INNENMINISTERIUM JETZT MIT CIO

Moderator und Motivator

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Der erste IT-Direktor im Bundesinnenministerium heißt Martin Schallbruch, ist 36 Jahre alt und war zuvor persönlicher Referent der Staatssekretärin Brigitte Zypries. Der „Moderator“ will mit Projektgruppen und runden Tischen die IT der Bundesbehörden regieren.

„HIER WIRD NOCH UMGEBAUT“, sagt der erste ITDirektor in der Geschichte des Bundesinnenministeriums (BMI) und zeigt in einen leeren Raum im ersten Stock der Behörde im Berliner Spreebogen. „Wir schaffen Platz für einen großen runden Tisch, wo sich fünfzig Leute treffen können.“ Seit Montag, dem 7. Januar, ist der bisherige persönliche Referent der Innenstaatssekretärin Brigitte Zypries auf seinem Posten. Noch stehen Kisten im 35- Quadratmeter-Büro, der Besprechungstisch ist aus Kirsch-, der Schreibtisch aus Buchenholz.

 Der Informatiker Schallbruch hat eine schnelle KarriereKarriere gemacht, die ihm manche Langgediente im Ministerium neiden. Ein Referatsleiter brachte einen Protestbrief auf den Weg, in dem er die Umstände der Ausschreibung scharf kritisierte. „Das Ausbildungsprofil beschreibt für eine Spitzenposition im BMI ein lächerliches Mindestmaß an notwendiger Qualifikation“, heißt es in dem Schreiben, das im Ministerium die Runde machte. Alles zu Karriere auf CIO.de

 Offenbar war die Ausschreibung passgenau für Schallbruch verfasst worden: Zypries, für die er rund drei Jahre gearbeitet hat, wollte ihn, Innenminister Otto Schily (SPD) mochte ihn – und alle, die bisher mit ihm gearbeitet haben, finden seinen schnellen Weg nach oben selbstverständlich. „Die ersten vier Computer, die es an unserer Schule gab, hat er eingerichtet und miteinander vernetzt“, berichtet ein früherer Mitschüler von Schallbruch am Gymnasium in Solingen, der Journalist Marc Rath. Sein Urteil: „Er ist ein Informatikgenie.“

 „Vor mir muss keiner Angst haben“, beruhigt der neue Datensheriff des Innern die innerbehördlichen Bedenkenträger. Ansonsten will er sich zu dem Querschuss nicht äußern. „Da müssen Sie die Pressestelle fragen.“ Schallbruch stört die Kritik nicht, öffentliche Aufregung um seine Person jedoch schon. Persönliche Fragen etwa nach Hobbys beantwortet er nicht; Interviews geben will er eigentlich nicht; ein vorbereitetes Pressefoto gibt es nicht und ist auch nicht geplant. „Für die Außendarstellung ist die Staatssekretärin da“, findet Schallbruch.

 Der IT-Fachmann versteht sich selbst als Moderator und Organisator, als ein Ermöglicher, der gute Leute um sich sammeln und motivieren will. „Es ist schon ein richtiger Schub zu spüren. Viele sind mit neuen Ideen zu mir gekommen“, freut er sich. „Am Wochenende machen wir mit allen Mitarbeitern einen Workshop.“

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