Verkauf an Dritte startet

Post baut zweites Werk für Elektrolieferwagen Streetscooter

11.04.2017
Die Deutsche Post geht auf Konfrontationskurs zu den großen Autoherstellern. Der Logistiker baut ein zweites Werk für seinen Elektrolieferwagen - und will damit die Produktion nicht nur für den Eigenbedarf deutlich ausweiten.
Elektrolieferwagen Streetscooter: Vor dem Hintergrund der großen Kundennachfrage und der für den eigenen Betrieb in Deutschland und Europa benötigten Fahrzeuge wird Deutsche Post DHL Group die Kapazitäten zur Produktion der eigenen Elektrofahrzeuge bis Ende des Jahres verdoppeln.
Elektrolieferwagen Streetscooter: Vor dem Hintergrund der großen Kundennachfrage und der für den eigenen Betrieb in Deutschland und Europa benötigten Fahrzeuge wird Deutsche Post DHL Group die Kapazitäten zur Produktion der eigenen Elektrofahrzeuge bis Ende des Jahres verdoppeln.
Foto: Deutsche Post AG

Die Deutsche PostDeutsche Post will die Produktionskapazität ihres Elektrolieferwagens Streetscooter noch in diesem Jahr verdoppeln. "Wir werden in Nordrhein-Westfalen eine zweite Fabrik für den Streetscooter aufbauen, die noch dieses Jahr starten soll", sagte der für das PaketgeschäftPaketgeschäft zuständige Vorstand, Jürgen Gerdes, der "Rheinischen Post". Er ist auch zuständig für das Start-up, das die E-Lieferwagen entwickelt hat und das seit 2014 der Post gehört. Neue Jobs würden entstehen, vermutlich im niedrigen dreistelligen Bereich. Bislang arbeiten etwa 200 Menschen in Produktion und Entwicklung des Streetscooters. "Es ist sinnvoll, dass die Techniker und Führungskräfte des Mutterwerkes in Aachen kurze Wege haben", sagte Gerdes zum Bau der Fabrik in NRW. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Post AG Top-Firmen der Branche Transport

Die Post hatte bereits angekündigt, ihre Elektrolieferwagen auch an Dritte verkaufen zu wollen. Die Verträge seien unterschriftsreif, sagte ein Sprecher. Der Verkauf starte quasi jetzt. Der Konzern selbst hat bislang 2500 Fahrzeuge in Deutschland und 100 in den Niederlanden im Einsatz. In den zwei Werken sei eine Produktionskapazität von bis zu 20000 Stück im Jahr geplant. In diesem Jahr baut die Post voraussichtlich die Hälfte, davon wiederum mindestens die Hälfte - also 5000 Fahrzeuge - soll an Dritte gehen.

Der Verkauf an Dritte ist eine Kampfansage an die großen Autohersteller, die sich immer noch in Tests versuchen. "Wir bleiben Motor der Elektromobilität und wollen Marktführer in der grünen Logistik werden", sagte Gerdes. Handwerker und Lieferdienste warten angesichts drohender Fahrverbote in Städten wie Stuttgart händeringend auf Elektroalternativen.

Volkswagen will im Herbst die ersten Elektro-Crafter - etwa so groß wie Mercedes-Sprinter - zur Erprobung an Kunden übergeben. Daimler will bis 2020 dem Paketdienst Hermes 1500 Elektrotransporter der Reihen Vito und Sprinter liefern. Anfang 2018 soll es mit Pilot-Einsätzen in Stuttgart und Hamburg losgehen. Daimler hatte schon 2012 einen Transporter mit E-Antrieb auf den Markt gebracht, das Angebot aber mangels Nachfrage eingestellt.

Die Post will ihren Kunden über ihre Tochter Post Service ähnliche Dienstleistungen und Garantien anbieten wie Volkswagen oder Mercedes. "Es wird eine Werkstattgarantie wie bei klassischen Autoherstellern geben", so Gerdes. "Wir haben bereits einige Hundert Werkstätten in Deutschland zertifiziert, die den Streetscooter warten können - bisher für uns, künftig auch für Fremdkunden." Offenbar ist die Nachfrage so hoch, dass Post und Streetscooter bereits über ein drittes Werk nachdenken. Das werde aber näher bei möglichen Fremdkunden liegen, sagte Gerdes der "Rheinischen Post". (dpa/rs)

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