Zahl der IoT-Lösungen explodiert

Die IoT-Plattform gibt es nicht

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
An IoT-Plattformen herrscht mittlerweile kein Mangel mehr. Doch die Ansätze unterscheiden sich stark, wie unsere Beispiele Fujitsu, SAP; Software AG und Cisco zeigen.
Die eine, für alle Zwecke passende IoT-Plattform gibt es nicht. Derzeit sind am Markt über 600 Plattformen zu finden.
Die eine, für alle Zwecke passende IoT-Plattform gibt es nicht. Derzeit sind am Markt über 600 Plattformen zu finden.
Foto: Zapp2Photo - shutterstock.com

Sie suchen eine passende IoT-Plattform? Keine Sorge, da sollte sich etwas Passendes finden lassen, denn alleine in den letzten zwölf Monaten explodierte die Zahl der Anbieter von 400 auf 600. Ihnen schwebt eine spezielle App für ihre branchenspezifische IoT-Anwendung vor? Kein Problem, immer mehr Anbieter bauen eigenes vertikales Know-how zusätzlich zu ihrer IT-Expertise auf und setzen bei ihren Lösungen eigene Schwerpunkte. Sie sind lediglich auf der Suche nach Inspirationen für eigene IoT-Projekte?

Auch keine Schwierigkeit, das Gros der IoT-Anbieter hat mittlerweile genügend "Success Stories" und Proof of Concepts (POC) realisiert, so dass sich für jede Branche Ideen für den IoT-Einsatz finden lassen, die über das oft zitierte Thema Predictive Maintenance hinausgehen. Dabei verfolgen die Anbieter durchaus unterschiedliche Ansätze, wie unsere Beispiele von FujitsuFujitsu, Cumulocity, SAPSAP und Cisco Jasper zeigen. Top-500-Firmenprofil für Fujitsu Alles zu SAP auf CIO.de

IoT in Toyota-Fahrzeugen

IntelliEdge heißt der IoT-Ansatz von Fujitsu.
IntelliEdge heißt der IoT-Ansatz von Fujitsu.
Foto: Fujitsu

Ein vertikales IoT-Szenario realisiert etwa Fujitsu mit ToyotaToyota. Per over the air programming will der Autobauer weltweit die Zahl seiner Rückrufaktionen reduzieren - das poliert nicht nur das Image auf, sondern senkt auch die Kosten. Startschuss für das Projekt ist noch in diesem Jahr. Top-500-Firmenprofil für Toyota

Was die Japaner dabei vorhaben, ist auf den ersten Blick keine Raketenwissenschaft. Über eine Hybrid-Cloud wollen sie weltweit Software-Updates und -Ergänzungen an ihre Fahrzeuge überspielen. Ein Service, der für jedes Fahrzeug mindestens 15 Jahre zur Verfügung stehen soll, danach könnte er eventuell als kostenpflichtiger Dienst extra gebucht werden.

Was auf den ersten Blick relativ einfach klingt, birgt im Verborgenen etliche Stolpersteine, denn zum einen muss die sichere Übertragung der Software gewährleistet sein, zum anderen ist die Auslieferung zu steuern, da je nach Land und Ausstattung unterschiedliche Release-Stände erforderlich sind. Und zu guter Letzt muss noch sichergestellt werden, dass die Software nicht manipuliert ist, weshalb sie von den OEMs wie etwa BoschBosch, Valeo oder ContinentalContinental zu signieren ist. Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-500-Firmenprofil für Continental

Im Rahmen von Intelliedge liefert Fujitsu auch eine Appliance für das Edge Computing im IoT-Umfeld.
Im Rahmen von Intelliedge liefert Fujitsu auch eine Appliance für das Edge Computing im IoT-Umfeld.
Foto: Fujitsu

