ENTERPRISE APPLICATION INTEGRATION

Keine Angst vor EAI

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Alle IT-Anwendungen, -Systeme und -Endgeräte müssen nahtlos zusammenarbeiten, egal ob uralt oder neu entwickelt, ob stationär oder mobil, ob intern oder extern. Ziel ist eine kostengünstige, mitwachsende IT-Architektur in einem voll vernetzten Unternehmen. Und der Weg dorthin heißt Enterprise Application Integration.

WILD SEHEN die grafischen Darstellungen aus, die Übersicht in die gewachsenen Systemlandschaften vieler Unternehmen bringen sollen. „Spaghetti-Architektur“ nennen die Leidtragenden das Wirrwarr aus unzähligen Systemen, die es zu verbinden gilt: historische Cobol-Applikationen aus dem EDV-Fundus der Old Economy mit brandneuen E-Business-Anwendungen; über dreißig Jahre alte Großrechner samt „dummer“ Terminals mit intelligenten Abteilungs-Servern; stationäre PCs auf dem Schreibtisch mit mobilen Endgeräten, die breitbandig angebunden sind und schlank genug für die Westentasche. Daten und Anwendungen stehen für immaterielle Firmenwerte, Systeme für hohe Investitionen, Endgeräte für den Zugriff auf Daten und Anwendungen. Sie alle zusammenzuführen gehört zu den Kernaufgaben der IT. Viele CIOs lässt die Spaghetti-Landschaft indes schier verzweifeln. Ganze fünf Minuten referierte Ricardo Diaz-Rohr, damals CIO der Lufthansa Passage, auf dem von der Computerwoche veranstalteten Kongress „IT meets Business 2001“ darüber, warum es so schwierig sei, die Kunden per SMS über Verspätungen zu informieren. „Auf den ersten Blick eine triviale Sache.“ Doch eine einfache Rechnung zeigt die Komplexität des Unterfangens: Sind auch nur 15 Applikationen in einem Unternehmen vernetzt, so entstehen über 100 Schnittstellen, die die Software-Inseln miteinander verbinden. Im Schnitt, so die Meta Group, hat ein Global-2000-Unternehmen jedoch durchschnittlich 59 Applikationen im Einsatz. Diese ständig zu pflegen und anzupassen bedeutet einen immensen Aufwand.

 Die Lösung dafür heißt EAI, Enterprise Application Integration, und wird derzeit als das „interessanteste Thema im IT-Umfeld“ gehandelt. Die intelligente Middleware leistet mehr als frühere Übersetzungsprogramme, so genannte Messenger-Systeme.

 Dank dieser neuen Art der Integration können die Systeme nicht nur miteinander kommunizieren. Die Verknüpfung erfolgt sogar – und das ist ganz wichtig – semantisch korrekt. Ein einfaches Beispiel: Wenn in der einen Datenbank die Daten in der Reihenfolge Name, Vorname, Adresse abgelegt sind und in der anderen als Adresse, Name, Vorname, dann erkennen Lösungen mit einem hohen Integrationsgrad den Unterschied.

 EAI-Software integriert spezialisierte, oft getrennt voneinander entwickelte Anwendungen nahtlos und geschäftsprozessorientiert. Das Kunden-Management (Customer Relationship Management), die Verbesserung der Lieferkette (Supply Chain Management) und das EBusiness sind in der Regel die Treiber der EAI-Entwicklung. Daten über Bestände oder die Verweildauer im Lager fließen dann direkt ins Kunden-Management ein. In Callcentern etwa können Berater den Kunden dann exakte Auskünfte über Lieferzeiten geben.

 Wurde die IT-Integration in der Vergangenheit oft als technisches Problem betrachtet, so stehen heute eindeutig die Geschäftsprozesse im Mittelpunkt. „Die erhöhte Flexibilität, Zentralisierung und StandardisierungStandardisierung der Schnittstellen sowie die einfache Anbindung von unternehmensexternen Partnern bergen außerdem ein enormes Sparpotenzial“, sagt Detlef Glatzel, Partner Insurance bei Pricewaterhouse-Coopers (PWC). Komplette EAI-Lösungen spezialisierter Anbieter sind nach Schätzungen der Gartner Group um dreißig bis vierzig Prozent billiger als selbst gebastelte Lösungen nach dem „Make-Ansatz“ – Schnittstellenlösungen, die überdies den Spaghetti-Knoten nur weiter verkomplizieren. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

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