Berliner Stadtreinigungsbetriebe

SAP selbst gemacht

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Die Berliner kamen nur bis Bassum

Am 18. November 1998 hatten die BSR zusammen mit Siemens Business Services SAWIS gegründet. SAWIS steht für "Siemens Applied Waste Management Integrated Solutions". 74 Prozent hielt SBS, 26 Prozent lagen bei BSR. Urban: "Wir kannten unsere Schwächen", sagt der IT-Chef. Die Münchener, so dachte man, würden mit ihren Kontakten schon für den weltweiten Vertrieb sorgen.

Doch statt Kunden in der ganzen Welt für das jetzt "Awision" genannte Abfallwirtschaftliche Informationssystem zu gewinnen, hatten BSR plus SBS Ende 1999 nur die Abfallwirtschaftsgesellschaft im kleinen Bassum bei Bremen (16 000 Einwohner) als Kunden. Das damalige Amt für Abfallwirtschaft München, heute Abfallwirtschaftsbetrieb München, erwarb im Jahr 2000 lediglich das Wiegedatensystem und damit nur einen kleinen Baustein der Entwicklung. Urban konstatiert: "Wir waren zu optimistisch. Es gab zwar breites Interesse und viele Interessenten, letztlich aber keine Abschlüsse." Am 20. September 2002 kam deshalb das Aus für die gemeinsame Gesellschaft. "Es ist viel Herzblut in die Sache geflossen", sagt IT-Chef Urban, doch "die Abfallwirtschaft ist zu unterschiedlich, der Markt sehr eng". Die Anforderungen von öffentlichen und privaten Entsorgungsunternehmen lägen zu weit auseinander. Zum Glück sei man "mit einer schwarzen Null" herausgekommen.

Urban rät darum, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: "Eigentlich ging es uns ja nie darum, viel Geld zu verdienen, sondern unsere Prozesse zu unterstützen." Nach dem Abenteuer konzentriert sich die BSR-IT jetzt wieder auf die Unterstützung des operativen Geschäfts.

Ähnliche Probleme wie SAWIS hat nach Urbans Angaben auch SAP mit seinem Modul erfahren. Nach seinen Worten gibt es in Hamburg und Frankfurt zwar inzwischen einen Piloten der SAP-Lösung "IS-U Waste, doch eine größere Verbreitung lässt auch hier auf sich warten.

Urban sieht positiv in die Zukunft: "Wir haben konstruktive Gespräche mit SAP im Arbeitskreis der Anwender in der kommunalen Entsorgung. Am Ende der Geschichte sieht es nach Wiederannäherung aus.

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