Strategieprogramm 2020+

So weit ist Siemens mit der Strategie

06.05.2019
Siemens veröffentlicht am Mittwoch seine Zahlen für das zweite Quartal und hält außerdem seinen Kapitalmarkttag zum Strategieprogramm "2020+" ab.
2019 ist für Siemens ein weiteres Übergangsjahr.
2019 ist für Siemens ein weiteres Übergangsjahr.
Foto: wallix - shutterstock.com

Der Konzern befindet sich im fortgesetzten Umbau. Siemens-Chef Joe Kaeser feilt an einer neuen Struktur. In den vergangenen Jahren hat der Konzern mit der Windkraft sowie dem Medizintechnikgeschäft bereits zwei große Bereiche aus dem Konzern herausgelöst und durch Fusion (SiemensSiemens Gamesa ) oder Börsengang (Siemens Healthineers ) in eine größere Eigenständigkeit entlassen. Top-500-Firmenprofil für Siemens

Die Fusion der Zugtechnik mit dem französischen Konkurrenten Alstom scheiterte hingegen an Wettbewerbsbedenken. Dennoch soll das Geschäft wie Gamesa und Healthineers zu den neuen eigenständigen "strategischen Einheiten" gehören. Siemens prüft verschiedene Optionen für die Zugtechnik, zu denen etwa auch ein Börsengang gehören könnte.

Auch den Rest des Konzerns organisiert Kaeser neu. Siemens hat dabei Geschäfte zusammengelegt und will sich künftig auf drei operative Bereiche mit Schwerpunkt auf die Digitalisierung konzentrieren: Digital Industries, das den ehemaligen Geschäftsbereich der digitalen Fabrik umfasst, Smart Infrastructure, in dem unter anderem die Gebäudetechnik aufgeht, sowie Gas and Power mit dem derzeit schwächelnden Kraftwerksgeschäft. Mittelfristig will Siemens das Wachstum ankurbeln und die Profitabilität steigern. Den einzelnen Geschäften soll künftig ebenfalls mehr unternehmerische Freiheit unter der Marke Siemens gegeben werden. Die neue Organisation startete am 1. April. Die Zahlen zum zweiten Quartal werden hingegen noch in der alten Struktur berichtet.

Weiter im Blick steht dabei die Kraftwerkssparte. Zuletzt hatten sich Spekulationen verschärft, Siemens könne das Geschäft mit großen Gasturbinen mit einem asiatischen Partner zusammen legen, etwa der japanischen Mitsubishi Heavy.

Das erwarten Analysten

Die Experten gehen im Mittel ihrer von Siemens zusammengetragenen Schätzungen von einem wenig spektakulären Quartal aus. Der Auftragseingang und der Umsatz dürften steigen, das Ergebnis der Industriegeschäfte hingegen bei rund 2,2 Milliarden Euro stagnieren. Der Gewinn wird allerdings deutlich unter Vorjahr erwartet, allerdings hatte Siemens im Vorjahresquartal von Steuereffekten und Sondergewinnen profitiert.

Ihr Augenmerk legen die Experten daher stärker auf die zu erwartenden Einzelheiten der Strategie, mögliche Einsparungen, Kosten und Wachstumsaussichten für die neu zusammengefassten Geschäfte. Siemens habe bislang nur die Grundzüge der Neuorganisation vorgelegt aber keine Details, was dies im Endeffekt für die Aktionäre bedeute, monierten etwa die Experten von JPMorgan. Sie gehen dabei nicht von einem massiven Stellenabbau aus.

Bei der Deutschen Bank erhofft man sich ebenfalls Ziele zu Kosteneinsparungen und sieht die Notwendigkeit, die Margen zu verbessern. Auch sehen die Analysten die Notwendigkeit, das Portfolio von Siemens weiter zu vereinfachen, um den Investoren die Aktie schmackhaft zu machen.

Das erwartet Siemens

2019 ist ein weiteres Übergangsjahr. Die neue Struktur muss mit Leben gefüllt und das schwächelnde Kraftwerksgeschäft wieder auf Vordermann gebracht werden. Die Marge im Industriegeschäft dürfte laut Konzernprognose bereinigt um Sonderfaktoren keine großen Sprünge machen. So erwartet Siemens für 2018/19 bereinigt um Kosten für Personalabbau in der Kraftwerkssparte eine Marge für das Industriegeschäft von elf bis zwölf Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Siemens 11,3 Prozent erreicht. Der um Währungseffekte und Zu- und Verkäufe bereinigte Umsatz soll moderat zulegen. Dabei geht Siemens von anhaltenden negativen Währungseffekten aus, insbesondere in Bezug auf die Schwellenländer.

Beim Gewinn je Aktie erwartet das Management um Kaeser eine Zunahme auf 6,30 bis 7,00 Euro. Auch hier sind Kosten für Stellenabbau ausgeklammert. Im Vorjahr hatte Siemens auf vergleichbarer Basis 6,01 Euro verdient. Der Ausblick bezieht sich allerdings noch auf die alte Struktur.

Mit den Maßnahmen der Strategie "2020+" soll mittelfristig die jährliche Wachstumsrate des Umsatzes und die Gewinnmarge des Industriellen Geschäfts um jeweils zwei Prozentpunkte steigen. Das Umsatzwachstum soll dabei im Schnitt vier bis fünf Prozent betragen und die Marge der Industriegeschäfte elf bis 15 Prozent erreichen. Das Ergebnis je Aktie soll mittelfristig stärker wachsen als der Umsatz.

Das macht die Aktie

Die Siemens-Aktie kommt in diesem Jahr bislang kaum vom Fleck. Mit einem Kursplus von etwas über sechs Prozent gehört sie zu den sich vergleichsweise schwächer entwickelnden Werten im Dax. Zum Vergleich: Der Index gewann im Jahresverlauf bisher mehr als 15 Prozent, Topwert ist der Sportartikelhersteller Adidas mit einem Plus von gut 35 Prozent.

Dabei ist eine Mehrheit der im dpa-AFX Analyser erfassten Experten der Aktie gegenüber positiv eingestimmt und empfiehlt sie zu kaufen. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von gut 120 Euro ist bei einem derzeitigen Preis von etwas über 103 Euro jedoch noch Luft nach oben. Sieben Experten raten hingegen, das Papier zu halten. Lediglich ein Institut rät zum Verkauf. (dpa/rs)

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