Strategien


Was Analysten meinen

Siemens verkauft IT-Tochter SIS

16.12.2010
Von Nicolas Zeitler
Christophe Chalons von Pierre Audoin Consultants hält es für wichtig, dass die bisherige SIS ihre neue Stärke im Vertrieb weiter ausbaut.
Christophe Chalons von Pierre Audoin Consultants hält es für wichtig, dass die bisherige SIS ihre neue Stärke im Vertrieb weiter ausbaut.
Foto: PAC

Als entscheidend für den Erfolg des neuen Unternehmens betrachtet Christophe Chalons, Chief Analyst beim Beratungsunternehmen PAC, die bevorstehende Integrationsphase. Auch wenn mangelnde Profitabilität in der Vergangenheit ein wesentlicher Makel von SIS gewesen sei, dürfe man jetzt nicht zu sehr weitere Kostensenkungen im Blick haben. „Man muss aufpassen, dass man dabei nicht zu sehr an die Substanz geht“, sagt er angesichts des zurückliegenden und des angekündigten weiteren Stellenabbaus bei der bisherigen SIS. Siemens' einstige IT-Tochter habe jüngst wieder eine starke Vertriebsmannschaft aufgebaut. Die gelte es weiter auszubauen. „Das sind gute Leute, denen muss man noch mehr Mut geben, damit sie Deals gewinnen“, sagt Chalons.

Atos Origin erfahren bei Transaktionssystemen

Als eine der Stärken des neuen Unternehmens bezeichnet Chalons den Bereich HTTS, also Transaktionssysteme von E-Commerce bis Smart Metering. Atos Origin habe auf diesem Feld viel Erfahrung und betreibe vor allem in Frankreich mehrere große Projekte – etwa im Umfeld elektronischer Gesundheitsakten. HTTS sei ein sehr gewinnträchtiges Geschäftsfeld. „Zusammen mit Siemens könnte da einiges entstehen“, ist er überzeugt.

Noch offen ist für Chalons, wie sich Atos Origin beim Infrastruktur-Outsourcing aufstellen wird. Vom Umsatz her stehe man nun weltweit auf Rang drei – eigentlich eine gute Ausgangsposition, um „bei großen Deals mitzumischen“, meint der Analyst. „Die Frage ist für mich aber noch, ob sie das auch wollen; das kann man nämlich nicht halbherzig machen“. Chalons hält eine Ausdehnung nach außerhalb Europas für wichtig. In zwei bis drei Jahren, so meint er, sollte Atos Origin einen indischen Dienstleister kaufen und sich auch in den USA positionieren.

Für wahrscheinlich hält er, dass Siemens seiner einstigen Tochter auf längere Sicht verbunden bleiben wird. Ein Ausstieg als Anteilseigner ist zwar in fünf Jahren möglich. Chalons sieht allerdings die Option, dass der Technologiekonzern seine Anteile auf bis zu 25 Prozent erhöht. Die Partnerschaft zu Atos sei für Siemens wichtig. Für seine Industrieanlagen brauchten die Münchner IT-Kompetenz. „Daher ist es sinnvoll, mit Atos Origin in vielen Bereichen zusammenzuarbeiten.“

Als Beleg für eine „lange erwartete Konsolidierung im IT-Service-Markt“ bezeichnet Hartmut Jaeger, Mitglied der Geschäftsleitung von PA Consulting Group in Deutschland, die Übernahme von SIS durch Atos Origin. Andere Anbieter müssten nun versuchen, ihre Marktanteile weiter zu vergrößern. Regionale Anbieter und IT-Töchter von Konzernen sieht Jaeger unter wachsendem Druck. „Wer jetzt nicht aktiv wird, droht weiter zurückzufallen und damit auch die Fähigkeit zu verlieren, die großen Trends bei IT-Services nachhaltig zu unterstützen“, meint der Berater.

Zur Startseite