Projektmanagement


Frauen, Gehälter, Generation Y

Projekt-Erfolgsfaktor Arbeitszeit

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Arbeitszeitsouveränität ist ein wichtiger Faktor für Projektarbeiter, so eine GPM-Studie. Und Frauen strömen mehr denn je in die Projektarbeit, doch Gehaltsunterschiede bleiben bestehen. Das ergab eine weitere GPM-Umfrage.
Diese Grafik zeigt im Detail, inwieweit sich vereinbarte, tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit unterscheiden.
Diese Grafik zeigt im Detail, inwieweit sich vereinbarte, tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit unterscheiden.
Foto: GPM

Zeit und Geld sind knappe und wohl die wertvollsten Güter überhaupt. Wie es scheint, nimmt im Vergleich der relative Wert der Zeit gegenüber dem Geld zu - zumindest in der immer größeren und wichtigeren Welt der ProjekteProjekte. Bereits vor über einem Jahrzehnt prägten die französischen Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaftler Ève Chiapello und Luc Boltanski den Begriff der "Projektifizierung". Alles zu Projekte auf CIO.de

Der Trend zur Projektarbeit hat sich seither sicherlich verstärkt. Und mit ihm zunächst einmal das Gefühl, dass insbesondere die rar gesäten Wissensarbeiter der jungen Generation YGeneration Y nicht alleine mit rein monetären Anreizen zu ködern sind, sondern eine flexible Arbeitszeitgestaltung wünschen. Alles zu Generation Y auf CIO.de

Dieses oft unscharfe, aber trotzdem äußerst präsente Phänomen subsummiert die GPM Gesellschaft für ProjektmanagementProjektmanagement in einer aktuellen Studie so: "Tendenzen zeigen an, dass zukünftig die Arbeitszeit zu einem Schlüsselfaktor auf dem Weg innovativer und erfolgsorientierter Projektmanagemententwicklungen werden könnte." Alles zu Projektmanagement auf CIO.de

Ein Wochentag Mehrarbeit

Eben jene Studie bringt an dieses Hypothesen-Skelett empirisches Fleisch. Die Studie "Arbeitszeit in Projekten" beleuchtet unter Federführung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemeinsam mit der GPM das Verhältnis von Arbeits- und Lebenszeit. Zwei Fünftel der gut 100 Befragten sind übrigens Frauen, größtenteils unter 40 Jahren.

Offenbar wird das Projektmanagement hierzulande immer weiblicher. Diesen Trend beleuchtet eine zweite GPM-Studie mit dem Titel "Frauen im Projektmanagement". Verfasserin ist Yvonne Schoper, Professorin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Die Autoren der Arbeitszeit-Studie - die Magdeburger Professorin Sibylle Peters und ihr Kollege Jörg von Garrel von der SRH FernHochschule Riedlingen - legen ihren Fokus auf die Unterschiede zwischen drei Arbeitszeit-Aspekten: erstens der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit, zweitens der tatsächlichen Arbeitszeit und drittens der von den Projektmitarbeitern gewünschten Arbeitszeit.

Die Fragestellung spiegelt die Ambivalenz des Themas wider. Denn einerseits gibt es die erwähnte Präferenz der Mitarbeiter für Flexibilität, andererseits aber auch die Schattenseite der Selbstausbeutung durch überlange tatsächliche Arbeit beziehungsweise ein Gefangensein im permanenten Arbeitsmodus. Aus Unternehmenssicht besteht ein anderes Problem, nämlich der Kontrollverlust über das Quantum an geleisteter Arbeit.

9 Überstunden pro Woche

Laut Studie sagt lediglich ein Drittel der Befragten, dass sich vertraglich vereinbarte und tatsächliche Arbeitszeit entsprechen. Eine deutliche Mehrheit berichtet also von einer deutlichen Diskrepanz. Im Durchschnitt beziffern die Befragten die über ihre vertragliche Vereinbarung hinausgehende Mehrarbeit auf 9 Stunden pro Woche.

Ein gespaltenes Bild zeigt sich, wenn man die von den Projektmitarbeitern präferierte Arbeitszeit in den Blick nimmt. Die eine Hälfte sagt, dass die tatsächliche Arbeitszeit ihrer gewünschten Arbeitszeit entspricht. Die andere Hälfte hätte es gerne, dass die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit Wirklichkeit wäre.

Der Befund lässt sich weiter konkretisieren. Im Durchschnitt sind 37,5 Arbeitsstunden pro Woche vertraglich vereinbart (Maximum: 45 Stunden), tatsächlich wird nach Angaben der Befragten 48,28 Stunden pro Wochen gearbeitet (Maximum: 90 Stunden). Die gewünschte Arbeitszeit beträgt im Durchschnitt 36,42 Wochenstunden (Maximum: 50 Stunden) und liegt somit leicht unterhalb des in Verträgen üblichen Wertes.

Drei Viertel der für die Studie Befragten sind in ihren Projekten mit wissensbasierten Tätigkeiten beschäftigt. Fast 80 Prozent arbeiten seit mehr als zwei Jahren in ihrer derzeitigen Organisation. Für 57 Prozent liegen vertragliche Zielvereinbarungen vor. 78 Prozent der Befragten streben eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit an - unabhängig von ihrer privaten Situation und von ihrem Alter.

Dieser Wunsch geht laut Studie leichter in Erfüllung, wenn eine längere Organisationszugehörigkeit gegeben ist. "Arbeitszeit kann dann ungleichmäßig auf Arbeitstage verteilt werden", heißt es in der Studie. "Arbeitszeitkonten im Kontext von Zielvereinbarungen regeln dieses."

Mehr Freiräume in externen Projekten

Extern in Auftrag gegebene Projekte sind tendenziell souveräner gestaltet als interne Projekte. "Es müssen weniger Termine mit Kollegen berücksichtigt werden, es gibt seltener Arbeitszeiterfassungssysteme und es gibt weniger Erfordernisse, die Arbeit an einem bestimmten Arbeitsort zu verrichten", erläutern Peters und von Garrel.

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