Strategien


COMPETITIVE INTELLIGENCE

Wissen, was andere planen

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Im digitalen Zeitalter haben E-Mails die Brieftauben ersetzt. "Während es früher oft reichte, mit Lieferanten und Kunden über Konkurrenten zu sprechen, hat die Digitalisierung eine ganz neue Dynamik in unsere Branche gebracht", sagt Ursula Georgy. Die Professorin für Informations- Marketing an der Fachhochschule Köln ist Gesellschafterin des Wissenschaftlichen Informationsdienstes Wind. Die Rheinländer erstellen im Bereich der chemischen und pharmazeutischen IndustrieIndustrie Konkurrenz-Analysen. Dabei werten sie mit Hilfe maßgeschneiderter Software vor allem die weltweiten Patentdatenbanken aus. "Vom Patent zum serienreifen Produkt dauert es im Schnitt drei Jahre", weiß Georgy. "Sie können also beobachten, womit ihr Konkurrent in Zukunft auf den Markt will -- und rechtzeitig Gegenstrategien entwickeln." Top-Firmen der Branche Industrie

Software für Konkurrenz-Analysen

Nicht nur Patentdatenbanken, sondern auch Nachrichtenbretter, User-Foren, Artikel und sogar die Intranets des eigenen Unternehmens und der Mitbewerber werden von den Konkurrenz-Beobachtern durchleuchtet. Mit Programmen wie "Grapevine" von Sun senden beispielsweise BASF und Henkel Suchbegriffe ins Netz. Diese Mini-Programme schicken ihre Ergebnisse in regelmäßigen Abständen automatisch an den Absender. Firmen wie Ford, Goldman Sachs, Nokia und Procter & Gamble programmieren die Intelliseek-Software "Corporate Intelligence Service" (CIS) für die automatisierte Suche. Welche Software Bayer nutzt, will Sprecher Günter Forneck nicht verraten: "Aber natürlich setzen wir das ein, was State of the Art ist."

Sicherheitsexperten warnen vor der immer weiteren Verbreitung von IT-gestützter Konkurrenz-Beobachtung. Zwar ist diese Art der Nachforschung erlaubt, doch Fachleute wie Hartmut Pohl, Professor für Informationssicherheit an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, weisen darauf hin, dass gerade bei der Informationsbeschaffung über das Internet schnell die Grenzen des Legalen überschritten werden. "Meine persönliche Erfahrung lautet: Es wird an Daten geklaut, was nicht nietund nagelfest ist", sagt Pohl. 538-mal ist in der polizeilichen Kriminalstatistik des letzten Jahres das "Ausspähen von Daten" als Straftatbestand verzeichnet. Michael Dickopf, Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, warnt: "Früher musste dabei die bestochene Sekretärin mit der Minox fotografieren oder zum Kopierer schleichen, heute werden die Megabytes einfach runtergesaugt."

Meistens ist es aber gar nicht nötig, den ServerServer zu knacken, umalles über die Konkurrenz zu erfahren. Bayer-Sprecher Forneck meint: "Das Problem besteht weniger in der Gewinnung von Informationen, sondern darin, die Datenflut auszuwerten und für das Management aufzubereiten." Doch auch dafür gibt es Software: "Infozoom" etwa, eine Entwicklung der St. Augustiner Firma Human IT, macht riesige Datenmengen auf einer grafischen Oberfläche anschaulich und zeigt den Inhalt von Datenbanken in abstrakter Form auf dem Bildschirm an. Weil all das auf einen Blick zu erfassen ist, was zusammengehört, braucht man für die Informationssuche dann nur noch ein wenig Intuition. Alles zu Server auf CIO.de

Zur Startseite