Airbus Concurrent Engineering

Konstruktion ohne Grenzen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

"Heute kann ich mir an meinem Laptop die spanischen Fahrwerksklappen anschauen. Ich sehe die Teilenummern und kann sie selbst vermaßen", sagt Scheible, der in Hamburg arbeitet. Ein Vorteil: Die Fertigung erhält früh Einblick in den Konstruktionsstatus und kann Verbesserungen vorschlagen, die Zeit und Geld sparen. "Früher fand nur alle zwei Monate ein Konstruktionsgespräch statt; heute kann ein Fertiger jeden Tag in das System schauen und direkt Kontakt mit dem Entscheider aufnehmen." Alle Airbus-Mitarbeiter sind in der Lage, jederzeit und überall Daten, Dokumente und Prozesse abzurufen und Wissen auszutauschen - ohne dass unterschiedliche Quellen, Systeme und Formate im Weg stünden.

Hinter der Benutzeroberfläche Primes verstecken sich Systeme wie Catia für die Konstruktionszeichnungen, dazu Links zu rund 40 weiteren Anwendungen. Das Datenmanagement basiert auf der Software Windchill des Herstellers PTC, die ACE an die Anforderungen für Airbus angepasst hat. Es ermöglicht die übergreifende Kooperation zwischen internen Teams und Unternehmensbereichen, Partnern und Lieferanten.

Das 50-köpfige ACE-Kernteam kommt seit August 2002 wöchentlich zu dreitägigen "Plateau"-Treffen - meist im französischen Toulouse - zusammen und diskutiert in drei bis fünf parallel laufenden Arbeitsgruppen. "Früher hat die Abstimmung in den transnationalen Teams ewig gedauert, oder sie fand gar nicht statt", sagt Scheible. Ein Decision Board mit ACE-Mitgliedern prüft alle Vorschläge. Streithähne können so ihr Gesicht wahren und behaupten: "Sorry, ich habe zwar gekämpft, aber die haben anders entschieden." In einem ausdrücklichen Zustimmungsprozess dienen Meilensteine als Quality Gates; nur wenn alle Mitglieder zustimmen, folgt der nächste Schritt. Vierteljährlich berichtet Scheible an das Executive Commitee. "Die Unterstützung von oben ist sehr gut."

Alle sechs Monate versorgt Scheibles Team die Standorte mit Updates der Software und einem Regelwerk, das festlegt, wie die Prozesse firmenweit zu handhaben sind. Seit Mitte Februar läuft der Rollout von ACE 6.2. "Im Paket stecken bis zu 60 Elemente. Manchmal steht ein Software-Code dahinter, es kann aber auch nur eine Methodenbeschreibung sein", erklärt Scheible.

Bei Airbus gab es kürzlich noch IT-Systeme mit Masken, in denen für Teile Ziffern standen, die nur der verstand, der täglich damit gearbeitet hat. Für Airbus ist auch die Entwicklung in 3-D neu. Konkurrent Boeing hat bereits die Boeing 777 komplett dreidimensional und mit einem einheitlichen Konstruktionsprogramm entwickelt.

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