Verbraucher in Kauflaune

Umsätze im Einzelhandel steigen kräftig

02.12.2020
Inmitten der Corona-Krise macht der Einzelhandel gute Geschäfte. Viele Menschen haben angesichts fehlender Reisen Geld zum Shopping übrig. Nicht nur der Online-Handel boomt.
Gute Beratung stärkt die Kundenbindung.
Gute Beratung stärkt die Kundenbindung.
Foto: EP

Kräftige Umsatzanstiege verhelfen dem Einzelhandel in Deutschland weiter aus der Corona-Krise. Im Oktober 2020 nahm die Branche preisbereinigt 8,2 Prozent mehr ein als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch, den 2. Dezember 2020 mitteilte. Zum Vormonat September wuchsen die Umsätze um 2,6 Prozent. Das Niveau vor der Corona-Krise habe der Einzelhandel schon weit übertroffen, so die Statistiker: Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie hierzulande, lagen die Erlöse im Oktober real 5,9 Prozent höher. Über die ersten zehn Monate des Jahres hinweg steht ein deutliches Plus.

Allerdings verläuft die Erholung sehr unterschiedlich. Gute Geschäfte im Oktober machte etwa der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren (real plus 7,3 Prozent zum Vorjahr). Auch der HandelHandel mit Einrichtung, Haushaltsgeräten und Baubedarf nahm deutlich zu, mit gut 14 Prozent Umsatzplus. Im boomenden Internet- und Versandhandel schossen die Erlöse gar um fast 30 Prozent hoch. Die Angst vor einer Infektion in Geschäften treibt das Bestellen im Netz zusätzlich an. Top-Firmen der Branche Handel

In Zeiten geschlossener Gaststätten und Freizeiteinrichtungen richten es sich viele Menschen zu Hause schön ein, auch Urlaube fallen aus, so dass mehr Geld für Einkäufe zur Verfügung steht. Die wachsende Bedeutung der eigenen vier Wände in der Pandemie habe dazu geführt, dass die Verbraucher viele Sanierungs-, Renovierungs- und Verschönerungsprojekte angingen, berichtete zuletzt der Handelsverband Heimwerken, Bau und Garten.

Dagegen leidet der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren weiter unter der Corona-Krise. Dort liegen die Umsätze noch nicht auf Vorjahresniveau. Im Oktober sanken die Umsätze um 6,4 Prozent zum Oktober 2019. Der Handel mit Waren verschiedener Art, etwa in Waren- und Kaufhäusern, verlor 2,3 Prozent.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt immer wieder davor, dass der Boom im Online-Handel an vielen Geschäften in den Innenstädten vorbeigeht. Gerade im wichtigen Weihnachtsgeschäft dürften Umsätze ins Internet abwandern. Zudem erschwerten strengere Corona-Vorgaben zur erlaubten Zahl von Kunden je Verkaufsfläche die Geschäfte.

In der Diskussion stehen auch mehr verkaufsoffene Sonntage. Dafür sprach sich der Städte- und Gemeindebund aus. Die Geschäfte in den Innenstädten gerieten "zunehmend in die Krise und können sich kaum gegen einen Online-Handel behaupten, der sieben Tage die Woche 24 Stunden offen ist", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem "Handelsblatt". "Da wäre es richtig und wichtig, jedenfalls in dieser Krisensituation zusätzliche verkaufsoffene Sonntage zu ermöglichen."

Vergangene Woche hatte schon Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) angeregt, im kommenden Jahr mehr verkaufsoffene Sonntage zu gestatten. Auch die FDP hat die Länder aufgefordert, dem Einzelhandel an möglichst vielen Sonntagen die Öffnung zu erlauben.

Dagegen wehren sich jedoch die Gewerkschaften. So hat zuletzt Verdi in Nordrhein-Westfalen erfolgreich gegen Ladenöffnungen an den Vorweihnachtssonntagen sowie am Sonntag nach Neujahr geklagt. Das sieht der Städte- und Gemeindebund kritisch, wie Landsberg sagte: "Wenn die Sonntage teilweise verkaufsoffen sind, hat das auch eine Verteilungswirkung und es konzentriert sich nicht alles auf den Samstag. Das ist unter Infektionsaspekten richtig und wichtig."

Unterstützung für den Einzelhandel versprach der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). Die Pandemie wirke wie ein "Beschleuniger von Strukturveränderung", sagte er dem "Handelsblatt". Die Bundesregierung hatte schon weitere Hilfen angekündigt, die auch dem Handel zugute kommen. Sie will Firmen stärker helfen, die keinen Zugang zu den November- beziehungsweise Dezemberhilfen haben. Die geltenden Überbrückungshilfen sollen auch Unternehmen bekommen, die im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat einen Umsatzeinbruch von mindestens 40 Prozent erlitten haben. (dpa/rw)

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