Strategien


Nächste Entlassungswelle

Bis 2020 ersetzen Roboter viele IT-Mitarbeiter

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
In den kommenden fünf bis sieben Jahren werden weltweit Millionen von Menschen ihre Arbeit verlieren, weil sie durch Roboter und smarte Maschinen ersetzt werden. CIOs, die keine Policies für die "digital Workforce" entwickeln, geraten ins Hintertreffen, wie der US-Marktforscher Gartner behauptet.

Die virtuelle Assistentin, die den Bankkunden durch die Website führt, der Roboter, der im Bekleidungsgeschäft Pullis wegräumt - sie sind nur die Vorläufer einer kommenden Generation von Robotern und smarten Maschinen. Bis zum Jahr 2020 werden solche Exemplare weltweit Millionen Menschen ersetzen, und zwar nicht nur geringqualifizierte. Das sagt der US-Marktforscher Gartner voraus. Dieser Trend war Thema auf einem Symposium in Orlando Anfang Oktober.

Glaubt man Research Director Kenneth Brant, liegen viele Unternehmenslenker im Dornröschenschlaf. Eine Umfrage unter CEOs habe ergeben, dass die Mehrzahl das Kommen einer digital Workforce für "futuristische Phantastereien" halte. Das lässt bei Brant die Alarmglocken läuten.

Insbesondere sieht der Forscher CIOs gefordert, sich auf die kommenden Realitäten einzustellen. Sie müssten rechtzeitig Policies für den Einsatz der digitalen Belegschaft entwickeln. Wer das verpasse, werde irgendwann abgehängt.

Laut Brant sind die Zeiten vorbei, in den Roboter und smarte Maschinen lediglich "niedere Dienste" verrichten konnten. Sowohl in der IT als auch in anderen Bereichen werden sie zunehmend Spezialisten und Facharbeiter ersetzen, so der Forscher. Er rechnet damit, dass viele Angehörige der Mittelschicht vom Jobverlust betroffen sein werden.

Der Gartner-Analyst hält das Kommen der digital Workforce für die größte technologische Veränderung dieses Jahrzehnts. Die Nutzung von Robotern und smarten Maschinen könne Personalkosten von bis zu 40 Prozent des Firmenumsatzes senken.

Stolpersteine auf dem Weg in die Roboter-Zukunft

Dass das geräuschlos von statten geht, glaubt Brant nicht. Sowohl unter technologischen wie unter gesellschaftspolitischen Aspekten sei mit Turbulenzen zu rechnen. Brant gibt sowohl CEOs wie CIOs folgende Denkanstöße mit auf den Weg:

  • Die ersten Pilotprojekte werden nicht die gewünschten Resultate erbringen.

  • Die Technologie entwickelt sich ständig weiter, wird dies bis 2020 aber in gemäßigtem Tempo tun.

  • Die Preise für intelligente Roboter und smarte Maschinen werden bis 2020 nicht wesentlich sinken.

  • Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter werden Proteste gegen die "Job-Killer-Maschinen" organisieren.

  • Die Arbeitslosigkeit wird das Wahlverhalten der Menschen beeinflussen. Sie entscheiden sich für Politiker, die sich gegen smarte Maschinen aussprechen.

  • Verbraucher werden Roboter und smarte Maschinen ablehnen. Sei es, weil Medien Katastrophen-Szenarien verbreiten, sei es, weil eine unbestimmbare Sehnsucht nach menschlichem Kontakt überwiegt.

  • Compliance-Vorgaben werden den Markt für smarte Maschinen beeinflussen.

Einen Punkt will der Gartner-Analyst jedoch klargestellt sehen: Das künstliche Gehirn wird es bis 2020 nicht geben. Und das sei auch nicht nötig, fügt er an.

Zur Startseite