Um zudem den Spagat zwischen hoher Skalierbarkeit und Datensouveränität zu bewältigen, entschied sich Toyota für einen Hybrid-Cloud-Ansatz, bei dem die per VMware virtualisierten ServerServer in den Rechenzentren des Autobauers gehostet werden. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass etwa die Kommunikation zwischen Hersteller-Server und sicherheitsrelevanten Komponenten (ECUs) strikt von der Kommunikation weniger kritischer Systeme wie etwa der Multimedia-Headunit getrennt ist. Alles zu Server auf CIO.de

Kuka vernetzt Roboter mit Fujitsu-Hilfe

Mit IntelliEdge hat Fujitsu eine Device entwickelt, das IoT Gateway und Appliance in einem Gerät vereint. IntelliEdge kommt etwa bei Fujitsu selbst in der Mainboard-Fertigung zum Einsatz als auch beim Fahrzeugbau. Kuka verwendet das IoT-Gateway etwa zur Vernetzung seiner Roboter. In der Industrieversion verfügt IntelliEdge über vier virtuelle Maschinen, die auch für den Access Control zuständig sind.

Gleichzeitig können die Gateways als Edge-Computing-Devices dienen, um etwa durch eine erste Analyse vor Ort die Menge der zu übertragenden Daten zu reduzieren. Ergänzt wird das IntelliEdge-System durch Machine Learing in der Cloud, um so etwa im Fall Kuka mögliche Fehler bei einem Roboter schneller zu erkennen und etwa Änderungen an der Programmierung per Cloud schnell und effizient auszurollen.

Integration ohne Programmieren

Bei SAP sieht man das Thema Mobile als guten Startpunkt für die digitale Transformation.
Bei SAP sieht man das Thema Mobile als guten Startpunkt für die digitale Transformation.
Foto: Hill

Dass die Integration von Sensoren und anderen Devices in ein IoT-Szenario kein Hexenwerk ist, verspricht die Software-AG-Tochter Cumulocity unter dem Stichwort "Codeless Integration". Laut eigenen Angaben unterstützt die IoT-Plattform über 100 der auf dem Shopfloor üblichen Feldprotokolle. Damit lasse sich fast jedes Gerät integrieren. Als Baukasten konzipiert, bietet das System verschiedenste APIs, um etwa Soft- und Hardware-Module von Dritten anzubinden.

Dass diese Möglichkeit genutzt wird, zeigt die Beliebtheit von Cumulocity bei den Telcos. Große Carrier wie etwa die australische Telstra oder die Deutsche TelekomDeutsche Telekom nutzen die Plattform zur Realisierung ihrer eigenen IoT-Umgebungen. Diese vermarkten sie dann als IoT as a Service unter eigenem Markennamen an ihre Kunden. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Telekom

Mit der Plattform führte Cumulocity auch ein neues Abrechnungsmodell ein: Zwar ist das übliche Subscription-Modell noch verfügbar, doch es wird auf Anbieterseite eine Consumption-orientierte Abrechnung bevorzugt. Zu Beginn hat dieses Modell für einen IoT-Anbieter durchaus Vorteile: Da nur wenige Devices angebunden sind, zahlt er entsprechend wenig. Mit wachsendem Erfolg, also einer steigenden Zahl an vernetzten Geräten, profitiert aber Cumulocity, denn damit gehen automatisch die zu entrichtenden Gebühren in die Höhe.

Bei SAP sieht man das Thema Mobile als sehr guten Startpunkt für die digitale Transformation. Per Smartphone und mobile App könne die Prozessumstellung von Papier zu Digital relativ einfach bewältigt werden. Außerdem stoße sie bei den Anwendern auf wenig Ablehnung, da sich die User Experience kaum vom privaten Smartphone-Gebrauch unterscheide. Zudem lasse sich mit den mobilen Geräten die Datenqualität erhöhen.

Ferner spielt noch eine andere Eigenschaft der SmartphonesSmartphones beim Business-Einsatz eine Rolle: die Kamera. Sehr oft, so hat man bei SAP beobachtet, drehen sich die IoT-/Digitalisierungsprojekte um die Bilderkennung. Ebenso ist hier Machine Learning ein Thema, da es in vielen Use Cases um eine Mustererkennung geht. Alles zu Smartphones auf CIO.de

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