Geld zurück für das alte Sofa

Ikea ändert die Regeln im Möbelhandel

01.09.2014
Der schwedische Möbelriese bietet seinen deutschen Kunden ab sofort ein lebenslanges Umtauschrecht für seine Produkte an. Marketing-Experten halten das für eine gute Idee. Doch späterer Missbrauch ist nicht ausgeschlossen.

Die Idee klingt so absurd wie verlockend: Wenn das Wohnzimmersofa nach fünf Jahren Gebrauch durchgesessen ist und die Farbe nicht mehr gefällt, bringt man es einfach wieder zum Möbelgeschäft und bekommt sein Geld zurück. Doch genau das ermöglicht Ikea jetzt seinen Kunden. "Ja, wir würden das Sofa zurücknehmen", sagt die Sprecherin des schwedischen Möbelhauses Ikea, Sabine Nold, als ihr der Fall ausgemalt wird.

Einmal mehr sind die Schweden, die schon heute mit ihren Billy-Regalen und Pöang-Sesseln mit Abstand Marktführer unter den deutschen Einrichtungshäusern sind, dabei, die Branchenregeln einschneidend zu verändern. Der Möbelhändler hat das Rückgaberecht hierzulande für seine Kunden drastisch erweitert.

Bisher konnten die Ikea-Kunden Möbel nach dem Kauf drei Monate lang umtauschen oder zurückgeben. Jetzt räumt der Konzern diese Möglichkeit für Produkte, die seit dem 25. August gekauft wurden, unbefristet ein. Das Geld gibt es in bar oder es wird auf das Konto überwiesen, je nachdem wie beim Kauf gezahlt wurde.

Und das Angebot gilt sowohl für Einkäufe in den Ikea-Filialen als auch für den Online-Handel, wie eine Firmensprecherin betont. Ausgenommen von der neuen Regel sind den Angaben zufolge allerdings Pflanzen, zugeschnittene Waren und Produkte aus der "Fundgrube".

Im Internet sorgte die Neuregelung nach ihrem Bekanntwerden sofort für einige Aufregung und viel Unglauben. Doch Marketingexperten halten den Coup der Schweden für eine gute Idee. "Der Schritt beschert Ikea eine unglaubliche Aufmerksamkeit und stärkt die Marke", meint Professor Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU. "Es ist ein Sicherheitsversprechen und viele Leute suchen heute Sicherheit. Es erleichtert den Kunden die Kaufentscheidung und sorgt damit für zusätzliche Verkäufe."

Boris Hedde, der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), sieht noch einen anderen Vorteil für die Schweden. "Ikeas Image ist sehr positiv und hat allenfalls einen kleinen Makel. Die Produkte gelten vielfach nicht unbedingt als langlebig", meint er. Die neue Rückgaberegelung könne hier das Image aufpolieren. Denn sie zeige, "dass das Unternehmen auf die Qualität seiner Produkte auch langfristig vertraut".

Dass allzu viele Leute wirklich von dem Rückgaberecht Gebrauch machen werden, glaubt Fassnacht nicht. Der Aufwand und die Scheu, gebrauchte Möbel zurückzubringen, sei bei den meisten zu groß.

Auch Joachim Stumpf, Geschäftsführer der Handelsberatung BBE, hält das Risiko, das die Schweden eingehen, im Moment noch für überschaubar. Ikea habe schon immer relativ großzügige Rückgaberegeln gehabt, meint er. Doch die deutschen Verbraucher hätten kaum Missbrauch damit getrieben. Fälle, in denen sich jemand etwa bei Ikea Gartenmöbel für eine Party besorge und sie nach dem Wochenende wieder zurückgebe, hätten Seltenheitswert. "Die deutschen Verbraucher sind einfach nicht so drauf."

Ikea selbst hat mit dem unbefristeten Umtauschrecht bereits erste Erfahrungen in Dänemark und Norwegen gesammelt und geht selbst auch davon aus, "dass gar nicht soviel Kunden das wirklich nutzen".

Ganz risikolos ist der Schritt für die Schweden nach Einschätzung des Handelsexperten Stumpf allerdings auch wieder nicht. Die Einkaufswelt verändere sich, betont der Branchenkenner. Die Anonymität im Netz, die vielen Verbraucherforen und das gegenseitige Tippgeben dort, könnten durchaus dazu führen, dass das Rücknahmeversprechen von Ikea in Zukunft stärker ausgenutzt werde, als in der Vergangenheit. Er warnt: "Wenn tatsächlich eine Missbrauchswelle einsetzen sollte, hätte dies das Potenzial, wirtschaftlichen Schaden zu verursachen." Dann müsse Ikea vielleicht nachbessern - und die Regelung wieder einschränken.

Das andere große Möbelanbieter schnell dem Vorbild von Ikea folgen werden, glaubt Stumpf nicht. "Ich denke, die anderen warten jetzt erst einmal ab. Das ist schon ein Riesenschritt." (dpa/rs)

Zur Startseite