Holding-Firma Alphabet

Google baut sich ein größeres Dach

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Börsentechnisch ersetzt die Holding Alphabet Inc. die bisherige Google Inc. als öffentlich gehandelte Entität. Bisherige Google-Aktien werden 1:1 mit allen Rechten in Alphabet-Anteilscheine umgewandelt. Google wird eine vollständig Alphabet gehörende Tochterfirma ("wholly-owned subsidiary"). Die beiden Aktienklassen werden an der Technologiebörse Nasdaq weiterhin unter den Tickersymbolen "GOOGL" und "GOOG" gehandelt. Die neu Holding solle aber keine große Consumer-Marke mit eigenen Produkten werden, schließt Page - "es geht einfach darum, dass Alphabet-Firmen Unabhängigkeit bekommen und ihre eigenen Marken entwickeln". Ach ja: Auch wenn es nirgends größer erwähnt wird - Eric Schmidt, der vor Page zehn Jahre an der Spitze von Google stand, bleibt Executive Chairman, jetzt halt von Alphabet.

Der Finanzdienst Bloomberg erkennt in der neuen Struktur nicht zuletzt die Handschrift der neuen Google-Finanzchefin Ruth Porat, die sich bei ihrem Amtsantritt mehr finanzielle und buchhalterische Transparenz für den breit gefächerten und weiteverzweigten Konzern auf die Fahnen geschrieben hatte. Investoren hatten dies im Prinzip schon seit dem Börsengang im Jahr 2004 immer wieder gefordert. "Ich verspreche, direkt mit Ihnen zu sein", hatte die von Morgan Stanley gewechselte Porat Finanzanalysten versprochen. "Ich werde Ihnen keine Geschäftsgeheimnisse verraten, aber mein Ziel ist es, dass Sie das Geschäft so gut wie möglich verstehen können." Die Im Mai zu Google gewechselte Wall-Street-Veteranin wird im Zuge des Umbaus CFO von sowohl Alphabet als auch Google.

Google will Innovationen am Laufen halten

Google habe jetzt auf die Wall Street gehört und versuche, gleichzeitig seine Innovation am Laufen zu halten, schreibt die "New York Times" - dazu trenne das Unternehmen seine Geldbringer Websuche und -werbung von den "Moonshot"-Aktivitäten. Die Neuaufstellung sei der bislang weitreichendeste Schritt eines Silicon-Valley-Konzerns in dem Bemühen, sein ausuferndes Business wieder besser in den Griff zu bekommen - ein Problem, mit dem auch andere, längst weit über das ursprüngliche Kerngeschäft hinausexpandierte Unternehmen wie Facebook und Amazon (das immerhin heuer erstmals die Ergebnisse von AWS separat ausgewiesen hat) konfrontiert sind. Google formalisiere den Portfolio-ähnlichen Ansatz seiner verschiedenen Geschäftsbereiche.

"Es wurde immer schwieriger und schwieriger, die Kosten einiger Projekte zu verstecken", insbesondere solcher, die zum Scheitern verurteilt waren, zitiert das "WSJ" einen früheren Google-Manager. "Es ist einfacher, das Kerngeschäft zu nehmen und wie eine Fortune-500-Firma zu betreiben," getrennt von den spekulativeren Tätigkeiten. Und Google könnte so gegebenenfalls natürlich auch einfacher eines oder mehrere der experimentellen Geschäftsfelder abspalten, bemerkt der Analyst Jan Dawson von Jackdraw Research.

Dawson geht auch davon aus, dass Anleger künftig besseren Einblick in die Profitabilität der unterschiedlichen Geschäftsbereiche erhalten. "Unter dem Strich ändert sich zwar nichts", so der Experte, "aber zumindest weiß man, welches die beweglichen Teile sind." Die einflussreiche Journalistin Kara Swisher wertet den Umbau im "Re/code"-Blog als "effektive Nachricht an die Wall Street, die Konzernstruktur klarer zu machen - auch wenn sie nicht wirklich anders ist als vorher." Die verschiedenen Bereiche seien vorher bei Google-CEO Larry Page zusammengelaufen und liefen jetzt bei Alphabet-CEO Larry Page zusammen: "Mit anderen Worten: Die Kinder bleiben Kinder, aber man kann jetzt möglichweise sehen, was das kostet (eine Menge!)."

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