Strategien


Debatte im CIO-Netzwerk

Zerschlagt die IT-Abteilung

16.03.2010
Von Tanja Wolff

Ist das die optimale Lösung?

Popp: Idealerweise berichtet der CIO natürlich an den CEO. Das können sich aber nur Firmen leisten, bei denen die IT wirklich von zentraler strategischer Bedeutung ist. CIOs, die eine IT als Insel beibehalten wollen, kenne ich nicht. Wir haben nur mit dem ständig wiederkehrenden Wildwuchs durch neue Inseln bei den Anwendern zu kämpfen. Und daraus resultiert das hauptsächliche Spannungsfeld. Kollegen, die Dinge verbieten, sind nun einmal nicht beliebt. Sie müssen es aber trotzdem tun – zum Wohle ihrer Kunden.

Hinssen: Ich weiß, dass viele CIOs Probleme mit meiner Ansicht haben, weil sie denken, dass ich für eine Auflösung der klassischen IT-Abteilungen bin. Das ist nur ein Teil meiner Botschaft. Für die CIOs wünsche ich mir keine Abschaffung, sondern eine Neuausrichtung. Ich möchte nochmals betonen, dass sie sich zu Führern des Geschäfts wandeln müssen. Wenn sie das nicht schaffen, üben sie den falschen Beruf aus.

Popp: Tja, aus dem Führen des Geschäfts wird nichts werden – und es ist auch fraglich, ob das sinnvoll wäre. Das Geschäft führt der CEO, kein anderer. Wir müssen mit unseren analytischen Fähigkeiten und unserer einzigartigen Kombination aus technischem, betriebswirtschaftlichem und organisationspsychologischem Wissen das Geschäft unterstützen. Als Partner, aber nicht als Einzelkämpfer inmitten der Business-Units.

Sollen IT-Chefs nun jetzt alles über den Haufen
werfen und sich vom Techniker zum Geschäftsmann wandeln?

Hinssen: Ich gehe davon aus, dass nur wenigen der jetzigen CIOs dieser Wandel gelingen kann. Es gibt Firmen, die so frustriert mit ihrer IT waren, dass sie jemanden aus dem Business genommen und zum CIO gemacht haben, und das ist dann wirklich kein Spaß mehr für die Technikverantwortlichen. Die optimale Laufbahn hat für mich Filippo Passerini hingelegt. Er war erst 15 Jahre lang in der IT tätig, dann hat er acht Jahre im Marketing gearbeitet und wurde dann CIO bei Procter & Gamble.

Falsche Vorstellungen über die IT

Popp: Wie ich schon sagte: Der Frust kommt von falschen Vorstellungen darüber, was man mit IT sinnvoll erreichen kann. Der gut gemeinte Rat vieler IT-Manager wurde oft als ewiges Bremsen aufgefasst. CIOs, die aus dem Business kommen, lernen schnell, dass zu viel Bewegung in der IT falsch ist und ins Chaos führt.

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