Fit für die Digitalisierung

Stolpersteine der Agilität ausräumen

Sabine Dietrich ist Management-Beraterin für Multiprojektmanagement, Projektmanagement, Führungskräfte-Entwicklung sowie Autorin. Im Jahr 2009 gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen.

4. Oberflächliche Veränderung "auf Knopfdruck"

"Wir lassen die Mitarbeiter Scrum trainieren und zertifizieren, dann wird das schon" - so ein häufiger Spruch. Kann sein, tut es allerdings zumeist nicht. Eine Qualifikation für eine Methode ist nie schlecht. Damit eine Veränderung im Unternehmen wirksam werden kann, ist jedoch mehr erforderlich.

Eine nachhaltige Veränderung muss auf vielen Ebenen wirken, bis hin zum neuen Mindset - und das kostet Zeit und fordert Professionalität. Und auch wenn das eigentlich alle wissen, bleibt es doch zu häufig unberücksichtigt.

In der Realität werden immer wieder Mitarbeiter in Trainings gesandt und anschließend in der Organisation allein gelassen. Eine Kommunikation zu den damit verbundenen Erwartungen, zum Ziel des erworbenen Wissens oder der aktuellen Veränderung, eine Begleitung beim Praxistransfer - Fehlanzeige. Die Konsequenz ist Verunsicherung, unzureichende Handlungskompetenz und letztendlich Demotivation.

Wirksam verändern

Im Fokus der Veränderung stehen die Menschen im Unternehmen. Sie gilt es, aktiv und konsequent einzubinden. Ihnen das WARUM und WIE der Veränderung zu erklären. Und das nicht nur einmal. Sondern kontinuierlich und in unterschiedlichen Formaten. Schließlich verändern sich die Anforderungen, die Verantwortung und damit nicht zuletzt die eigene Rolle eines jeden.

Das fängt bei jedem Manager an, der in der agilen Welt eine andere Rolle übernehmen muss - den Mitarbeitern gegenüber weiterhin Vorbild bleiben sollte. Wie verhält er sich in kritischen, herausfordernden Situationen? Genau das sind die Situationen, in denen tradierte Verhaltensmuster reaktiviert werden, was dann wiederum kontraproduktiv auf die Mitarbeiter wirkt.

Fazit

Neue Rollen und deren Anforderungen benötigen Reflexion und den Erwerb von Handlungskompetenz. Angefangen von den Managern bis hin zu jedem Mitarbeiter. Um dies zu verankern und Wirkung zu erzielen, muss immer wieder konsequent Raum für das Verproben und die Weiterentwicklung neuer Verhaltensweisen eingeräumt werden - idealerweise im Sinn bestmöglicher Ergebnisse professionell begleitet. Eine konsequente Kommunikation und aktive Einbindung aller Beteiligten mit der Möglichkeit eines offenen Austauschs ist Erfolgsfaktor auf der Reise der Veränderung.

Agilität ist mehr als Scrum

Zunehmende Dynamik und wachsende Komplexität fordern Veränderung, neue Arbeitsweisen fordern neue Methoden. Agilität kann Unternehmen erfolgreicher machen, ist jedoch mehr als Scrum und in keinem Fall ein Allheilmittel. Vielmehr muss eine Veränderung zum zu lösenden Problem passen und es müssen die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Von zentraler Bedeutung dabei ist die konsequente Einbindung aller im Unternehmen - von der Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses bis hin zur Auseinandersetzung mit den Anforderungen der neuen Rollen. Letztendlich braucht eine nachhaltig wirksame und wirtschaftlich sinnvolle Veränderung Manager, die mutig die passgenaue Veränderung realisieren und Aktionismus durch reflektiertes Handeln ablösen.

Zur Startseite