Taschenrechner

Eine Erfindung, die einst niemand haben wollte

02.04.2017
Der Physiker Jack Kilby stand vor rund 60 Jahren vor einer besonderen Herausforderung. Er suchte für seine bahnbrechende Erfindung des Integrierten Schaltkreises eine Anwendung, die das Potenzial seiner Entdeckung beweisen sollte. Erst Ende März 1967 wurde er fündig.
Ein typischer Taschenrechner im Büro.
Ein typischer Taschenrechner im Büro.
Foto: C Levers - shutterstock.com

Es muss den US-Physiker Jack Kilby vor über 50 Jahren fast in den Wahnsinn getrieben haben, dass sein damaliger Arbeitgeber Texas Instruments den Wert seiner bahnbrechenden Erfindung nicht richtig zur Kenntnis nahm. Im Sommer 1958, während seine Laborkollegen in den Sommerferien weilten, hatte er mit improvisierter Ausrüstung den integrierten Schaltkreis entwickelt, den ersten Mikrochip der Welt. Es sollte noch einmal fast zehn Jahre dauern, bis er mit dem Prototyp eines ersten Taschenrechners eine Perspektive für den Mikrochip aufgezeigen konnte.

Kilby kam auf die Idee, Transistoren, Widerstände und Kondensatoren in einer einzigen Schaltung auf Basis eines Halbleiters zu vereinen. Er montierte 1958 den ersten "Integrierten Schaltkreis" auf einem Glasplättchen mit einem Stück Germanium und mit Drähten dran. 1959 fertigte der Physiker Robert Noyce in der kalifornischen Firma Fairchild ebenfalls einen Mikrochip, er wählte eine Schaltung aus Silizium. Kilby ließ seinen Schaltkreis mit dem Patent 3.138.743 schützen, darum wurde dann vor Gericht gestritten. Erst nach zehn Jahren wurde ein Vergleich erzielt.

Einst eine Kuriosität

Für seine Erfindung des Integrierten Schaltkreises wurde Kilby 1982 in die Ruhmeshalle der amerikanischen Erfinder aufgenommen und fand seinen Platz neben Thomas Edison und den Brüdern Wright. Im Jahr 2000 erhielt er den Physik-Nobelpreis. Doch Ende der fünfziger Jahre taten sich nicht nur die TI-Bosse damit schwer, das Potenzial der Erfindung konkret zu erkennen. Die ICs seien auf Fachkongressen eher als Kuriosität gehandelt worden, erinnerte sich Kilby später.

Um ein konkretes Anwendungsbeispiel für den Mikrochip vorlegen zu können, machte sich Kilby 1966 mit seinen Kollegen Jerry Merryman und James Van Tessel daran, den ersten Taschenrechner der Welt zu konstruieren. Vor über 50 Jahren, am 29. März 1967, stellte Kilby seinen "Cal Tech" dem Direktor von Texas Instruments vor. Der schwarze Aluminiumkasten war fast so dick wie ein Wörterbuch und wog zweieinhalb Pfund. Auch damals hätte er eigentlich in keine Hosentasche gepasst. Doch er konnte immerhin mit Batterien unabhängig vom Stromnetz betrieben werden.

Der "Cal Tech", der nichts mit der gleichnamigen Universität in Kalifornien zu tun hat, konnte sechsstellige Zahlen addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Komplexere Funktionen beherrschte der Kasten allerdings nicht. Und so zeigte sich die TI-Führungsriege zunächst nur mäßig beeindruckt. Kilby musste zum zweiten Mal hinnehmen, dass eine große Erfindung von ihm quasi ignoriert wurde.

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