Bundesforschungsministerin

Sachsen und Sachsen-Anhalt bekommen Großforschungsinstitute

30.09.2022
In der Energiekrise wird zwar wieder auf Kohlekraft gesetzt, beim Kohle-Ausstieg soll es aber grundsätzlich bleiben. Dafür bekommen die betroffenen Regionen einen Ausgleich mit zwei milliardenteuren Forschungsinstituten.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger stellte die Pläne für zwei "Großforschungsinstitute" vor.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger stellte die Pläne für zwei "Großforschungsinstitute" vor.
Foto: BMBF

Wirtschaft und Wissenschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen in den kommenden Jahren mit zwei milliardenschweren großen Forschungsinstituten angekurbelt werden. In der sächsischen Lausitz soll ein "Deutsches Forschungszentrum für Astrophysik (DZA)" entstehen und im mitteldeutschen Braunkohlerevier ein "Center for the Transformation of Chemistry (CTC)". Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff (beide CDU), gaben die Pläne am Donnerstag in Berlin bekannt.

Die Rede ist von "Großforschungsinstituten", die mit jeweils 1,1 Milliarden Euro alleine vom Bund bis 2038 gefördert werden. Dazu kommen Gelder der Länder. Beide Zentren würden in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier ein unverwechselbares wissenschaftliches Profil entstehen lassen, sagte Stark-Watzinger. "Aber sie werden auch für die Region so wichtige Arbeitsplätze schaffen", fügte sie hinzu.

Förderprogramm

Die Projekte sind Teil eines Förderprogramms, um den beschlossenen Ausstieg aus der Stromgewinnung durch Kohleverbrennung bis 2038 abzufedern. Zur Stärkung der Wirtschaft und Schaffung von Arbeitsplätzen in den betroffenen Regionen hatten Bund und Länder milliardenschwere Hilfsmaßnahmen vereinbart.

Die beiden Forschungszentren setzten sich in einem Ideenwettbewerb in der Schlussrunde gegen vier weitere Konzepte durch. Beim DZA sollen unter anderem Datenströme verschiedener astronomischer Observatorien weltweit zusammenlaufen und neue Halbleiter-Sensoren und Silizium-Optiken für Observatorien entwickelt werden. Ziel des CTC soll es sein, eine Kreislaufwirtschaft und "nachhaltige" Chemie zu ermöglichen, die auf nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien aufbaut.

"Ganzheitlich denken"

Als Standorte für die verschiedenen Bereiche des DZA wurden Görlitz und die Umgebung von Bautzen genannt. Der Hauptstandort des CTC soll mit Delitzsch ebenfalls in Sachsen liegen. Die Stadt liegt nahe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Dessen Ministerpräsident Haseloff betonte, dass die eigentlichen CTC-Projekte an den Chemie-Standorten in Sachsen-Anhalt stattfänden. "Das müssen wir ganzheitlich denken." Man könne das mitteldeutsche Revier nicht "mit einer Landesgrenze filetieren". "Im übrigen hat Delitzsch bis 1952 zu Sachsen-Anhalt gehört."

Kretschmer sprach von einem "Game-Changer". "Hier entsteht etwas ganz Neues". Das geplante Forschungszentrum für Astrophysik in der Lausitz bezeichnete er als internationalen Leuchtturm der Wissenschaft. Man wolle ganz bewusst Zuwanderung von exzellenten Leuten in diese Regionen. 1.000 bis 1.500 Menschen würden in einem solchen Zentrum arbeiten "und natürlich ist das unmittelbar Kaufkraft", aber der eigentliche Effekt seien der Wissenstransfer in die Wirtschaft und die Ausgründungen.

Für die beiden Forschungszentren beginnt nun nach Angaben des Bundesbildungsministeriums eine etwa dreijährige Aufbauphase. Uwe Cantner, Vorsitzender der "Expertenkommission Forschung und InnovationInnovation", die die Bundesregierung wissenschaftlich berät, rechnet nach eigenen Angaben nicht damit, dass es rund um die Institute schnell "zu blühen" beginnt. In drei, vier Jahren sei das nicht geschehen, sagte er am Donnerstag. "Die Geduld muss man aufbringen". (dpa/rs) Alles zu Innovation auf CIO.de

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