Neuer VW-Konzernchef

So führt Oliver Blume Volkswagen

02.09.2022
Der Neue an der VW-Spitze hat seinen Job angetreten - und wendet sich gleich am ersten Tag an die Manager-Runde. Etliche Änderungen stehen an, die Erwartungen an Oliver Blume sind groß.
Für den neuen VW-Konzernchef Oliver Blume stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund.
Für den neuen VW-Konzernchef Oliver Blume stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund.
Foto: Volkswagen AG

Der neue Volkswagen-Chef Oliver Blume hat zum Start an der Konzernspitze die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit allen Akteuren in dem komplexen Unternehmen betont und einen weiteren Ausbau der E-Mobilität angekündigt. Unter Vorgänger Herbert Diess habe die FührungFührung "strategisch und technologisch einen guten Job" gemacht, sagte er am Donnerstag in einer internen Manager-Konferenz. "Jetzt müssen wir liefern", so Blume - "im Interesse unserer Kunden, unserer Investoren und der gesamten Volkswagen-Mannschaft". Alles zu Führung auf CIO.de

Der Produktionsexperte leitet vorerst auch PorschePorsche als wichtige Tochter weiter. "Für mich stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund", erklärte Blume zur Übernahme seiner zusätzlichen Funktion in Wolfsburg. Der in der Zeit von Diess deutlich vergrößerte Konzernvorstand soll nun allerdings wieder verkleinert werden - um ein Viertel von zuletzt zwölf auf künftig noch neun Mitglieder. Top-500-Firmenprofil für Porsche

Große Anerkennung für Herbert Diess

In den vergangenen Jahren habe Europas größtes Industrie-Unternehmen "die richtigen Weichen gestellt", meinte Blume im Hinblick auf zentrale Themen der AutobrancheAutobranche wie alternative Antriebe, Vernetzung von Fahrzeugen und Diensten oder den Wandel der Arbeitswelt. Viele Branchenbeobachter sprachen auch Diess hierfür große Anerkennung aus. Top-Firmen der Branche Automobil

In den Beziehungen zum Betriebsrat, zur IG Metall und zum Land Niedersachsen gab es jedoch oft große Spannungen - dem bisherigen VW-Chef wurden Alleingänge bei Sparvorschlägen, eine stetige Erhöhung des Drucks an den Werkslinien und ein ruppiger Kommunikationsstil vorgeworfen. Außerdem kam es zu gefährlichen Verzögerungen in der konzernweiten Software-Strategie mit verspäteten Modellanläufen. Ende Juli warf Diess das Handtuch, er bleibt aber Berater des Konzerns.

Kontinuierliche Stabilität gefragt

Aus Sicht Blumes ist eine systematische und transparente Umsetzung von vereinbarten Zielen wichtig. Inmitten aller Umbrüche und Umbauten brauche VolkswagenVolkswagen auch ein Maß an kontinuierlicher Stabilität - dafür sei es entscheidend, den richtigen Rhythmus zu finden. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen

Während Diess' siebenjähriger Amtszeit investierte die nach Toyota zweitgrößte Autogruppe der Welt hohe Milliardensummen in E-Fahrzeuge. Blume hält diesen Weg für grundsätzlich richtig. "Der E-Mobilität gehört die Zukunft", sagte er. "Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen. Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche."

Parallel dazu bekräftigte Blume jüngst aber auch sein Interesse an den umstrittenen E-Fuels - synthetischen Verbrenner-Kraftstoffen, deren CO2-Bilanz prinzipiell günstig ausfallen kann, für die vorher jedoch viel Energie eingesetzt werden muss. "Die Produktion macht Sinn, wenn ich sie an Orten auf der Welt herstelle, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist", sagte er der "Braunschweiger Zeitung". Die E-Mobilität werde sich "weltweit irgendwann nachhaltig durchsetzen, wir müssen aber Lösungen für den Weg dorthin schaffen".

Vorstandsumbau beginnt

Der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wird jetzt gestutzt. Wie VW bestätigte, sollen Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung in einer Art "Synergien-Ressort" aufgehen - dieses firmiert zusätzlich als "erweiterte Konzernleitung". Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender "dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren", hieß es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.

Laut Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch haben die Veränderungen das Ziel, Komplexität abzubauen und den Aufgabenzuschnitt zu schärfen. Zudem sollen sie die schon länger bestehende Maßgabe unterfüttern, dem Konzern nur die Gesamtsteuerung sowie die übergreifenden Themen zuzuschreiben - und den Marken wie VW, AudiAudi, Porsche, SkodaSkoda oder Seat mehr "unternehmerische Verantwortung" zu geben, wie Blume ergänzte. Top-500-Firmenprofil für Audi Top-500-Firmenprofil für Skoda

Querschnittssektoren wie Einkauf und Vertrieb oder die durch immer mehr Gleichteil-Baukästen geprägten Felder Entwicklung und Produktion sollen daher in der "erweiterten Leitung" gebündelt werden. In diesem Zusammenhang geht es auch um StandardisierungStandardisierung und Kostensenkung. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Hildegard Wortmann soll für das Thema Vertrieb zuständig bleiben, Murat Aksel für den Einkauf. Der Entwicklungschef von Porsche, Michael Steiner, füllt diese Aufgabe jetzt auch für den Konzern aus, Gleiches gilt für Christian Vollmer von der Kernmarke VW und das Ressort Produktion. In den zurückliegenden Wochen hatte es in einigen Berichten Spekulationen gegeben, dass manche Bereiche auch ganz gekappt werden oder manche Führungskräfte ausscheiden könnten.

Börsengang der Porsche AG steht an

Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Außerdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen - denn der Börsengang der Porsche AG gehört zu den wichtigsten Projekten in den kommenden Monaten. (dpa/rs)

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