Die wöchentliche CIO-Kolumne

LKW-Maut stockt

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Bei der Einführung der LKW-Maut hakt es an allen Ecken und Enden. Bei CIO hat sich ein weiterer projektnaher Kritiker mit brisanten Informationen gemeldet (siehe auch CIO 4/2003, S. 12 "Softwareprobleme bedrohen LKW-Maut"). Die Schilderungen belegen seinen Schluss: "Am 1. September wird nur ein Teil der geforderten Funktionalität in Betrieb gehen." Das Konsortium Toll Collect bestreitet die Vorwürfe. Der neue Partner Ages hat auf die CIO-Anfrage nicht reagiert.

Die Ages (Arbeitsgemeinschaft Gebührenentrichtungssystem) war ein Mitbewerber um den lukrativen LKW-Mautauftrag. Damit sie ihre Klage gegen die Vergabe zurück nahm, beteiligte das Telekom-Konsortium Toll Collect (Deutsche Telekom, Daimler Chrysler Services und der französische Autobahnbetreiber Cofiroute) den ausgestochenen Konkurrenten an dem Projekt.

Toll Collect als Betreibergesellschaft schloss im September 2002 mit Ages einen Kooperationsvertrag, in dem die Aufteilung der Arbeiten klar beschrieben ist. So sollte Ages im Abrechnungssystem die Zahlungsströme abwickeln und die Maut abrechnen. Abrechnungspartner sind zum einen die Emittenten von Tankkarten - unter anderen Dkv Euro Service, Euroshell, Svg und Uta -, deren Kunden als registrierte Nutzer bei Toll Collect ihre automatisch erhobene Maut über ihre Karten abrechnen lassen können.

Laut Ausschreibung des Bundes muss das System mindestens zehn Tankkarten-Emittenten akzeptieren. Toll Collect habe diese Passage aber zunächst einfach ignoriert, erfuhr CIO von dem anonymen Insider. Nur an den Automaten an den Tankstellen sollten die LKW-Fahrer die Maut auch mit ihren Tankkarten zahlen können. Der Grund, so der projektnahe Kritiker: Die Mautabrechnung basiert auf dem Telefon-Abrechnungssystem der Deutschen Telekom. In diesem System war für registrierte Nutzer anfangs ausschließlich das Lastschriftverfahren als möglicher Zahlungsweg vorgesehen.

Mittlerweile habe Toll Collect eingelenkt und will die Kartenzahlung ermöglichen. Die Entwickler würden es jedoch aller Voraussicht nach nicht schaffen, die Funktion pünktlich zum Start am 1. September, sondern erst vier Monate später in das SAP-System einzubauen. Damit würde Toll Collect aber den Vertrag mit Ages brechen, wo neben Vodafone die Tankkartenaussteller Dkv Euro Service, Euroshell, Svg und Uta als Gesellschafter fungieren. Deren Interesse ist es natürlich, so viel Umsatz wie möglich über ihre Karten abzuwickeln. Toll Collect, so der Informant, wolle Ages deswegen einen Millionenbetrag als Kompensation zahlen.

Toll Collect bestreitet das: "Für die Nutzer wird im automatischen wie im manuellen System die Möglichkeit bestehen, die Maut über den Tankkartenemittenten zu entrichten. Die Ages enthält entsprechend ihrer Dienstleistung eine Vergütung; das Unternehmen erhält keine zusätzlichen Kompensationszahlungen", sagte Firmensprecher Sven Ollmann.

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