CIO Auf- und Aussteiger


Keine Rücksicht mehr auf Firmenpolitik

Was macht eigentlich Ragnar Nilsson?

Über 20 Jahre war Ragnar Nilsson im Top-Management für die IT unterwegs, arbeitete für Klöckner-Humboldt-Deutz, Karstadt, Aventis, Bertelsmann. Und dann - im Dezember 2003 - das Ende bei Bertelsmann. Thomas Middelhoff verließ den Konzern, und die Direktive hieß dezentral, nicht mehr zentral. Ein zentraler CIO war nicht mehr nötig - und Nilsson ging ebenso.

Ab sofort kein Fahrer mehr, unfreiwilliger Verzicht auf Statussymbole und Privilegien eines Top-Managers. "Das war ein Einbruch, der mich getroffen hat“, gibt Nilsson heute zu fünf Jahre später. Der Top-Manager war raus aus dem Machtgefüge eines Konzerns, wurde "nicht mehr so oft angerufen und zu Veranstaltungen eingeladen". Doch heute, sagt der 58-jährige Wirtschaftsingenieur, "interessiert mich das alles nicht mehr."

Nilsson hatte sein Beratungshaus, die CIO Consults Group, schon parallel zu seiner Tätigkeit bei Bertelsmann aufgebaut. "Es ist eine andersgeartete Verantwortung", meint Nilsson, "man ist mehr für sich selbst verantwortlich, nicht so sehr für den Umsatz." Macht und Firmenpolitik stünden jetzt nicht mehr im Fokus: "Trotzdem bin ich noch auf Augenhöhe mit dem Top-Management, nur heute kann ich über Themen reden und muss mich nicht um Politik scheren."

Als Interims-CIO und in Beratungsprojekten zu Themen wie Governance, Assessment und IT-Strategie ist seine Meinung sehr wohl gefragt, nur entscheiden heute andere. "Ich bringe die Neutralität rüber, die nötig ist. Und ich sage denen da drüben, die Politik machen: Kümmert euch doch um die wesentlichen Aufgaben!"

Ruhiger ist sein Alltag allerdings durch den Seitenwechsel nicht geworden. Eher mehr würde er jetzt arbeiten. "Das liegt in meinem Naturell. Was ich tue und wie ich es tue, entscheide ich heute freier."

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