Alltag. In Krankenhäusern, Einkaufszentren oder auf den Straßen der Städte sollen sie bald Tätigkeiten übernehmen, für die sich keine menschlichen Arbeitskräfte mehr finden lassen oder um diese zu entlasten. Wird das auch in Deutschland bald Realität? Alles zu Roboter auf CIO.de

Serviceroboter für den Innen- und Außenbereich

An vorderster Front mischt bei dieser Entwicklung Mitsubishi Electric mit, eines der größten Technologieunternehmen Japans. Grundsätzlich ist das Konzept des mobilen Serviceroboters nicht neu. Neu ist dagegen, dass die Roboter nicht mehr in regulierten Szenarien wie etwa der Verwendung in Fertigungshallen arbeiten, sondern im Alltag mit Kontakt zu Menschen agieren.

So arbeiten die japanischen Unternehmen derzeit daran, mobile Roboter in praktischen Anwendungsszenarien auf dem Markt einzuführen und die Technik für das Chaos des Alltagslebens, konkrete Kundenbedürfnisse und regulatorische Gegebenheiten fit zu machen. Derzeit befinden sich zwei konkrete Initiativen in der Umsetzung: ein Mehrzweck-Lieferroboter für Krankenhäuser und ein Allzweck-Lieferroboter für Innen- und Außenbereiche.

Unterstützung des Personals in Krankenhäusern

Das Krankenhaus-Szenario hat dabei Priorität, da hier in Japan die Nachfrage und Anforderungen an Automatisierung besonders hoch sind: Eine stetig wachsende Zahl von Menschen muss von immer weniger Personal gepflegt werden und es geht um die Gesundheit der Menschen. Serviceroboter können hier das Personal spürbar entlasten, indem sie Medikamente, Proben und sonstige Materialien und Güter in den Krankenhäusern transportieren. Bedarf gibt es hierfür Tag und Nacht, oft unplanbar, was für das medizinische Personal eine große zusätzliche Belastung ist.

Serviceroboter im Krankenhaus
Serviceroboter im Krankenhaus
Foto: Mitsubishi Electric

Die Lieferroboter für Krankenhäuser ähneln äußerlich Medikamentenwagen, wie sie in Japan üblich sind. Sie bestehen aus einem abnehmbaren Zugwagenteil, so dass sie viele Gegenstände gleichzeitig transportieren können. Zudem sind die Roboter mit einem Steuerungssystem ausgestattet, das mit dem Netzwerk, den Kontrollsystemen und krankenhausspezifischen Fahrregeln (einschließlich vorübergehender Stopps und Rechtsverkehr) kompatibel ist. Zudem kann es mit Aufzügen und Sicherheitstüren verbunden werden.

Eine zentrale Herausforderung ist derzeit noch die Tatsache, dass Transportwege und Aufzüge zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich stark von Menschen genutzt werden. Die Nutzung dieser Wege durch den Roboter muss deshalb sorgsam und flexibel geplant werden, was durch umfangreiche Simulationen und Planungsanpassung in Echtzeit gelöst werden soll. Entsprechende Praxistests hat der Roboter bereits in mehreren großen Krankenhäusern bestanden, ein Verkaufsstart ist noch 2022 geplant.

Ein künstlicher Kellner für Einkaufszentren

Seit Januar 2022 können Kunden des Aeon-Einkaufzentrums in Tokoname via App Getränke und Essen bestellen. Die Bestellung liefern die Serviceroboter von Cartken an verschiedene Standorte im Innen- und Außenbereich des Einkaufszentrums. So können sich die Kunden ganz auf ihren Einkauf oder soziale Treffen konzentrieren - ohne für Verpflegung im Laden anstehen zu müssen. Den Lieferstatus und weitere Informationen erfahren die Kunden in Echtzeit via App, da das Steuerungssystem des Roboters mit der Bestellungs-App verbunden ist.

Serviceroboter in einer Shopping Mall.
Serviceroboter in einer Shopping Mall.
Foto: Mitsubishi Electric

Der dabei eingesetzte Allzweck-Lieferroboter entstand in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Cartken. Das Unternehmen befasst sich mit der Fortbewegung von Maschinen im Innen- und Außenbereich, auch auf öffentlichen Straßen. Für den angedachten Anwendungszweck im Außenbereich bringen die Cartken-Roboter einige vorteilhafte Eigenschaften mit: Sie sind mit ihren sechs Rädern und der Wendemöglichkeit auf engem Raum sehr manövrierfähig. Dank Bilderkennung fahren sie autonom. Zudem lassen sie sich in Echtzeit aus der Ferne steuern und überwachen.

Seine Alltagstauglichkeit stellte der Allzweck-Lieferroboter bereits unter Beweis: Er bewältigte einen kontinuierlichen Betrieb von etwa 10 Stunden pro Tag und bediente dabei einen Radius von etwa einem Kilometer problemlos. Auch hier stellte vor allem die gleichzeitige Raumnutzung mit Menschen aller Altersgruppen eine Herausforderung dar, zumal der Roboter die Besucher beim Shopping auf keinen Fall stören oder gar gefährden sollte. Diese Herausforderung wurde durch ein KI-gestütztes autonomes Fahren sowie eine Echtzeit-Fernüberwachung durch Edge-Computing gelöst.

Sind Alltagsroboter auch in Deutschland die Zukunft?

Die Anstrengungen japanischer Unternehmen, Serviceroboter im Alltag nutzbar zu machen, sind eingebettet in das übergeordnete Ziel der japanischen Regierung, eine "Society 5.0" zu schaffen. Darunter versteht Japan eine intelligente, vernetzte und nachhaltige Gesellschaft, die Technologie nutzt, um die Lebenswelt und Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Die Pläne verfolgt Japan auch und gerade vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft.

Das japanische Konzept dürfte auch für Deutschland an Relevanz gewinnen. So geht die Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland davon aus, dass bis 2060 jeder dritte Mensch hierzulande mindestens 65 Jahre alt sein wird. Zugleich nimmt der Fachkräftemangel weiterhin stark zu. So berichtet das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft, dass im Jahr 2021 die Zahl der offenen Stellen, für die es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitssuchenden gab, von rund 213.000 im Januar auf etwa 465.000 im Dezember anstieg.

Somit wird Automatisierung zweifellos auch in Deutschland ein wesentlicher Faktor für die Bewältigung dieser Entwicklungen in Deutschland sein. Noch gibt es hierzulande keine Praxistests von Servicerobotern für den Alltag - aber dies dürfte nur eine Frage der Zeit sein. (hi)

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